Bundesliga - 32. Spieltag:Freigabe aus Alkmaar

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Beim FC Bayern München laufen die Planungen für die kommende Saison: Der neue Trainer Louis van Gaal ist bestätigt - dafür soll der Diego-Deal jetzt vom Tisch sein.

Christof Kneer und Thomas Kistner

Weil im durchglobalisierten Transfermarkt alles mit allem zusammenhängt, sind für den FC Bayern zurzeit auch Meldungen aus Amsterdam interessant. Am Mittwoch zum Beispiel ließ der niederländische Trainer Co Adriaanse verlauten, dass er keineswegs zu Ajax Amsterdam wechseln werde - eine kleingedruckte Nachricht, die für den FC Bayern von höchstem Wert war. Die Dreisätze des globalisierten Transferfußballs gehen heutzutage so: Wenn Adriaanse nicht zu Ajax wechselt, dann wechselt er offenbar zum anderen heißen Bewerber, zum niederländischen Meister AZ Alkmaar - und wenn Alkmaar also einen prominenten Coach gefunden hat, dann... - ja, dann spricht auch aus Alkmaarer Sicht nichts mehr dagegen, Louis van Gaal gehen zu lassen. Und zwar zum FC Bayern.

Louis van Gaal wird Trainer beim FC Bayern. (Foto: Foto: dpa)

Am Mittwochabend folgte prompt die Bestätigung: "Van Gaal wird Bayern-Coach", meldete der FC Bayern auf seiner Homepage und berichtete von guten Gesprächen, die die Vorständler Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Karl Hopfner am Mittwoch mit Vertretern des AZAlkmaar geführt hatten. Der 57-Jährige soll einen Vertrag bis 2011 erhalten und offenbar am Freitag in München vorgestellt werden.

Kommt auch noch ein Verteidiger?

Zuvor hatte van Gaal seinem hartnäckigen Klubchef Dirk Scheringa im persönlichen Gespräch seine Freigabe aus dem Vertrag bis 2010 abgetrotzt, möglicherweise gegen das Versprechen, keine Spieler aus Alkmaar mitgehen zu lassen. Womöglich wird er seinem verflossenen Klub noch einen nützlichen letzten Dienst erweisen und dem Ligarivalen Ajax Amsterdam den Linksverteidiger Urby Emanuelson, 22, abspenstig machen (womit Philipp Lahm im neuen FCBayern rechts verteidigen könnte).

Welcher Sportlehrer diesen neuen FC Bayern unterrichten wird, ist also endgültig geklärt; nun, da die Königspersonalie sitzt, werden die Münchner mit ihrem neuen Trainer daran gehen, auch auf dem Rasen den neuen FC Bayern zusammenzubauen. Allerdings sind sämtliche relevanten Akteure noch in zahlreiche Interessensgeflechte verstrickt, weshalb Bayerns Verantwortliche auf den letzten Metern der Saison in einen Entscheidungsstau geraten sind. Sie bereiten diverse Transfers vor, aber vollziehen können sie die Transfers erst, wenn sich sämtliche relevanten Details zusammenfügen.

Im Fall des massiv von Juventus Turin umgarnten Bremers Diego etwa wähnten sich die Bayern auf einem guten Weg, nachdem sie mit dem beratenden Spielervater Djair da Cunha zweimal aussichtsreich getagt hatten. An diesem Donnerstag aber lässt sich Diego von der Kreiszeitung Syke mit der Aussage zitieren, er sei "mit Juventus Turin klar. Nur wenn Werder mir sagen würde, es läge ein Angebot von den Bayern vor und ich solle mich bitte damit beschäftigen, dann würde ich das tun".

Ein Vertrag sei laut Diego noch nicht unterschrieben. "Ich kann bei Juventus Turin nun einmal erst unterschreiben, wenn die Verträge zwischen den Klubs unterzeichnet sind", meinte Diego, der eine endgültige Entscheidung bis Freitag in Aussicht stellte. Auch Diegos Vater und Berater Djair da Cunha sagte, dass man sich mit Juventus "über alles einig" sei. "Jetzt müssen sich nur noch Werder und Turin über die Ablöse einig werden", sagte da Cunha der tz München. Er habe nur mit Juventus und mit keinem Bayern-Verantwortlichen verhandelt. Der FC Bayern habe aber noch eine Chance, "wenn sich Werder und Juve nicht einig werden". Nach da Cunhas Angaben kassieren er und Diego von der Ablösesumme 15 Prozent.

Rummenigge: "Wir ziehen uns zurück"

Diese Aussagen stießen den Münchner Machern offenbar bitter auf, so dass der Rekordmeister von einer Verpflichtung Abstand nahm. "Wir ziehen uns aus der Veranstaltung zurück, denn wir sind ein seriöser Klub. Das, was da zur Zeit alles passiert, wirkt sehr irritierend auf uns", sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge der Bild-Zeitung. Dort wurde zuvor berichtet, dass Diego für eine Ablösesumme von 25 Millionen Euro zu den Bayern wechseln und einen Vier-Jahres-Vertrag erhalten soll. Unterschrieben sei aber "noch nichts", hatte Rummenigge gesagt.

Stattdessen gerät jetzt wieder der Name Mario Gomez wieder in den Fokus, was in Stuttgart auf keinerlei Verwunderung gestoßen ist. Beim VfB wissen sie ja, dass das Interesse aus München entgegen öffentlicher Beteuerungen nie abgeflaut ist, ein Insider sagt sogar, die Bayern seien "heiß wie nie". Es sei aber "definitiv noch keine Entscheidung gefallen, in keine Richtung", sagte Gomez' Berater Uli Ferber am Mittwoch der SZ. Schließlich wird sein Mandant noch von diversen europäischen Topklubs umgarnt, und außerdem muss Gomez für seine Entscheidung mindestens den letzten Spieltag abwarten, an dem die Stuttgarter in München antreten. Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass er den FC Bayern dann persönlich aus der Champions League schießt.

© SZ vom 14.05.2009/jüsc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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