Bundesliga:Gladbach nimmt ein heißes Bad

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Tor mit Köpfchen: Gladbachs Verteidiger Matthias Ginter lässt sich nach dem 2:0 gegen die Hertha feiern. (Foto: Gladys Chai von der Laage/imago)

Das 2:0 gegen die Hertha beruhigt die Lage bei der Borussia. Doch Trainer Adi Hütter benötigt nach seiner Corona-Isolation endlich mal eine konstant gute Phase, um sich seines Jobs sicher sein zu können.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Die Botschaft von Matthias Ginter war eindeutig: Dass jetzt bloß kein Missverständnis aufkommt! "Noch ist nicht alles rosig", mahnte der Innenverteidiger von Borussia Mönchengladbach nach dem wichtigen 2:0-Sieg gegen Hertha BSC. Zwar ist der Klassenerhalt für die Gladbacher nun in Reichweite, aber niemand träumt mehr vom Europapokal, niemand schwärmt derzeit von den 'Fohlen 2.0' - und Ginter überlegt auch nicht, seinen auslaufenden Vertrag plötzlich doch zu verlängern. Der Nationalspieler wird weggehen, er weiß bloß noch nicht wohin. Und Gladbach muss sich im Sommer erneuern. Dabei bleibt's.

Kurz vor dem Spiel gegen die Hertha gab es einen Moment, bei dem Cheftrainer Adi Hütter in seiner häuslichen Corona-Isolation vor dem Fernseher zusammengezuckt sein dürfte. Hütter war beim bisherigen Gladbacher Niedergang dieser Saison noch nie zum Sündenbock erklärt worden. Weder bei Vorgänger Max Eberl noch beim neuen Sportdirektor Roland Virkus klang es bisher jemals nach einem sich anbahnenden Trainer-Wechsel. Doch nun sagte Virkus vor dem Anpfiff bei Sky in leicht bedrücktem Ton: "Der Plan ist, dass wir auch am Freitag in Bochum mit Adi Hütter auf der Bank spielen."

Das klang neu, das klang zweifelnd, das klang anders als alles, was bisher zum erst seit Saisonbeginn in Gladbach tätigen Hütter gesagt worden war. Die 7,5 Millionen Euro Ablöse, die die Borussia an Eintracht Frankfurt hatte zahlen müssen, wurden immer als eine Art Jobgarantie für Hütter ausgelegt, doch nun erhielt man unerwartet den Eindruck, eine Niederlage gegen Hertha hätte Hütter durchaus gefährlich werden können.

"Ich genieße den Moment", sagt Gladbachs Interimstrainer Peintinger, "das macht mich stolz."

Unter Anleitung von Hütters österreichischem Landsmann Christian Peintinger, 54, der seit sieben Jahren (auch schon in Bern und Frankfurt) der vertraute Assistent des Chefcoachs ist, zeigte Gladbach diesmal eine solide Leistung. Man benötigte gegen defensiv maue Berliner zwar zwei Standardsituationen für die Treffer - per Elfmeter fiel das 1:0 durch Alassane Pléa (24.), per Kopfball nach einer Ecke das 2:0 durch Ginter (59.). Doch vor allem blieb die Borussia erstmals seit vier Monaten ohne Gegentreffer. Vor der Jahres-Rekordkulisse von 30 600 Zuschauern war dieser Sieg wie ein heißes Bad. "Ich genieße den Moment", sagte Interimstrainer Peintinger, "es ist eine Ehre, vor so einem Publikum in so einem Stadion an der Außenlinie stehen und einen Sieg feiern zu dürfen. Das macht mich stolz."

Alles wieder gut ist in Gladbach aber noch längst nicht. "Wir haben nach der Niederlage in Stuttgart eine tolle Reaktion gezeigt", lobte Peintinger, er weiß aber genau, dass ein einzelnes gutes Spiel noch keine Trendumkehr besagt: "Unser Problem in dieser Saison ist, dass wir nach guten Leistungen wieder in schlechte verfallen, in Lethargie." Zwei Pflichtspielsiege nacheinander gab es zuletzt Ende Oktober, gar deren drei zuletzt rund um den Jahreswechsel 2020/21. "Wir müssen daran arbeiten, kontinuierlich gute Leistungen zu bringen", betonte Peintinger. Warum das Team trotz vieler erfahrener Spieler so wechselhaft agiert, ist offenbar auch den Trainern ein Rätsel. "Wenn wir das wüssten", sagt Peintinger, "dann hätten wir ganz sicher mehr Punkte."

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