Bundesliga-Vorschau, 22. Spieltag:Viren im Kleiderschrank

Louis van Gaal verrät nicht, was ihn derzeit stört, der gegnerische Coach weckt bei Leverkusen ungute Erinnerungen und Frankfurt trainiert wie Barcelona. Die Bundesliga-Vorschau.

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Borussia Mönchengladbach - 1. FC Nürnberg (Freitag, 20.30 Uhr)Manchmal fällt es selbst einem optimistischen Trainer schwer, immer positiv nach vorn zu blicken. Was soll er auch sagen, wenn seine Mannschaft in den vergangenen acht Bundesliga-Spielen nur einen Sieg schaffte, Vorletzter in der Tabelle ist und der Stammtorhüter verletzt ist? Wahrscheinlich das: "Wir fahren da nicht nur hin, um ein gutes Spiel zu machen, sondern um Punkte mitzunehmen." Gesagt hat diesen Satz der Nürnberger Trainer Dieter Hecking - und mit "da" meint er Gladbach.Borussen-Trainer Michael Frontzeck kennt die Probleme der Nürnberger nur zu gut: "Nürnberg steht da, wo wir vor einem Jahr standen, nämlich mehr oder weniger mit dem Rücken zur Wand. Das macht die Sache für uns aber nicht einfacher." Frontzeck muss auf den gesperrten Tobias Levels und den verletzten Thorben Marx verzichten, dafür rücken Tony Jantschke und Marcel Meeuwis in die Startelf. Und eine Warnung sprach der Trainer an seine Mannschaft aus, nach den Erfolgen der vergangenen Wochen nur ja nicht überheblich zu werden. Dieses Arroganz-Virus, es grassiert anscheinend nicht nur in München.Foto: ddp

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Bayer Leverkusen - VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr) Leverkusens Meistermacher kommt in die BayArena. Wenn Bayer 04 am Samstag auf den VfL Wolfsburg trifft, dann sitzt auf der Wölfe-Bank der Mann, der Leverkusen zum einzigen Meistertitel der Vereinsgeschichte verholfen hat: Lorenz-Günther Köstner. Der war mal Trainer bei der SpVgg Unterhaching. Unterhaching ist nicht Leverkusen? Macht nix! Köstners Unterhaching sorgte am letzten Spieltag der Saison 1999/2000 mit einem 2:0 gegen Bayer dafür, dass die Werkself von den Bayern noch vom ersten Tabellenplatz geschubst und so zum gefühlten ersten "Meister der Herzen" wurde. Ganz offiziell schaffte es dieser Fußball-Trostpreis zwar erst ein Jahr später in die Fanwörterbücher, als Schalke 04 (wieder im Fernduell gegen Bayern München) ein noch tragischeres Titeltrauma erlebte, das macht aber auch nix.Lorenz-Günther Köstner ist jedenfalls am Samstag da, in der BayArena, als Trainer des aktuellen, wirklichen deutschen Meisters VfL Wolfsburg, der halt nur im Moment wenig meisterlich spielt. Dass er den gar nicht zum Meister gemacht hat, macht da auch schon nichts mehr. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Köstner mit dem derzeitigen VfL Meister von irgendetwas werden könnte. Verlieren die Wölfe gegen den noch ungeschlagenen Tabellenführer, könnte Köstner aber vielleicht wieder Bayer 04 einen entscheidenden Schritt weiterbringen: auf dem Weg zum ersten wirklichen Meistertitel in der Geschichte des Vereins.Foto: dpa

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VfB Stuttgart - Hamburger SV (Samstag, 15.30 Uhr)Stuttgart ist nicht München. Was Kenner der Geographieszene und Süddeutsche schon länger vermuteten, hat der Fußball nun bestätigt: Obwohl sowohl der Stuttgarter VfB als auch die Münchner Bayern als einzige Teams in 2010 eine optimale Punkteausbeute (zwölf Zähler aus vier Spielen) aufweisen, könnten die Zielsetzungen nicht unterschiedlicher sein. In München, da sitzen sie den Leverkusenern nun endgültig im Nacken und selbst wenn sie nicht dort sitzen, wollen sie immer dahin, wo Leverkusen nach bayerischer Zeitrechnung schon viel zu lange sitzt - auf Tabellenplatz eins. In Stuttgart, da spielen sie gegen den Abstieg. Ja, gegen den Abstieg. "Dafür wurde ich geholt, das ist meine Mission. Solange das nicht erreicht ist, mache ich keine andere Zielvorgabe", sagt VfB-Trainer Christian Gross. Bleibt die Frage, wie die Schwaben, die gegen den HSV bis auf Cacau (Adduktorenprobleme) aller Voraussicht nach personell aus dem Vollen schöpfen können, wohl spielen würden, wenn, ja wenn Stuttgart München wäre?Das will der HSV sicher gar nicht so genau wissen. Die Hamburger haben mit sich selbst genug zu tun. Eine unnötige Niederlage in Köln, die die kleine Negativserie von drei sieglosen Spielen krönt, der immer größer werdende Abstand zum Führungstrio der Tabelle und große (die vielen Dauerverletzten) sowie viele kleine Personalsorgen: Unklar sind in Stuttgart die Einsätze von Frank Rost (eingeklemmter Nerv im Nacken), Dennis Aogo (Rückenprobleme), Marcus Berg (leichte Knieprobleme) und Jérôme Boateng (fortwährende Schmerzen im Sprunggelenk). Hoffnungsträger und Stürmer Ruud van Nistelrooy kommt in Stuttgart wohl wieder nur als Joker in Frage. "Er ist noch nicht bei 100 Prozent, da soll er aber hin", sagt Trainer Bruno Labbadia.Foto: Getty

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VfL Bochum - 1860 Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr)Der VfL Bochum, das war schon immer der kleinste der drei großen Ruhrvereine. Immer ein wenig im Schatten der Königsblauen aus Schalke und Schwarzgelben aus Dortmund. Kleinstes Stadion, kleinste Fangemeinde, kleinster Etat. Logisch, dass auch die Serie des VfL nach der Winterpause auf den ersten Blick keine großen Wunderdinge verspricht: nur ein Sieg aus vier Spielen. Aber: Bochum hat in 2010 noch nicht verloren und zwei der drei Unentschieden gegen den Tabellendritten Schalke 04 (nach 0:2-Rückstand) und den Tabellenersten Leverkusen geholt. Sollte der VfL nun gegen Hoffenheim gewinnen, wäre der Anschluss ans untere Mittelfeld hergestellt. Und das wäre dann auch für Bochumer Verhältnisse ein größerer kleiner Erfolg.Mit sehr kleinen - nur Spötter würden sagen gar keinen - Erfolgen muss sich momentan die TSG Hoffenheim begnügen. Dem vermeintlichen Aufschwung (Heimsieg gegen die derzeitige Übermannschaft Hannover) folgte im DFB-Pokal gegen Bremen prompt der erneute Abschwung. Dennoch redete Ralf Rangnick die ersatzgeschwächte TSG in der Niederlage so euphorisch stark ("Wir haben ein klasse Spiel gemacht. Wir haben ohne sieben Stammspieler gespielt und Bremen phasenweise nicht nur beherrscht, sondern auch spielerisch kontrolliert."), dass er es bis zum Bochum-Spiel wohl auch noch schafft, die Tatsache zu zerreden, dass Hoffenheim seine letzten drei Auswärtspartien verloren hat.Foto: dpa

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Hannover 96 - Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr)Klaus Allofs hat nach dem Pokalsieg gegen Hoffenheim einen wunderbaren Satz konstruiert: "Das ist echt außergewöhnlich. So außergewöhnlich, dass es in Bremen fast schon selbstverständlich ist", sagte der Werder-Manager angesichts der 20. Halbfinalteilnahme seines Vereins in der Pokalgeschichte. Das Außergewöhnliche Normalität werden zu lassen, das verstehen sie in Bremen als Selbstverständlichkeit. Was das für das Nordderby am Samstag bedeutet? Von den vergangenen 13 Spielen in Hannover hat Bremen nur ein einziges verloren, kein Verein schoss in Hannover so viele Tore wie die Bremer: 43 an der Zahl. Klaus Allofs fände es gewiss außergewöhnlich, wenn diese Erfolgsgeschichte fortgesetzt wird. Aber ist es nicht normal, dass jede Serie einmal zu Ende geht? Und sind Rückschläge für Bremen in dieser Saison nicht schon zur Selbstverständlichkeit geworden? Immerhin kann Torwart Tim Wiese wieder mitspielen.Für Hannover 96 sind derzeit vor allem Niederlagen Normalität, die vergangenen sechs Partien hat die Mannschaft verloren. Trainer Mirko Slomka, der die Neuzugänge Elson und Arouna Koné wohl in die Startelf beordert, fordert deswegen "von Beginn an höchste Konzentration". Die sollten sich seine Spieler bis zum Schlusspfiff gut einteilen. Werder Bremen erzielte in dieser Saison elf Tore in der letzten Viertelstunde - und ist damit die beste Schlussspurtmannschaft der Liga.Foto: Getty

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Hertha BSC - Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr)Vielleicht bräuchte Hertha BSC einfach noch einen Trainer, vielleicht einfach noch einen Friedhelm Funkel. Das hat sich auch Michael Preetz gedacht. "Wenn ich die Wahl hätte, würde ich ihn nochmal verpflichten", sagte der Manager auf die Frage, ob er dem Trainer noch zutraue, die Wende zu schaffen. Ob das bedeutet, dass der Manager einem Funkel allein die Aufgabe nicht zutraut und deswegen gern einen zweiten hätte oder ob er den einen Funkel so gut findet, dass er ihn sich gleich doppelt wünscht, ließ Preetz offen. Deutlich machte er, dass gegen Mainz unbedingt etwas anderes verdoppelt werden muss: die Zahl der Siege unter Funkel, die nach 14 Spielen seit dem Trainerwechsel immer noch bei eins steht.Bei Gegner Mainz sind sie dagegen vollauf zufrieden mit einem Thomas Tuchel, der nicht nur als Fußballfachman gute Arbeit macht, sondern auch als flammender Redner. Gut, die innovative Idee mit dem Mannschaftsbus gegen den FC Bayern lief nicht ganz nach Plan, weswegen sich der Trainer wieder auf traditionellere Wortwahl besinnt. Das hat schon vergangene Woche gegen Gladbach funktioniert, also legt Tuchel vor dem Spiel gegen Hertha nach: "Um 15.30 Uhr müssen wir brennen. Wir werden elf Spielern gegenüberstehen, die kratzen, beißen, spucken und über alle Grenzen gehen werden. Da bist du gefordert, ihnen Aug in Aug gegenüberzutreten."Foto: Getty

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FC Bayern - Borussia Dortmund (Samstag, 18:30 Uhr)"Wir haben einen Virus in der Kleiderkammer", sagt Louis van Gaal vieldeutig. "Das ist vor den anstehenden englischen Wochen und den wichtigen Spielen gegen Dortmund und Florenz schlecht." Da bei van Gaal die Bedeutung einzelner Worte ("arrogant", "Chancen kreiern") nie so eindeutig zu definieren ist, ist derzeit unklar, wen oder was er mit dem Wort Virus zu umschreiben versucht. Ist es der Magen-Darm-Infekt, der vor dem Pokalspiel gegen Fürth schon Daniel van Buyten, Jörg Butt, Andreas Görlitz, Ivica Olic und Danijel Pranjic befallen hatte? Oder ist es die Arroganz, die sich in der Umkleidekabine des FC Bayern auszubreiten droht? Oder ist es gar Franck Ribéry, der im Pokal zwar von Beginn an spielen durfte, über seine Auswechlung jedoch weniger amüsiert war? Van Gaal wollte es nicht verraten.Bei Borussia Dortmund gibt es vor dem Spitzenspiel keinen Virus, im Gegenteil: Jakub Blaszczykowski hat seine Adduktorenzerrung auskuriert, Sven Bender (Knieprobleme) und Torhüter Roman Weidenfeller (Fleischwunde am Knie) haben das Mannschaftstraining wieder aufgenommen - und auch der lange verletzte Sebastian Kehl übt wieder mit den Kollegen.Das einzige Virus, den die Dortmunder in sich tragen, ist das Nicht-in-München-gewinnen-Gen: Der letzte Dortmunder Erfolg in München datiert vom 12. Oktober 1991 - da siegte der BVB bei den Bayern mit 3:0.Foto: Getty

