Bundesligist FC Augsburg:Rollmanns Rückkehr

Lesezeit: 3 min

Die Verpflichtung des früheren Torwarts Jürgen Rollmann als Sportchef des FC Augsburg ist eine überraschende Wende beim Fußball-Bundesligisten. Er löst Manfred Paula ab, der nach nur drei Monaten wieder das Nachwuchsleistungszentrum leitet. Eine Degradierung sei das aber nicht, sagt der Verein.

Kathrin Steinbichler und Philipp Schneider

Jürgen Rollmann, neuer Sportchef in Augsburg. (Foto: dapd)

Der erste Saisonsieg in der Fußball-Bundesliga gegen Werder Bremen am vergangenen Freitag hatte für den FC Augsburg der Beginn einer sportlichen Wende sein sollen. Ein Beweis für die Erstklassigkeit sowohl der Spieler als auch der Verantwortlichen hinter der Mannschaft. Mit dem 3:1-Sieg war auch die Hoffnung verbunden, etwas Ruhe zu gewinnen im harten Kampf um den Verbleib in der Liga. Am Montag aber sorgte der FC Augsburg gleich zu Beginn der Länderspielpause mit einer bemerkenswerten Personalentscheidung für einiges Aufsehen - einer unerwarteten noch dazu.

Denn Manfred Paula, 47, der erst im Juli dem zur Deutschen Fußball Liga (DFL) gewechselten Andreas Rettig nachgefolgt war, ist nicht mehr länger der für Sport zuständige Manager bei den Schwaben. Seinen Posten übernimmt ab sofort der frühere Profi-Torhüter und spätere Kommunikationsberater Jürgen Rollmann.

Am Montagmorgen hatten die FCA-Verantwortlichen zu einer Pressekonferenz für den Nachmittag mit Klubchef Walther Seinsch und Geschäftsführer Peter Bircks eingeladen - "aus aktuellem Anlass", wie es hieß. Um 15 Uhr erschienen beide mit Paula und Rollmann auf dem Arena-Podium, und was folgte, war eine Amtsübergabe, die Außenstehende als Degradierung verstehen müssen. Denn während der studierte Journalist und A-Lizenz-Inhaber Rollmann - kein Unbekannter in Augsburg - ab sofort das Management der Profis übernimmt, zieht sich der Sportökonom und DFB-Fußballlehrer Paula auf den Posten als Leiter des FCA-eigenen Nachwuchsleistungszentrums zurück.

Nach SZ-Informationen war Rollmann schon zu Jahresbeginn als Nachfolger für Rettig im Gespräch gewesen. Am Ende wählte Seinsch, der starke Mann beim FCA, die interne Lösung mit Paula; der langjährige Aufsichtsratchef Bircks rückte zudem auf den Geschäftsführerposten und kümmert sich um die Finanzen. Gemeinsam mit Seinsch bildet er seitdem die Geschäftsleitung.

Paula wiederum ließ sich ab April von Rettig in den Bereich Sport einarbeiten. Nun, nur sechs Wochen nach Saisonbeginn, wird er wieder versetzt im Verein. Als Erklärungsansatz ist nun aus dem Umfeld des Vereins zu hören, dass zum einen das Verhältnis von Paula und FCA-Trainer Markus Weinzierl nicht ideal gewesen sein soll. Zum anderen galt der introvertierte Sportmanager Paula den Verantwortlichen des FCA offenbar als zu zurückhaltend. So sei der Austausch mit dem Profiteam nicht intensiv genug gewesen.

Seinsch wiederum wollte am Montag die Rochade nicht als Zurückstufung verstanden wissen. "Ausgangspunkt war die Tatsache, dass wir endlich mit der Umsetzung des Nachwuchsleistungszentrums vorangekommen sind. Wir sind mit der Finanzierung fast durch. Im Zuge dieser Überlegungen sind wir zu dem Ergebnis gekommen, Herrn Paula zu bitten, diese Aufgabe zu übernehmen", betonte Seinsch. "Dankenswerterweise" habe Paula diesem Schritt zugestimmt. Denn der Klub werde "sich langfristig nicht in der obersten Etage halten können, wenn der Nachwuchs nicht entsprechend gefördert wird", erläuterte Klubchef Seinsch weiter.

