Bundesliga: Schalke - Nürnberg:1004 Minuten ohne Tor

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Auch weil Klaas-Jan Huntelaar beste Chancen vergibt, muss sich Schalke 04 mit einem 1:1 gegen Nürnberg begnügen. Der Holländer sichert sich damit eine unrühmliche Marke - der "Club" hingegen überzeugt mit seinem Kindergarten.

Carsten Eberts

Vor wenigen Monaten hätte Klaas-Jan Huntelaar aus dieser Chance gleich zwei Tore gemacht. Über rechts flankte Atsuto Uchida den Ball vors Tor, und zwar direkt in den Fünfmeterraum, wo Huntelaar seinen Kopf bereits platziert hatte. Frontal geradeaus hätte der Holländer köpfen können, natürlich auch einnicken, am besten ins linke, untere Eck. Doch Huntelaar entschied sich anders - und traf nicht einmal den Ball.

Wieder kein Tor: Schalkes Klaas-Jan Huntelaar. (Foto: dpa)

Die Beziehung zwischen Huntelaar und dem FC Schalke 04 ist eine recht seltsame geworden. Zu Saisonbeginn, als Schalke am Tabellenende dümpelte, da traf Huntelaar nach Belieben. Seit der Klub jedoch die Abstiegsregionen hinter sich gelassen hat, traf Huntelaar nicht mehr. Beim Anpfiff zur Partie gegen den 1. FC Nürnberg waren es bereits 911 torlose Bundesliga-Minuten - am Ende des Tages bereits derer 1004.

Es war natürlich nicht so, dass Schalke mit einem Huntelaar in Normalform gefahrlos gewonnen hätte. Nürnberg zeigte nachdrücklich, weshalb der "Club" die bislang zweitbeste Rückrundenmannschaft ist, stellte Schalke vor Probleme, erarbeitete sich Chancen. So war das 1:1 am Ende ein Ergebnis, das definitiv in Ordnung ging - auch wenn die Schalker Fans ihre Spieler am Ende mit Pfiffen nach Hause schickten.

"In der zweiten Halbzeit kann man uns nichts vorwerfen", wehrte sich Torwart Manuel Neuer gegen den Unmut der Anhänger: "Man hat gesehen, dass wir gekämpft haben." Nürnbergs Trainer Dieter Hecking sagte: "Wenn man sieht, mit welchem Kindergarten wir heute hier gespielt haben, war das absolut in Ordnung."

Beim "Club" hatte sich die Personalsituation unter der Woche tatsächlich verschärft. Ilkay Gündogan ist ohnehin seit Wochen rekonvaleszent, nun erwischte es auch Julian Schieber, der sich den Meniskus verletzte. Ersetzen sollte ihn Christian Eigler, was natürlich etwas unfair war: Denn Eigler war noch nie ein Stürmer, der durch eine sonderlich herausragende Quote bestach - nun sollte er also den Schieber spielen?

Vor allem in der ersten Halbzeit lieferte Nürnberg eine ansehnliche Partie ab. Mehmet Ekici agierte ungemein agil, Javier Pinola war nur selten vom Ball zu trennen - da machte es kaum etwas aus, dass das Mitwirken von Schieber-Ersatz Eigler kaum auffiel. Nicht unverdient deshalb der Führungstreffer in der 37. Minute: Einen Knaller von Ekici konnte Manuel Neuer nur abklatschen, der Ball prallte vor die Füße von Jens Hegeler, der an diesem Nachmittag schwierigere Aufgaben zu erledigen hatte, als aus dieser Chance das 1:0 zu machen.

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In der zweiten Halbzeit mühte sich Schalke dann zu einem besseren Spiel. Die Gastgeber begannen druckvoller, wenn auch meist undurchsichtig durch die Mitte. Das 1:1 fiel dann trotzdem eher zufällig: Nach einem schwindelerregenden Nürnberger Abwehrfehler kam plötzlich Raúl an den Ball und vollstreckte gekonnt vorbei an Schäfer zum Ausgleich (57.).

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Huntelaars Tag blieb ein unglücklicher. Schon nach 22 Minuten scheiterte er mit einer Direktabnahme an Raphael Schäfer, ebenso nach 63. Minuten, als Schäfer erneut prächtig reagierte. Dazwischen ereignete sich die Tölpelei im Fünfmeterraum, als sich die Schalker Fußballfans spätestens fragten: Wurde uns im Winter Huntelaars erfolgloser Bruder untergejubelt?

Bei Nürnberg setzte sich hingegen die jüngste Personalmisere fort: Auch Juri Judt und Mehmet Ekici verletzten sich noch, Trainer Hecking brachte die jungen Marvin Plattenhardt und Markus Mendler, der eine 19, der andere 18 Jahre alt.

Im Zusammenspiel der beiden hätte es fast noch für den Nürnberger Siegtreffer gereicht: Eine Flanke von Plattenhardt köpfte Mendler kurz vor Schluss erst formschön an die Latte, bevor er die noch größere Kopfballchance überhastet vergab.

Und auch Huntelaar hatte noch einmal die Chance - gleich doppelt, in der 90. und 91. Spielminute. Doch Schäfer hielt zweimal fulminant, Huntelaar schwenkte ernüchtert ab. Es hätte auch nicht gepasst, hätte der Holländer an diesem Tag noch getroffen.

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