Bundesliga, Sonntagsspiele:Aufholjagd dank Azaouagh

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Dank zweier fast identischer Fernschusstore innerhalb von 48 Sekunden schafft Bochum gegen Gladbach noch ein 3:3. Der HSV enttäuscht beim 1:1 in Freiburg.

Borussia Mönchengladbach hat beim Debüt von Trainer Michael Frontzeck in einem spektakulären Westduell mit Angstgegner VfL Bochum einen Auftaktsieg fahrlässig vergeben. Die Borussia kam in einem Spiel mit zwei völlig verschiedenen Halbzeiten trotz einer 3:0-Führung zur Pause nicht über ein 3:3 hinaus und wartet nun mehr seit 13 Spielen auf einen Sieg gegen die Westfalen. Im zweiten Sonntagsspiel trennten sich Freiburg und der HSV mit 1:1. Ausgerechnet der ehemalige Freiburger Jonathan Pitroipa schoss die Hanseaten mit einem Blitztor in der Anfangsphase in Führung. Am Ende kamen die Breisgauer durch Tommy Bechmann zum verdienten Ausgleich.

Die Bochumer Torschützen feiern: Stanislav Sestak (r.) und Mimoun Azaouagh. (Foto: Foto: AP)

"Das war ein kurioses Spiel. Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, dann vergeben wir die Chance zum 4:0. Am Ende müssen wir mit dem Punkt leben", sagte Frontzeck und der nach 45 Minuten restlos bediente VfL-Coach Marcel Koller meinte: "Wir haben in der ersten Halbzeit alle Zweikämpfe verloren. Da waren wir zurückhaltend und ängstlich. Am Ende hätten wir noch das Siegtor erzielen müssen."

Arango beeindruckend

Die Gäste sahen nach einer ersten Halbzeit wie aus einem Guss schon wie die sicheren Sieger aus. Nach Toren des bis dahin überragenden Neuzugangs Juan Fernando Arango (19.), Roberto Colautti (26.) und Roel Brouwers (40.) führte die Frontzeck-Elf nach 45 Minuten gegen erschreckend schwache Bochumer schon mit 3:0, nur um das sichere Polster nach der Pause innerhalb von 13 Minuten zu verspielen.

Mimoun Azaouagh sorgte nach zwei beinahe identischen Angriffen mit sehenswerten Distanzschüssen in den rechten oberen Winkel innerhalb von nur 48 Sekunden (51., 52.) für den Anschluss. Stanislav Sestak (63.) traf für den dann verdienten Ausgleich des VfL. Gladbachs Abwehrchef Dante hatte in der 60. Minute nach einer Notbremse gegen Sestak die Rote Karte gesehen.

"So eine erste Halbzeit ist unentschuldbar. Egal, was jetzt passiert - das war der Hammer", sagte VfL-Manager Thomas Ernst zur Halbzeit. Die überragenden Gladbacher spielten die Gastgeber förmlich an die Wand und hätten noch das eine oder andere Tor mehr erzielen können. Vor allem die Neuzugänge Arango und Raul Bobadilla rissen die gut 10.000 Gladbacher Fans unter den 29.766 Zuschauern zu Begeisterungsstürmen hin. Die Bochumer Anhänger riefen dagegen schon nach 40 Minuten "Wir haben die Schnauze voll".

Spiel kippt nach der Halbzeit

Doch der VfL kam wie verwandelt aus der Kabine und versöhnte die Fans mit unbändigem Kampfgeist. Nach den beiden sehenswerten Azaouagh-Toren lagen bei der zuvor so starken Borussia die Nerven blank. Spätestens nach der Roten Karte gegen Dante spielte Bochum auf ein Tor. Frontzeck stabilisierte mit den Einwechslungen von Marco Reus, Thomas Kleine und Tony Jantschke etwas die Defensive.

Beste Gladbacher Spieler waren Arango und Bobadilla, die aber wie all ihre Teamkollegen nach der Pause kaum noch Akzente setzen konnten. Beim VfL ragte neben Doppeltorschütze Azaouagh noch Ex-Nationalspieler Paul Freier heraus, der in der zweiten Halbzeit frischen Wind brachte.

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HSV-Trainer Bruno Labbadia winkte nach dem Spiel in Freiburg enttäuscht ab und schüttelte immer wieder mit dem Kopf: Mit dem 1:1 (1:0) beim Aufsteiger ist dem Hamburger SV der Saisonstart in der Fußball-Bundesliga gründlich misslungen. Trotz der frühen Führung durch den Ex-Freiburger Jonathan Pitroipa (3.) ließen die pomadigen Hanseaten am Sonntag im Breisgau zwei Punkte liegen. Tommy Bechmann (65.) sicherte dem Sportclub vor 24 000 erwartungsvollen Zuschauern im ausverkauften badenova-Stadion einen hoch verdienten Zähler. Bei ihrem Bundesliga-Comeback nach vier Jahren waren die Freiburger wesentlich aktiver als der HSV, der mit seiner Leistung nahtlos an das matte 0:1 gegen Randers anknüpfte.

Enttäuschende Hamburger

"Ich glaube, dass man nicht zufrieden sein kann. Nach dem 1:0 haben wir das Fußball spielen ein Stück weit eingestellt und Freiburg damit stark gemacht. Deshalb haben wir unnötigerweise den Ausgleich bekommen", übte HSV-Coach Labbadia nach enttäuschenden 90 Minuten Kritik. Die Freiburger trauerten dagegen einem Sieg hinterher. "Der Ärger überwiegt schon. Wenn wir schon so überlegen sind, dann dürfen wir keine zwei Punkte liegen lassen. Die Mannschaft hat ordentlich gespielt, ich hoffe, dass wir so weiter machen können". sagte SC- Coach Robin Dutt. Für die Freiburger Fans war Schiedsrichter Peter Sippel der Sündenbock. Der Unparteiische ließ bei zwei strittigen Situationen im HSV-Strafraum weiterspielen.

Zuerst hatte Joris Mathijsen beim Kopfballduell den Torschützen Bechmann gerempelt (53.). Dann attackierte Marcell Jansen den eingewechselten Cedrick Makiadi (85.). Bei Temperaturen um 27 Grad und großer Schwüle legte der HSV einen Blitzstart hin. Als die Abwehr der Breisgauer den Ball nach der ersten Gäste-Ecke von Piotr Trochowski nicht weit genug aus der Gefahrenzone bekam, war Pitroipa zur Stelle und jagte den Ball unhaltbar für Manuel Salz ins SC-Tor. Wenig später konnte Yacine Abdessadki mit letztem Einsatz einen Treffer von Ze Roberto (6.) verhindern. Der Ex-Münchner stand als einziger HSV-Neuzugang in Labbadias Startelf.

Debut von Rozehnal

Im zweiten Durchgang gab dann der Tscheche David Rozehnal für den verletzten Jerome Boateng sein Erstliga-Debüt. Nach ihrer frühen Führung versäumten es die Hamburger jedoch nachzusetzen und beschränkten sich stattdessen darauf, den Vorsprung zu verwalten. Den Gästen fehlten im Spiel vor allem Tempo und Kreativität. Zu wenig für eine Mannschaft mit internationalen Ansprüchen.

Die Freiburger hielten mit großem Einsatz auch spielerisch dagegen. Doch vor dem Gehäuse von Frank Rost fehlte dem Aufsteiger die Abgebrühtheit. So zielte Bechmann (20.) neben das Tor, ein Schuss aus 16 Metern von Abdessadki (37.) ging drüber. Mit Beginn der zweiten 45 Minuten versuchte der SC noch einmal das Tempo zu forcieren und wurden in der 65. Minute belohnt. Bechmann köpfte eine Flanke von Mohamadou Idrissou über die Linie. Der Angreifer aus Kamerun hatte sich zuvor energisch gegen Rozehnal durchgesetzt.

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