Bundesliga:Mann des Abends: Ron-Robert Zieler

Lesezeit: 3 min

Warf sich in alles: Ron-Robert Zieler. (Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)
  • Der VfB Stuttgart rettet am vierten Spieltag der Fußball-Bundesliga gegen Fortuna Düsseldorf ein 0:0.
  • Bester Spieler ist dabei Torwart Ron-Robert Zieler, der zahlreiche gute Chancen der Fortuna vereitelt.
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Von Matthias Schmid, Stuttgart

Mario Gomez steht nicht in Verdacht ein Tempodribbler zu sein, er war noch nie ein Fußballer, der mit verwegenen Haken oder Übersteigern an seinem Gegenspieler vorbeigetänzelt wäre, er ist eher ein Spieler für die dreckigen Tore aus kurzer Distanz. Doch einmal in der ersten Hälfte versuchte sich der 33-Jährige am Freitagabend in der Heimpartie seines VfB Stuttgart gegen Fortuna Düsseldorf in der Kunst des schönen Spiels, des brasilianischen "Jogo bonito". Mit ansehnlicher Körpertäuschung dribbelte er über die rechte Seite am Düsseldorfer Linksverteidiger Niko Gießelmann vorbei, das sah für seine mächtige Statur ganz elegant aus, fast tänzelnd, aber als Gomez aufs Tor schießen wollte, rutschte er aus, sodass der Ball an einem Düsseldorfer Bein abprallte. Danach traute sich der 33 Jahre alte Gomez in kein Dribbling mehr.

Ein Treffer vor 54 410 Zuschauern sollte weder ihm noch sonst jemand anderes gelingen, sodass die Begegnung standesgemäß 0:0 endete und der VfB weiter auf den ersten Sieg in dieser Saison wartet. Dabei konnten sie sich vor allem bei einem Mann bedanken: Ron-Robert Zieler, der in mehr als einer Situation irgendwie noch eine Hand, zwei Hände oder ein Bein in die Schüsse und Kopfbälle der Düsseldorfer bekam. Zieler zeigte an diesem Abend, warum er Jahre lang die Titel Weltmeister und Nationaltorwart trug. "Es war phasenweise ein bisschen wild, auch von uns", sagte Zieler nach dem Spiel am Eurosport-Mikrofon. Kapitän Christian Gentner wusste auch, bei wem er sich zu bedanken hatte: "Ron hat uns überragend im Spiel gehalten. Wir hatten bei den Standards große Probleme. Da müssen wir uns verbessern."

Das Spiel war ja nach nur einem Punkt in den ersten drei Saisonspielen schon fast schon zum Schicksalsspiel für Tayfun Korkut ausgerufen worden, der mit dem VfB in der vergangenen Saison die Rückrundentabelle noch auf dem zweiten Platz abgeschlossen hatte, hinter dem Meister FC Bayern, den sie im letzten Saisonspiel fast überrannten. Jetzt sind es zwei Punkte und die Lage hat sich nicht wirklich verbessert. "Wir müssen da durch, wir müssen eine Einheit bilden", sagte Zieler zur Lage des VfB. Trainer Korkut sprach von einem "schwierigen Spiel", sah aber auch positive Dinge: "Die Mannschaft lebt, sie hat sich gewehrt."

Im Profisport im Allgemeinen und im Besonderen im Fußball zählt nur das Hier und Jetzt, die Vergangenheit ist bloß was für Nostalgiker. "Man hat keine Zeit mehr, etwas entwickeln zu können", merkte Korkuts Kollege aus Düsseldorf, Friedhelm Funkel, in einem Interview an. Er ist mit 64 Jahren der älteste Fußballlehrer der Bundesliga. Er hat schon vieles erlebt, vor allem wird er darauf reduziert, destruktiv Fußball spielen zu lassen. Aber man würde dem Trainer mit den meisten Bundesligaaufstiegen (insgesamt sechs) in der Bundesliga unrecht tun, ihn auf einen reinen Maurermeister zu reduzieren. Zuletzt hatte der Aufsteiger den Champions-League-Teilnehmer 1899 Hoffenheim mit 2:1 besiegt, sie können auch durchaus ansehnlich nach vorne spielen, Alfredo Morales schoss in Stuttgart einmal übers Tor (14.), auch Benito Raman, dessen Schüsschen aber VfB-Torhüter Ron-Robert Zieler sicher fangen konnte.

Und der VfB? Tat sich schwer. Korkuts Aufstellungen waren zuletzt als zu defensiv kritisiert worden, er hält sich mit so etwas nicht groß auf, es ist ihm egal, was die Fans denken oder die Zeitungen schreiben. "Auch sechs Stürmer sind keine Garantie für Tore", hatte der 44-Jährige vor der Partie gegen Düsseldorf hervorgehoben. Am Freitag begann er in vorderster Reihe so, wie er zuletzt beim mitreißenden 3:3 in Freiburg aufgehört hatte: mit Gomez als Strafraumstürmer, assistiert von Cadrac Akolo und Nicolas Gonzalez. Akolo hatte in den ersten 45 Minuten auch die hochwertigste Chance des Spiels, seinen Schlenzer konnte Michael Rensing nur unzureichend abklatschen, doch weder Gomez noch Gonzalez kamen trotz artistischer Einlagen noch an richtig an den Ball, sodass Rensing ihn wieder aufnehmen konnte. Mehr war da nicht. Es war ein Spiel, das die Zuschauer eher langweilte.

Zumindest denjenigen auf der Haupttribüne bot es reichlich Stoff für wegweisende Armbewegungen und Motzattacken, sie bruddelten auf hinreißende Weise, wie es hier in Stuttgart heißt. Stürmisch und leidenschaftlich. Würden die VfB-Spieler nur vergleichbar offensiv nach vorne kombinieren, sie hätten schon viel mehr Punkte in dieser Saison gesammelt.

Nach dem Seitenwechsel häuften sich die Fehler und somit die Chancen. Die beste vergab dabei Düsseldorfs Innenverteidiger Kaan Ayhan, doch dessen Volleyschuss aus zwei Metern parierte Zieler mit einem surrealen Reflex, indem er die Hand wie weiland Manuel Neuer bei der WM 2014 hochriss (51). Auch den Kopfball danach von Marcel Sobottka wehrte er gewandt ab, genauso wie die tückischen Schüsse von Marvin Ducksch (62.) oder Morales (82.) und den Kopfball von Ayhan (87.). Zieler stand plötzlich mehr im Mittelpunkt, als ihm lieb sein konnte, aber er war irgendwie unbezwingbar an diesem Abend und brachte die Gäste mit seinen spektakulären Paraden zur Verzweiflung.

Düsseldorf hatte plötzlich so viele Torgelegenheiten, wie man es der Mannschaft nicht mal über die gesamte Saison zugetraut hatte. Außer dem famosen VfB-Torhüter Zieler spielten tatsächlich auch noch zehn andere Stuttgarter mit, aber Chancen vergleichbarer Qualitäten hatten sie nicht mehr. Auch Mario Gomez nicht.

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