Elf des Spieltags
:Bayerische Büffel auf dem Oktoberfest

Bernd Schuster kennt den idealen Trainer für den FC Bayern, Lukasz Piszczek präsentiert den ehrlichsten Schmerz in dieser Saison, Olivier Occean lernt, dass ein Stammplatz auch negative Seiten hat und Thomas Müller lässt sich von einer Verletzung den Wiesn-Besuch nicht vermiesen. Die Elf des Spieltags.

Jedoch: Manfred Paula hatte auch seit Beginn seiner Tätigkeit als Sportmanager des FCA sein ursprüngliches Amt als Chef der FCA-Nachwuchsabteilung inne. Insofern werden seine Befugnisse nun faktisch beschnitten. Der Bundesliga-Quereinsteiger Paula hatte zuletzt für seine Transfers im Sommer sogar einiges Lob erhalten. Den Rückzug ins neue Leistungszentrum bezeichnete er nun am Montag als "eine Mammutaufgabe". Selbstverständlich vergaß er auch nicht zu betonen: "Ich freue mich darauf, sie zu übernehmen."

Elf des Spieltags
:Bayerische Büffel auf dem Oktoberfest

Bernd Schuster kennt den idealen Trainer für den FC Bayern, Lukasz Piszczek präsentiert den ehrlichsten Schmerz in dieser Saison, Olivier Occean lernt, dass ein Stammplatz auch negative Seiten hat und Thomas Müller lässt sich von einer Verletzung den Wiesn-Besuch nicht vermiesen. Die Elf des Spieltags.

Auf Jürgen Rollmann wiederum sei man schnell gekommen, meinte Vereinsboss Seinsch. Der 45-Jährige war früher als Profi unter anderem für Werder Bremen und den MSV Duisburg und zuletzt von 1995 bis 1997 auch für den FCA aktiv - vor allem über Aufsichtsrat und Geschäftsführer Bircks hielt er all die Jahre Kontakt nach Augsburg.

Denn für den einstigen Torwart ist es eine Rückkehr in einen Job, den er schon einmal ausübte, allerdings auf anderem Niveau: In der Saison 1999/2000 hatte er bereits für den FCA als Manager gearbeitet. Das Kapitel endete indes jäh: Rollmann war damals zurückgetreten, nachdem eine Investition eines Augsburger Firmen-Konsortiums in den damals klammen FCA nicht zustande gekommen war. Die vermeintliche Rettung vor dem Zwangs-Abstieg in die Bayernliga war damit gescheitert: Der "Zulassungs-Beschwerde-Ausschuss" des DFB entzog dem FCA endgültig die Spielgenehmigung für die dritte Liga. Der Verein stürzte in die Krise.

Von 2000 bis 2003 betätigte sich Jürgen Rollmann dann außerhalb des Sports: Er war Pressesprecher der Bayern-SPD. Bis 2006 arbeitete er zudem als Koordinator der Bundesregierung für die Weltmeisterschaft 2006, seitdem ist er als Autor und Kommunikationsberater tätig. Eine Stärke sei, dass er gut vernetzt sei, meinte der gebürtige Hesse Rollmann, der von 1994 bis 1996 Präsident der Spielergewerkschaft VdV war. Mit seiner Routine in der Medienarbeit kann er wohl künftig den Bundesliga-Neuling Weinzierl entlasten.

Nach der Anfrage des FCA habe er nur "kurz überlegt und dann zugesagt", meinte Rollmann, der verheiratet ist und Vater von zwei Kindern. Welche Schwerpunkte er nun setzen werde, darüber wollte der eher selbstbewusste Kommunikationsprofi an seinem ersten Arbeitstag noch nicht reden. "Es sind 27 Spiele, macht 81 Punkte", sagte er am Montag zur Situation des FCA. "Ich will mich im Team einbringen, so viel wie möglich davon zu holen."

© SZ vom 09.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: