Carsten Scheele
Herzlich Willkommen zum Rückrundenauftakt der Fußball-Bundesliga zwischen 1899 Hoffenheim und dem FC Bayern. Heute Abend wird Dirk Gieselmann an dieser Stelle die Partie kommentieren.
Dirk Gieselmann
19:29 Uhr ... und hier ist er auch schon, Ihr guter, alter... Moment... (kramt Notizen raus)... Dirk... ja, äh, sozusagen: Gieselmann. Dafür stehe ich mit meinem Namen.
Dirk Gieselmann
19:31 Uhr Liebe Fans, ich komme aus der Winterpause mit einem Gefühl tiefer Verunsicherung: Die Steak-Affäre um Franck Ribéry war mir egal, mehr noch: sie ist mir egal bis heute. Ich denke schwelgend zurück an das Interview, das Oliver Kreuzer 1991 der „Sport-Bild“ gab, als er für fünf Millionen Mark vom KSC zum FC Bayern gewechselt war, Überschrift: „Ich bin so teuer wie ’ne Tennishalle.“ Was hab ich mich damals aufgeregt über derart neureiche Protzerei. Doch jetzt, da dieser Ribéry sein Fleisch vergolden lässt: nichts. Einfach nichts. Wo Bayernhass sein könnte, ist nur noch Leere. Bin ich vielleicht krank? Oder sogar schon tot?
Dirk Gieselmann
19:35 Uhr Apropos krank und tot: Ich wollte zum Einstieg eigentlich einen witzigen kleinen Witz machen und 1899 Hoffenheim in die Ten-Year-Challenge schicken, die derzeit in aller Munde ist. Dachte mir: Den Verein gab es ja vor zehn Jahren noch gar nicht, haha, äh, ha. Hab sicherheitshalber noch mal nachgeguckt. Fühle mich jetzt wahnsinnig alt. War es doch ein Fehler, dass meine Enkel mir zu Weihnachten einen PC geschenkt haben?
Dirk Gieselmann
19:39 Uhr Wie alt ich bin, merke ich auch daran, dass Jerome Boateng, der für mich immer neunzehn Jahre alt sein wird, offenbar kurz vor der Rente steht. Heute jedenfalls sitzt er auf der Bank. Was Rentner eben so machen: Auf der Bank sitzen, beige Jacken tragen, sich mit anderen Rentnern oder mit sich selbst unterhalten, auf Hustenbonbons rumlutschen, Tauben vergiften.
Dirk Gieselmann
19:43 Uhr Immerhin schön, dass das Spiel mal wieder im ZDF gezeigt wird. Andernfalls hätte ich vollkommen vergessen, welch poetische Kraft Vorabendserien entfalten können. Soeben wurde ich Zeuge folgenden Dialogs:
„Doktor Stern hat mir gesagt, dass du eine Leberspende brauchst. Bist du deswegen aufgetaucht, Papa?“
„Hm.“
„Wärst du auch zu mir gekommen, wenn du keine neue Leber bräuchtest?“
„Wahrscheinlich nicht.“
Und ich Idiot quäle mich durch „Väter und Söhne“ von Iwan Turgenew. Weinender Smiley.
„Doktor Stern hat mir gesagt, dass du eine Leberspende brauchst. Bist du deswegen aufgetaucht, Papa?“
„Hm.“
„Wärst du auch zu mir gekommen, wenn du keine neue Leber bräuchtest?“
„Wahrscheinlich nicht.“
Und ich Idiot quäle mich durch „Väter und Söhne“ von Iwan Turgenew. Weinender Smiley.
Dirk Gieselmann
19:50 Uhr Ich gebe es zu, liebe Fans: So ganz egal war mir die Ribéry-Sache dann doch nicht. Ungefähr drei Minuten lang habe ich versucht, mir vorzustellen, wie seine Kritiker ihren „Stammbaum f***en“, so hatte er es sich ja bekanntlich gewünscht. Die Frage, wie das technisch gehen soll, quälte mich kurz, aber sehr. Dabei trat mir das verstörende Bild von einem Yorckshire-Terrier vors innere Auge, der wolllüstig den Hauspuschen seines Herrchens rammelt. Wahrscheinlich ist dabei irgendwas in mir zerbrochen. Kann ja sein.
