Bundesliga:Schalke rettet einen Punkt im Unglücksspiel

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Goncalo Paciencia freut sich über den Schalker Punkt in Mainz. (Foto: Torsten Silz/dpa)

Schalke verursacht im Kellerduell gegen Mainz gleich zwei Elfmeter, Leipzig bleibt ein Spitzenteam - und Max Kruse ist jetzt Elfmeter-Rekordschütze. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Tim Brack und Carsten Scheele

1.FSV Mainz 05 - Schalke 04 2:2 (2:1), Tore 1:0 Brosinski (6., Elfmeter), 1:1 Uth (36.), 2:1 Mateta (45.+2, Elfmeter), 2:2 St. Juste (82., Eigentor)

Krise? Pah! Der FC Schalke 04 ist, so kann man es auch sehen, nun bereits seit zwei Spielen ungeschlagen! Erst das 4:1 im Pokal beim Viertligisten Schweinfurt, jetzt das 2:2 im Kellerduell beim Tabellenletzten Mainz 05. Schalke hätte an diesem Spieltag Letzter werden können, schließt so aber nach Punkten zum Tabellendrittletzten Köln auf. Alles auf dem Wege der Besserung?

Vielleicht, denn so viel, wie am Samstagnachmittag für die Schalker schiefging, das kann sich so schnell eigentlich nicht wiederholen: Zwei verursachte, aber fragwürdige Elfmeter, ein aberkanntes Tor nach Videobeweis, ein nicht gegebener Strafstoß nach einem Mainzer Foul an Gonzalo Paciencia. Es war ein Spiel, das Schalke normalerweise hätte gewinnen müssen - am Ende verhalf ein spätes Mainzer Eigentor zumindest zu einem Punkt. "Wenn man die Geschichte des Spiels sieht, haben wir gegen extrem viele Widerstände kämpfen müssen", sagte Schalkes Trainer Manuel Baum.

Für Mainz ist es gar der erste Zähler der Saison, die Nullfünfer bleiben aber Letzter. "Wir ärgern uns, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben. Wir waren sehr nah dran", urteilte Trainer Jan-Moritz Lichte.

Schalke war vor allem in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft. Zum Problem wird allmählich die Sache mit den Elfmetern: Sechs Strafstöße hat das Team von Trainer Manuel Baum in der jungen Spielzeit bereits verursacht, gegen Mainz kamen Nummer fünf und Nummer sechs dazu: Erst trat Matija Nastasić einem Mainzer auf den Fuß (4. Minute), dann fuhr Ozan Kabak kurz vor der Halbzeit den Arm aus (45.). Was Schiedsrichter Patrick Ittrich gepfiffen hatte, war auf die Schnelle nicht ganz ersichtlich. "Wenn das ein Elfmeter ist ... wir werden benachteiligt, ganz klar", grantelte Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider bei Sky. Mainz war's egal, verwandelte zweimal.

Schalke kam jeweils zurück, erst durch einen direkt verwandelten Freistoß von Mark Uth, dann durch ein Mainzer Eigentor durch St. Juste. Zwischenzeitlich wurde ein Treffer von Ozan Kabak wegen Handspiels aberkannt. Allein Uth hätte noch mehr Tore erzielen können, einmal trat er freistehend am Ball vorbei. St. Juste verhinderte, dass es ein noch bitterer Nachmittag für die seit 23 Spielen in der Bundesliga sieglosen Schalker wurde.

RB Leipzig - SC Freiburg 3:0 (1:0): 1:0 Konaté (26.), 2:0 Sabitzer (69.), 3:0 Angelino (89.)

Die Leipziger hatten gegen Freiburg die Chance, sich für ein paar Minuten an die Tabellenspitze zu setzten - zumindest bis zum Abpfiff zwischen Dortmund am Bayern im Topspiel. Diese Platzhalter-Funktion motivierte die Elf von Julian Nagelsmann offensichtlich ausreichend. Von Beginn an kontrollierten sie die Freiburger, die doch arg harmlos auftraten. Ein Tor fiel aber erst nach einem Standard, auch wenn die Variante sehr sehenswert war. Christopher Nkunku legte von der linken Seite kurz auf Marcel Sabitzer ab, der auf Nordi Mukiele auf der rechten Seite chippte. Von da aus wanderte der Ball zu Ibrahima Konaté, der ins Tor traf. Die Entscheidung brachte dann ein Foul von Nicolas Höfler an Nkunku, das aber so leicht war, dass der Video-Assistent es länger studierte. Doch die Entscheidung blieb bestehen. Marcel Sabitzer verwandelte. Den Abschluss setzte Angelino, der einen Freistoß schoss, der eines Kurzzeit-Tabellenführer würdig ist. Er schlenzte den Ball in den Winkel. Die Leipziger verfolgen den Klassiker zwischen BVB und Bayern von der Spitze.

VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt 2:2 (2:0): Tore: 1:0 Gonzalez (17./Elfmeter), 2:0 Castro (37.), 2:1 Silva (61.), 2:2 Abraham (75.)

Der Stuttgarter Aufsteiger kann sich über seinen Saisonstart keinesfalls beschweren. Neun Punkte holte der VfB in den ersten sechs Spielen. Nur ein Heimsieg war nicht dabei. Das wollten die Schwaben gegen Eintracht Frankfurt ändern. Zwar übernahmen die Gäste das Spielgeschehen, verkomplizierten ihre Bemühungen aber zu sehr, um ein Tor zu schießen und waren insgesamt zu harmlos. Die Stuttgarter waren mit schlauen Kontern dagegen immer wieder gefährlich. Das 1:0 fiel dann nach einem Strafstoß. Almamy Touré war Nicolas Gonzalez ungestüm in die Hacken getreten. Der Gefoulte schoss selbst. Gonzalez war auch am 2:0 entscheidend beteiligt. Er schickte Gonzalo Castro, der an der Abseitslinie gelauert hatte, mit einem Steilpass Richtung Tor. Castro schob cool an Kevin Trapp vorbei ein.

Die Eintracht fand dann aber doch noch den Weg zum Tor. André Silva verkürzte aus acht Metern zum 1:2 nach Vorarbeit des eingewechselten Aymen Barkok. Der Treffer beflügelte. Rund fünfzehn Minuten später köpfelte David Abraham nach einer Ecke zum 2:2 ein. Es war das letzte Tor, wieder verpasste der VfB einen Heimsieg.

FC Augsburg - Hertha BSC 0:3 (0:1): 1:0 Matheus Cunha (44./Elfmeter), 2:0 Dodi Lukebakio (52.), 3:0 Krzysztof Piatek (86.)

Zwischen der ambitionierten, aber bislang enttäuschenden Hertha und den robusten Augsburgern passierte sehr, sehr lange nichts. Erst ein Foul des Augsburgers Felix Uduokhai im Strafraum durchbrach die Lethargie. Der FCA-Verteidiger trat Jhon Cordoba um, der sich bei Uduokhais Klärungsversuch geschickt von hinten zwischen den Augsburger und den Ball geschlichen hatte. Matheus Cunha verwandelte den Strafstoß. Kurz nach der Pause nutzte Dodi Lukebakio einen Fehler von Jeffrey Gouweleeuw zum 2:0. Der Augsburger hatte eine Flanke genau vor den Füßen des Berliner Angreifers gestoppt. Der Flankengeber Krzysztof Piatek traf dann noch selbst. Für die Hertha und Trainer Bruno Labbadia ist der erste Sieg nach fünf Spielen eine Befreiung.

Union Berlin - Arminia Bielefeld 5:0 (3:0): Tore: 1:0 Keita Endo (3.), 2:0 Robert Andrich (13.), 3:0 Sheraldo Becker (45.+2), 4:0 Max Kruse (52./Elfmeter), 5:0 Cedric Teuchert (89.)

Durch die Alte Försterei wehte an diesem Nachmittag ein Hauch Bremer Luft. Das lag am Berliner Max Kruse, der das Angriffsspiel von Union befehligte wie ein erfahrener General. Seine Dominanz erinnerte stark an seine Zeit im Werder-Trikot, als er dort in der Offensive alle Weichen stellte. Aufsteiger Arminia Bielefeld präsentierte sich als zwischenzeitlich naives Opfer. Das 1:0 leitete Kruse mit einem Steilpass auf Sheraldo Becker ein, der nur noch auf Keita Endo querlegen musste, der Japaner schob ein. Beim 2:0 der Berliner ging Kruse keine Umwege, er servierte Robert Andrich den Ball von der linken Seite an die Strafraumkante höchstselbst. Andrich bedankte sich mit einem Schuss in den Winkel. Auch das dritte Berliner Tor legte Kruse auf. Diesmal schloss Becker aus spitzen Winkel selbst ab, Arminia-Torhüter Stefan Ortega ließ einen Ball passieren, den er unbedingt halten muss. Kruse drückte dem Spiel endgültig seinen Stempel auf, als er einen Strafstoß zum 4:0 verwandelte. Damit stellte der Angreifer einen Rekord von Jochen Abel ein, der bislang als einziger Spieler 16 Bundesliga-Strafstöße in Serie getroffen hatte. Die Kruse-Show wurde dann von Cedric Teuchert unterbrochen, der das fünfte Tor ohne Beteiligung des Angreifers schoss. Frechheit!

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