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Schalke 04 - 1. FC Köln (Sonntag, 15:30 Uhr)Nein, Nadine Angerer und Guido Buchwald trugen keine Schuld daran, dass es nicht zum Duell zwischen Schalke und Köln im Halbfinale des DFB-Pokals kommt. Die beiden prominenten Loszieher hatten nicht die Möglichkeit dazu, weil sich der Name "1. FC Köln" gar nicht mehr in einer der vier Kugeln befand. 0:2 unterlagen die Kölner in Augsburg, drei Spieler wurden vom Platz gestellt. "Ich bin enttäuscht über die Art und Weise der Niederlage", sagte Trainer Zvonimir Soldo. "Egal was Poldi und Petit gemacht haben - so etwas darf erfahrenen Spielern nicht passieren."Vor allem für Podolski gab es Kritik: Nur acht Minuten lagen zwischen der Einwechslung des 69-maligen Nationalspielers und seinem Platzverweis. Die vergangenen Monate haben offensichtlich ihre Spuren beim teuersten Spieler der Kölner Klubgeschichte hinterlassen. Formschwäche, Kritik und Verletzungen scheinen aus Podolski, der in der laufenden Bundesliga-Saison nur einen Treffer erzielt hat und seit 1123 Minuten auf ein Tor in einem Punktspiel wartet, ein Nervenbündel zu machen.Auf Schalke dagegen wurde der Einzug der Mannschaft ins Halbfinale mit Wohlwollen registriert - vor allem, weil er sich finanziell für den angeschlagenen Klub lohnt. Dank Kuranyis Treffer in der 59. Minute kassiert Schalke allein mit dem Halbfinale rund drei Millionen Euro zusätzlich durch TV-Geld und Zuschauereinnahmen. Einziger Wermutstropfen: "Es wäre natürlich schöner gewesen, gegen Augsburg zu spielen", sagte Kuranyi. Nun jedoch trifft Schalke auf den FC Bayern - und schuld daran sind Nadine Angerer und Guido Buchwald.Foto: Getty

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Eintracht Frankfurt - SC Freiburg (Sonntag, 17:30 Uhr)266 Kilometer sind es von Freiburg nach Frankfurt. Knapp drei Stunden mit dem Fanklubbus. Das klingt nach einem netten Sonntagsausflug, ein paar Bier und geschunkelten Fanliedern. Doch es soll am Sonntag vielleicht auch ein bisschen schneien. Und Stau kann es ja theoretisch auch sonntags geben. Der wichtigste Grund aber, warum Freiburg-Fans sich die Reise ins Rhein-Main-Gebiet gut überlegen sollten: Das letzte Tor, nicht der letzte Sieg, das letzte Tor des SC in Frankfurt datiert aus der Zeit, als die Commerzbank Arena noch das Waldstadion war - also ziemlich genau aus dem vergangenen Jahrtausend. Uwe Wassmer hat es erzielt, bei der 1:3-Niederlage des SC am 11. November 1998. Da den Breisgauern zuletzt auch nur ein einziger Treffer in sechs Partien gelang, sollte sich der gemeine SC-Fan seine Reisepläne für Sonntag also wirklich sehr, sehr gut überlegen.Zumal aus Frankfurt nichts Gutes zu vernehmen ist: Unter der Woche hat Patrick Ochs das Geheimnis des jüngsten Frankfurter Aufwärtstrends (zuletzt der 3:2-Auswärtssieg in Dortmund, Platz sieben in der Tabelle) gelüftet: Die Eintracht trainiert wie der FC Barcelona. Das, sagt Ochs, hat Trainer Michael Skibbe festgestellt, als er bei einem Seminar viele Parallelen zwischen Eintracht- und Barça-Training gesehen hat. Auf eine Stufe mit den ruhmreichen Katalanen wolle man sich natürlich aber nicht stellen. Das muss man in Frankfurt auch nicht. Gegen den SC Freiburg (die vergangenen vier Heimspiele wurden gewonnen) hat es bislang ja auch so gereicht.Foto: Getty

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