Bundesliga:Rätselhafter Elfer macht Leipzig zum Tabellenführer

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Der Moment, über den alle sprechen: Der Schalker Torwart Ralf Fährmann im Duell mit Leipzigs Timo Werner, der zu Boden geht. (Foto: Jan Woitas/dpa)
  • Elfer? Oder doch eine dreiste Schwalbe? Beim 2:1 gegen Schalke sorgt Timo Werner für Debatten.
  • Plötzlich ist der FC Bayern wieder Zweiter.

RB Leipzig hat die nächste Reifeprüfung in der Bundesliga bestanden und seine Tabellenführung erfolgreich verteidigt. Der beste Aufsteiger der Ligageschichte setzte sich im Topspiel am Samstagabend gegen die wiedererstarkte Mannschaft von Schalke 04 mit 2:1 (1:1) durch und behauptete dank des achten Sieges in Serie seinen Drei-Punkte-Vorsprung vor dem FC Bayern. Schalke kassierte die erste Niederlage seit dem fünften Spieltag und hat bereits 16 Punkte Rückstand auf die "Roten Bullen". Stürmer Timo Werner hatte die weiter ungeschlagenen Leipziger vor 42.558 Zuschauern in der ausverkauften WM-Arena in der 2. Minute mit einem verwandelten Elfmeter in Führung gebracht.

Der Strafstoß war allerdings ein Irrtum von Schiedsrichter Bastian Dankert (Rostock), da Gäste-Torhüter Ralf Fährmann beim vermeintlichen Foul Werner nicht berührt hatte und Werner den Referee mit einer Schwalbe täuschte. Nach Schlusspfiff sagten Fährmann und Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes, dass Werner schon im Anschluss an die Aktion auf dem Platz zugab, von Fährmann nicht berührt worden zu sein. "Ich habe dem Schiedsrichter gesagt, dass es keinen Kontakt von Fährmann gegeben hat. Er hat das aber in der Hektik wohl überhört", sagte Werner bei Sky.

Der Schalker Naldo habe ihn aber vorher an der Schulter gezogen und er sei aus dem Gleichgewicht gekommen. Allerdings passte diese Aussage nicht zum Bewegungsablauf von Werner, der nach der Berührung durch Naldo zunächst normal weiter lief. "So etwas geht nicht. Werner sagt, dass ich ihn nicht berührt habe. Und ich bekomm' die gelbe Karte", meinte Fährmann. Auch S04-Coach Markus Weinzierl sprach von einer "kapitalen Fehlentscheidung", in die sich der Referee "verstrickt hat".

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Beim Gang aus der Kabine sprach dann auch Schiedsrichter Bastian Dankert. "Es waren aus meiner Sicht zwei Vorgänge. Der erste war, dass Werner von Naldo an der Schulter gehalten wurde. Dann gab es Kontakt zwischen Werner und Fährmann. Das war meine Wahrnehmung im Spiel. Ich habe nun die Bilder gesehen und muss eingestehen, dass es eine Fehlentscheidung war." Um die Verwirrung komplett zu machen, verwies der Spielleiter darauf, dass "zwischen Werner und mir kein Gespräch stattgefunden" habe. "Es gibt eine Situation, wo ich ihn frage, aber da kam nichts und dann musste ich den Strafstoß pfeifen." Klar ist die ganze Situation damit keineswegs - irgendwo muss es eine Kommunikationslücke gegeben haben.

Die mit Leipzigs Powerfußball phasenweise überforderten Schalker kamen eine halbe Stunde später zwar zum 1:1 durch Sead Kolasinac (31.), doch der Bosnier brachte sein Team mit einem Eigentor kurz nach dem Seitenwechsel (47.) zurück auf die Verliererstraße.Beide Trainer verzichteten im ersten Aufeinandertreffen überhaupt, das auch unter dem Motto "Projekt gegen Tradition" stand, auf personelle Veränderungen in der Startelf.

RB-Trainer Ralph Hasenhüttl hatte vor dem Anpfiff von der "kompletteste Aufgabe in der bisherigen Saison" gesprochen, doch von Zurückhaltung war nichts zu sehen. RB legte wie gewohnt zu Beginn an ein Höllentempo vor. Nur 19 Sekunden nach dem Anpfiff wurde den Leipzigern der zwar unberechtigte, aber mit einem Klassekonter erzwungene Strafstoß zugesprochen. In der 4. Minute hatte Yussuf Poulsen eine Doppel-Chance zur 2:0-Führung, doch zuerst parierte S04-Torhüter Fährmann glänzend, dann stand der Pfosten im Weg.Schalke brauchte lange, um sich an den Überfall-Fußball des Gastgebers zu gewöhnen und etwas Ruhe ins Spiel zu bringen.

Nach vorne fiel den Gästen kaum etwas ein. Der Spielaufbau lief meistens über die drei Innenverteidiger, die vorne jedoch kaum Anspielstationen fanden. Erst als RB in der 23. Minute den verletzten Benno Schmitz gegen den ungelernten Rechtsverteidiger Dominik Kaiser auswechseln musste, geriet das Hasenhüttl-Team etwas mehr in Bedrängnis. Der Ausgleich durch Kolasinac aus spitzem Winkel war zwar unverdient, doch er gab den Schalkern kurzzeitig Rückenwind. Kurz vor der Halbzeit vergab Alessandro Schöpf nach einem langen Sprint das mögliche 2:1.

Die zweite Halbzeit begann jedoch wie die erste: mit einem Blitztor für RB. Nach einem Freistoß des erneut sehr agilen Emil Forsberg köpfte Kolasinac den Ball ins eigene Tor. Danach hielt der Bundesliga-Neuling den Druck weiter hoch, die Schalker kamen oft einen Schritt zu spät. In der 88. Minute musste Schalkes Naldo auf der Linie klären.Neben Forsberg gefiel bei den Hausherren auch Stefan Ilsanker in der Innenverteidigung. Schalke hatte in Torhüter Fährmann und Schöpf seine besten Akteure.

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