Dirk Gieselmann
19:57 Uhr Weiterer Jahrhundertdialog im ZDF:
„Wie lange dauert das hier denn noch?“
„Tut mir leid, wir sind heute total unterbesetzt.“
Das erinnert mich daran, wie ich einmal im Hallenbad vor eine Unterwasserdüse schwamm, um mir die Schultern massieren zu lassen. Aus einigem Abstand jedoch kam eine Greisin mit Blumenbadekappe direkt auf mich zu gepaddelt, und als sie schließlich nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht angekommen war, fragte sie mit osteuropäischem Akzent: „Wie lan-gää noooch, Jun-gäää?“ Da ich ja aber gerade erst die Düse für mich erobert hatte, wollte ich sie nicht gleich wieder preisgeben, ich war entsetzlich verspannt. So kam es, dass mich die Greisin belauerte wie ein Krokodil, nur Augen und Nase über Wasser, bereit zum Angriff. Nach zwei Minuten gab ich auf.
Und wem das noch nicht spannend genug war: 28 Minuten noch bis zum Anstoß.
„Wie lange dauert das hier denn noch?“
„Tut mir leid, wir sind heute total unterbesetzt.“
Das erinnert mich daran, wie ich einmal im Hallenbad vor eine Unterwasserdüse schwamm, um mir die Schultern massieren zu lassen. Aus einigem Abstand jedoch kam eine Greisin mit Blumenbadekappe direkt auf mich zu gepaddelt, und als sie schließlich nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht angekommen war, fragte sie mit osteuropäischem Akzent: „Wie lan-gää noooch, Jun-gäää?“ Da ich ja aber gerade erst die Düse für mich erobert hatte, wollte ich sie nicht gleich wieder preisgeben, ich war entsetzlich verspannt. So kam es, dass mich die Greisin belauerte wie ein Krokodil, nur Augen und Nase über Wasser, bereit zum Angriff. Nach zwei Minuten gab ich auf.
Und wem das noch nicht spannend genug war: 28 Minuten noch bis zum Anstoß.
Dirk Gieselmann
20:07 Uhr Es wird immer ergreifender:
„Hallo, ich hab mir das alles noch mal überlegt: Also, mein Papa kann ein Stück von meiner Leber haben.“
„Na, dann los.“
In Gedanken ersetze ich „Papa“ durch „Franck“ und „ein Stück von meiner Leber“ mit „einen neuen Vertrag“, schon weiß ich, wie es sich anfühlt, Sportdirektor beim FC Bayern zu sein. Verblüffend.
„Hallo, ich hab mir das alles noch mal überlegt: Also, mein Papa kann ein Stück von meiner Leber haben.“
„Na, dann los.“
In Gedanken ersetze ich „Papa“ durch „Franck“ und „ein Stück von meiner Leber“ mit „einen neuen Vertrag“, schon weiß ich, wie es sich anfühlt, Sportdirektor beim FC Bayern zu sein. Verblüffend.
Dirk Gieselmann
20:15 Uhr Kalt ist es im Kraichgau. Jochen Breyer moderiert bibbernd aus dem Thermoschlafsack heraus, Oliver Kahn jedoch steht da im sommerlichen Jackett, schaut wie eh und je in eine Sonne, die nur er sieht, Einlaufkinder kommen herbeigerannt und wärmen ihre halberfrorenen Händchen an ihm. Tolle Szene.
Dirk Gieselmann
20:22 Uhr Julian Nagelsmann: „Du musst versuchen, den Raum hinter dir zu schließen.“ Demnächst im ZDF: „Türen - The Ultimate Challenge.“
Dirk Gieselmann
20:28 Uhr Gleich geht es los. Jetzt sollte nur irgendjemand mal der Sinsheimer Grundschule Bescheid sagen, dass die Generalprobe für die Theateraufführung leider unterbrochen werden muss.
Dirk Gieselmann
1. Minute Anstoß. 100 Prozent Ballbesitz für Hoffenheim. Ist Kovac noch zu halten?
Dirk Gieselmann
3. Und über die Außenmikrofone hören wir: Die „mitgereisten Schlachtenbummler“ (Heribert Faßbender), das Stirnrunzeln des Uli Hoeneß und das Klingeln eines Zehnjährigen an einer Sinsheimer Doppelhaushälfte, der vom Schwimmtraining heimkommt. Echte Stadionatmosphäre!
Dirk Gieselmann
6. „Morgen Wertstoff“, steht plötzlich auf der Bande. Hat die Hoffenheimer Stadionregie Manuel Neuers Kalender gehackt?