Bundesliga:HSV muss auf Ingolstadt hoffen

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Gestikulierte viel: HSV-Verteidiger Kyriakos Papadopoulos. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Sogar der Trainer verrechnet sich: Dem Hamburger SV droht erneut der Gang in die Relegation - wenn es nicht noch schlimmer kommt.

Von Carsten Scheele

Fußball ist auch Mathematik, das weiß die Bundesliga seit Ottmar Hitzfeld. Und so genügt es dem Hamburger SV im Moment, die Grundrechenarten zu bemühen, wenn es um die Frage geht, wie schlimm die Saison enden mag. Holt der HSV zwei Siege aus den verbleibenden zwei Spielen, ist der Klassenerhalt sicher. Bei einem Sieg wäre immerhin der Relegationsplatz geschafft. Und wenn kein Sieg mehr gelingt?

Nach allem, was der HSV in den vergangenen Wochen gezeigt hat, erscheint dies als wahrscheinlichste Variante. Der Klub wankt ohne funktionierende Offensive und mit angeknackstem Selbstvertrauen dem Saisonende entgegen, Trainer Markus Gisdol sprach am Sonntag nach dem 0:0 gegen Mainz von einer "außergewöhnlichen Drucksituation". Ein nachvollziehbarer Gedankengang, droht seiner Mannschaft doch zum dritten Mal in vier Jahren die Bundesliga-Relegation - in einer Stadt, die vom Selbstverständnis her in der Champions League spielen müsste.

"Das sind doch alles junge Burschen und keine Roboter", versuchte Gisdol seine Mannschaft zu schützen, "ist doch klar, dass du in so einer Situation nicht dein bestes Spiel zeigst." Das Problem an Gisdols Aussage ist nur, dass der HSV nicht mehr viele Gelegenheiten bekommen wird, unter weniger Druck eine bessere Partie zu zeigen. Zwei Spiele noch, auswärts bei Schalke, zu Hause gegen den eigentlich überlegenen Konkurrenten Wolfsburg. Das Heimspiel gegen Mainz im eigenen Stadion dürfte die machbarste Aufgabe gewesen sein. Mathematisch ist es ganz leicht: Holt der HSV keinen Punkt mehr, wird das Team den Relegationsplatz nicht mehr los.

Ingolstadt hat das bessere Torverhältnis

Oder es läuft noch bitterer? Wenn Ingolstadt (30 Punkte) noch vier Zähler holt und Hamburg (34) keinen, könnte der HSV sogar auf einen direkten Abstiegsplatz rutschen. Das mag das schaurigste Szenario sein, zudem Spekulation, doch es ist überhaupt nicht ausgeschlossen, dass die längst tot geglaubten und kampfstarken Ingolstädter (zuletzt 1:1 gegen Leverkusen) auswärts in Freiburg unentschieden spielen und zum Abschluss gegen Schalke gewinnen. Das wären jene vier Punkte, die der FCI benötigt, zumal der Klub gegenüber Hamburg das um acht Treffer bessere Torverhältnis aufweist.

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Zum Leidensdruck trägt bei, dass der HSV eine gute Ausgangsposition verspielt hat. Kein anderes Team durfte so viele Spiele gegen direkte Konkurrenten abliefern - die Mannschaft hatte genug Chancen, sich sportlich zu beweisen, fußballerisch zu zeigen, dass man besser ist als andere potenzielle Absteiger. Das ging schief, 1:2 gegen Darmstadt, 0:4 in Augsburg, jetzt das 0:0 gegen Mainz. "Uns hat der Mut gefehlt", gab Aaron Hunt als einer der wenigen offen zu.

Gisdol verrechnet sich

Gegen Mainz kam Hamburg mit viel Wohlwollen auf drei Torgelegenheitchen. Erst 30 Treffer hat der HSV in dieser Saison geschafft, nur Schlusslicht Darmstadt unterbietet diesen Wert. "Von der Leistung her war das ein Schritt nach vorn", sagte Sportchef Jens Todt trotzdem. Ebenso funktionierte die Selbstwahrnehmung bei Abwehrchef Mergim Mavraj, der "eine klare Reaktion der Mannschaft" gesehen hatte, auch wenn beide als Referenz das Nullvier in Augsburg im Sinn hatten.

Bleibt die Hoffnung auf die Zahlen, wobei es mit dem Rechnen nicht ganz einfach ist. Gisdol echauffierte sich am Sonntag, der Druck sei auch deshalb so hoch, weil seine Mannschaft an vielen Spieltagen nachlegen müsse. Der HSV habe deutlich mehr Sonntagspiele zu absolvieren als die Konkurrenz, "in der Rückrunde bestimmt acht", jammerte Gisdol. Leider falsch. Es waren fünf. Genauso oft musste Mainz seit Weihnachten sonntags ran.

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