Bundesliga: Leverkusen:Bayern dankt Choupo-Moting

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Bayer Leverkusen wacht erst nach 0:3-Rückstand auf und kassiert in Nürnberg die erste Saisonniederlage. Dadurch bleibt München Tabellenführer - Leverkusen ist nur noch Dritter.

Das Spiel hat ihnen wohl die Meisterschaft gekostet, beim Abstiegskandidaten Nürnberg blamierten sich die Leverkusener, sie würden wohl "nie deutscher Meister!", sangen die Club-Fans. Acht Jahre ist das jetzt her, und am Ende war Bayer 04 Leverkusen mal wieder ohne Titel geblieben, vor den verlorenen Finals in der Champions League und im DFB-Pokal unterlag die damals furios spielende Mannschaft von Trainer Klaus Toppmöller durch ein Tor von Marek Nikl 0:1.

Der Leverkusener Jahrgang 09/10 ging damals überwiegend noch nur Schule, daran kann es nicht gelegen haben, dass sich die Geschichte am Sonntag wiederholt haben könnte. 2:3 (0:2) unterlagen die bisher unbesiegten Gäste trotz eines heftigen Sturmlaufs in der Schlussphase bei den abstiegsgefährdeten Nürnbergern. Sie sind jetzt sogar auf Rang drei hinter Schalke abgerutscht und haben sich wohl doch eher auf die Qualifikation für die Champions League zu konzentrieren.

"Es hat für uns heute nicht gereicht, weil wir nicht aggressiv genug waren", sagte Nationalspieler Toni Kroos, der keine Akzente setzte. "Wir waren zwar nicht die schlechtere Mannschaft, haben uns bei den Gegentoren aber doof angestellt." Nürnberg Trainer Dieter Hecking lobte dagegen "ein tolles Spiel meiner Mannschaft" und vor allem den Einsatz seiner Elf in einer spannenden Schlussphase. "Meine Mannschaft hat unglaublich gefightet und es sich verdient."

Bayer-Trainer Jupp Heynckes hatte dem erkennbaren Abwärtstrend entgegenzuwirken versucht, indem er seine lange bewährte Startelf veränderte. Die rechte Seite von Verteidiger Schwaab und dem Schweizer Barnetta übernahmen diesmal Castro (für ihn rückte Linksverteidiger Kadlec ins Team) und Augusto. Doch das änderte nichts daran, dass die Gäste fehlerhaft und ohne die letzte Überzeugung in die Partie starteten, die ihnen nach dem Münchner 1:1 in Köln die Rückkehr an die Tabellenführung hätte bringen können. Das Offensivspiel stockte, von der Leverkusener Kombinationskunst war lange nichts zu sehen. Auch Kroos konnte erneut nicht das Geschehen an sich reißen, die Spitzen Kießling und Derdiyok blieben blass.

Zumindest auf die Abwehr hatte sich Bayer 04 bisher verlassen können, doch diesmal stimmte nichts. Risse, von Leverkusen an den Club verliehen, tauchte als Erster frei vor Nationaltorwart Adler auf, der sich mit hohem Risiko auf den Ball warf (18.). Nürnberg spielte gefällig nach vorn und versteckte sich keineswegs, obwohl Bunjaku, ihr Torjäger, wegen einer Sperre fehlte.

Für den Schweizer gab Choupo-Moting die einzige Spitze, und wie er das tat: Nach einem verlorenen Kopfballduell Castros mit Frantz setzte er sich im Strafraum gewandt gegen den schwachen Friedrich und Hyypiä durch und ließ Adler keine Chance (42.). In der Nachspielzeit erhöhte der vom HSV ausgeliehene 21-Jährige sogar auf 2:0, Diekmeier hatte unbehelligt über rechts in die Gefahrenzone eindringen können.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Club bereits einen schweren Schlag verdauen müssen: Neuzugang Breno vom FC Bayern musste nach einem Foul von Reinartz verletzt ausgewechselt werden. Die Franken forderten einen Platzverweis für Reinartz, allerdings hatte auch Breno ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen. Der Leverkusener sah die gelbe Karte, seine fünfte (wie später auch Kroos) - beim Brasilianer besteht angeblich Verdacht auf Kreuzbandriss. Maroh ersetzte Breno in der Innenverteidigung.

Kurz nach der Pause schien diese Hiobsbotschaft endgültig verarbeitet zu sein, denn der Club erhöhte sogar auf 3:0. Nach einer Ecke kam Taveres völlig frei zum Schuss, Ottl irritierte Adler noch, der sich vergeblich nach dem Ball strecke (55.). Heynckes' reagierte mit einem Doppelwechsel - Helmes für Derdiyok, Barnetta für Reinartz -, und allmählich stemmte sich der Favorit doch gegen die Blamage.

Kießling gelang auf Vorarbeit Castros das 1:3 (66.), sein 14. Saisontreffer, der lange fehlende Sturmkollege Helmes schaffte sogar den Anschluss (73.). Jetzt wankte plötzlich Nürnberg, und es spielte nur noch Leverkusen und erarbeitete sich Chancen zum Ausgleich. Doch Castro scheiterte aus spitzem Winkel (82.) ebenso wie Barnetta (86.), dem sich Schäfer mutig entgegen warf; außerdem hätten sich die Gastgeber nach einem Foul an Kießling nicht über einen Elfmeterpfiff beschweren können. Doch Leverkusen war einfach zu spät aufgewacht und büßte für seine Versäumnisse.

Trainer Jupp Heynckes sagte danach: "Das ist für uns eine bittere Niederlage. Aufgrund der ersten Halbzeit, in der wir Engagement und Leidenschaft vermissen ließen, ist der Nürnberger Sieg verdient. Wenn man so spielt, kann man nicht erfolgreich sein. So dürfen wir nicht in der Defensive agieren."

© SZ vom 8.3.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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