Bundesliga: 9. Spieltag:Comeback der Null

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In der Bundesliga deutet sich ein Trend zur verstärkten Defensive an. Der Hurrafußball der Vorsaison ist bei einigen Teams der puren Pragmatik zum Opfer gefallen.

Christof Kneer

Die rührendsten Geschichten schreibt der Fußball meist dann, wenn er jemanden heimkehren lässt. Comebacks sind ja etwas Herzerwärmendes, und ein Blick auf die Nachrichtenlage der vergangenen 48 Stunden genügt, um ein paar wunderschöne Comeback-Geschichten anzutreffen. Ein Comeback wurde gefeiert (Luca Toni), eines angekündigt (Robert Enke) und eines verschoben (Arjen Robben), aber hinter all den Namen ging ein Comeback völlig unter - eines, das die Liga prägen, vielleicht sogar entscheiden wird; eines, bei dem aber nicht ganz sicher ist, ob die Kundschaft es herzerwärmend finden wird. Die Null ist wieder da - abzulesen an den Partien Hamburger SV gegen Leverkusen (0:0) und Bremen gegen Hoffenheim (2:0), die vorige Saison noch 3:2 bzw. 5:4 endeten.

Es ist ein leises Comeback, das die Null da feiert, es gehört ja zu ihrem Wesen, unauffällig zu sein. Man muss schon tief ins Archiv hinabsteigen, um ein spektakuläres Ergebnis mit ans Tageslicht zu bringen: Jene Klubs, die sich gemäß Tabelle und Selbstverständnis als Herausforderer des Meisters Wolfsburg begreifen - also: Leverkusen, Hamburg, Schalke, Bremen, Bayern, Hoffenheim - haben nach neun Spieltagen zusammen 42 Tore kassiert. Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres waren es: 83.

Kein zufälliger Gegentrend

Natürlich könnte man es sich leicht machen und die Null als zufälligen Gegentrend zur Vorsaison verkaufen, in der die sogenannte Torflut über die Liga kam. In Wahrheit aber ist es ein Gegentrend, an dem die Klubs hart gearbeitet haben. Die Null ist die Reaktion all jener, die im Wettschießen mit Wolfsburg nicht ganz mitgekommen sind und deshalb ihre Teams wieder vom anderen Ende aufgezäumt haben.

Den todessehnsüchtig offensiven Leverkusenern hat der alte Fahrensmann Jupp Heynckes einen alten Fahrensmann für die Abwehr (Sami Hyypiä) sowie ein dichteres Spielsystem verordnet; Hoffenheims Hyypiä heißt Josip Simunic, auch er wurde ausdrücklich zur Stärkung der Abwehrkräfte angeworben; in Bremen haben Trainer Schaaf und Manager Allofs den Werder-Fußball neu erfunden und den auf Sturmlauf programmierten Profis einen Defensiv-Chip eingesetzt; auf Schalke hat Trainer Magath bald begriffen, dass seine neue Elf keinen Wolfsburg-Fußball zulässt, weshalb er mitunter Abwehrketten aus vier Manndeckern formt; in München predigt Trainer van Gaal einen auf radikale Kontrolle berechneten Hinten-rum-Fußball; und beim HSV will Trainer Labbadia beweisen, dass der todessehnsüchtige Fußball in Leverkusen keineswegs seine Schuld war.

Am nächsten Wochenende übrigens empfängt Schalke 04 den HSV. Die Wetten lauten auf 0:0.

© SZ vom 19.10.2009/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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