Bundesliga:Ibisevic-Show in Köln - Freiburgs Höhenflug hält an

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Vedad Ibisevic feiert sein erstes Tor. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Trotz eines Rückstandes und trotz eines vergebenen Elfmeters siegt der SC Freiburg in Düsseldorf und steht damit auf Platz drei der Bundesliga-Tabelle.
  • Der 1. FC Köln erlebt zu Hause gegen Hertha BSC ein kleines Debakel.
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Nicht mal eine Minute auf dem Platz zeigte der alte Mann auch als Joker seine ganz spezielle Qualität. Mit einem Doppelpack von Kapitän Vedad Ibisevic schockte Hertha BSC den 1. FC Köln und brachte seinen Verein am 6. Spieltag der Fußball-Bundesliga zurück in die Spur. "Das ist eigentlich nicht normal", sagte der 35-Jährige nach seinem eindrucksvollen Doppelpack und dem 4:0 (1:0)-Erfolg des Berliner Fußball-Bundesligisten am Sonntag: "Aber ich will es unbedingt machen, davon lebt ein Stürmer. Manchmal hat man eben das Glück, dass die Bälle genauso kommen."

Der FC-Schreck Ibisevic musste zunächst zum dritten Mal nacheinander auf die Bank, kam in der 58. Minute auf den Platz und mit dem ersten sowie dritten Ballkontakt zu seinen ersten Saisontoren (59./63.). In 15 Bundesliga-Spielen gegen Köln hat der Bosnier nun zwölf Tore erzielt - öfter gelang dies keinem anderen Spieler in der Bundesliga-Historie. "Wir haben uns schwer getan am Anfang der Saison und sicher viel Selbstvertrauen verloren", sagte der noch immer extrem ehrgeizige Ibisevic dem Pay-TV-Sender Sky. "Die letzten zwei Spiele können uns helfen, dieses Selbstvertrauen zurückzuholen."

Javairo Dilrosun hatte den zweiten Saisonsieg der Gäste und den zweiten hintereinander mit seinem Treffer eingeleitet(23.). Dedryk Boyata gelang das 4:0 (83.), es war das erstes Bundesligator des Neuzugangs aus Belgien. "Für mich ist das sehr einfach", sagte Routinier Ibosevic zu seiner gegenwärtigen ungewohnten Lage. "Ich haben meine ganze Karriere hart gekämft, ich bin mir meiner Situation voll bewusst. Es kann schon vorkommen, dass ein alter Mann auf der Bank sitzt." Trainer Ante Covic sah die Tore als Lohn: "Vedad betreibt einen riesen Aufwand in der Woche. Wir sind glücklich, dass wir Stürmer haben, die treffen, was wir schon wussten."

"Alles, was schief laufen kann, ist heute schief gelaufen. Auch in Unterzahl darf man im eigenen Stadion nicht untergehen", klagte dagegen Kölns Keeper Timo Horn, der von Ibisevic sichtbar geschockt wurde. "Einfacher kann man es ihm nicht machen. Da muss man viel aggressiver verteidigen", beschwerte sich der FC-Torwart. Für den FC, jetzt auf Rang 17 abgerutscht, war es die höchste Heimniederlage seit dem 1:6 gegen Borussia Dortmund im März 2012. Mit sieben Zählern verbesserte sich die Hertha auf den zehnten Platz.

Die in einem Sondertrikot als Zeichen für Vielfalt und Gleichberechtigung angetretenen Kölner steckten die frühe Auswechslung des verletzten Dominick Drexler (3.) zunächst gut weg. Auch, weil die Berliner entgegen der Ankündigung ihres Trainers zunächst gar nicht mutig begannen. Nach 14 Minuten hatte Jhon Cordoba die Führung auf dem Kopf. Er scheiterte an Geburtstagskind Rune Jarstein (35) im Berliner Tor.

Unerwartet fiel die Hertha-Führung. Dilrosun wurde 18 Meter vor dem Tor nicht angegriffen und traf mit einem Schuss mit kurioser Flugbahn. Der Treffer gab den Berlinern Sicherheit. Fünf Minuten später vergab der starke Vladimir Darida aus kurzer Entfernung, aber spitzem Winkel das 2:0, Dilrosun lupfte den Ball nach schöner Einzelleistung auf die Latte (36.).

Kurios der Platzverweis gegen den spanischen U21-Europameister Jorge Meré: Der trat Darida kurz hinter der Mittellinie mit gestrecktem Bein aufs Schienbein. Schiedsrichter Sören Storks gab zunächst Vorteil, dann Gelb und nach Ansicht der Videobilder Rot. Schon als FC-Schreck Ibisevic eingewechselt wurde, ging ein Raunen durchs Kölner Stadion. Und als der Oldie zweimal in kürzester Zeit traf, war die Kölner Pleite perfekt.

Plötzlich Bayern-Jäger: Der SC Freiburg hat sich mit seinem dritten Sieg im dritten Auswärtsspiel in der Ligaspitze festgebissen. Dank des glücklichen Siegtores von Joker Luca Waldschmidt (81.) gewann die Mannschaft von Trainer Christian Streich bei Fortuna Düsseldorf am Sonntag 2:1 (1:1) und liegt nur einen Punkt hinter dem FC Bayern München.

Selbst ein kläglich verschossener Foulelfmeter von Lucas Höler (64.) brachte die Freiburger nicht aus der Ruhe. Jonathan Schmid (45.) hatte unmittelbar nach dem Düsseldorfer Führungstreffer durch Rouwen Hennings (42.) den Ausgleich erzielt. Am Ende kam Waldschmidt und schoss den SCF mit seinem dritten Saisontor an Größen wie Dortmund, Gladbach und Schalke vorbei auf Rang drei. Die Fortuna hingegen wartet seit dem ersten Spieltag auf ihren zweiten Saisonsieg - obwohl das Team in fünf von sechs Spielen geführt hatte.

Im Duell der dienstältesten Bundesliga-Trainer versuchte es Friedhelm Funkel offensiver als zuletzt in Mönchengladbach (1:2): Erik Thommy und Hennings spielten für Kasim Adams und den angeschlagenen Jean Zimmer. Streich setzte auf das erfolgreiche 3-4-3 mit Amir Abrashi für Mike Frantz, der wegen einer Adduktorenzerrung ausfiel.

Die Stadionregie spielte zum Einlaufen die Musik der Actionserie "A-Team" - auf dem Platz war es aber nicht der von Streich angekündigte "Kampf auf Biegen und Brechen". Der Boden war tief und nass, es ging beiderseits gemächlich voran. Die Fortuna erarbeitete sich immerhin einen leichten Vorteil, ohne gefährlich zu werden. Beste Szene war noch ein Steilpass von Hennings auf Baker (17.).

Ansonsten hatten beide Mannschaften nach ihren zahlreichen Ballgewinnen keine offensive Fortsetzung zu bieten. Es wurde zäher und zäher, richtig mies. Dann aber fiel der Fortuna aus dem Nichts das 1:0 in die Arme. Freiburgs Torhüter Alexander Schwolow segelte unter einem Thommy-Eckstoß her, Hennings hielt seinen Kopf hin. Quasi im Gegenzug schob Schmid nach der ersten gelungenen Freiburger Aktion aus kurzer Distanz ein, die Düsseldorfer Innenverteidigung hatte nicht aufgepasst. Es stand 1:1 - und niemand wusste so recht, warum.

Aus durchaus vorhandenen Freistoßgelegenheiten entstand auch nach der Pause kaum Gefahr, bis Hennings Höfler im Strafraum umriss. Den Elfmeter schoss Höler kümmerlich. Danach entwickelte Düsseldorf noch einmal Schwung, woran besonders der eingewechselte Bernard Tekpetey Anteil hatte. Kenan Karaman (73.) vergab für die Fortuna eine Großchance. Das Tor aber machte der kurz zuvor eingewechselte Waldschmidt auf der Gegenseite.

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