Das 3:0 gegen Meister Wolfsburg, es sorgte zwei Tage lang für Frieden und Frohlocken beim FC Bayern. Der Fehlstart in der Bundesliga? Vergessen im Taumel des Hier und Heute, dank des neuen circensischen Dribblerduos: Ribéry&Robben begeisterten die Fans, die Presse pries die beiden Magier hymnisch: Zauberer im Temporausch! Fußball aus einer fernen Galaxie! Die Baylaktischen! Robb'n'Roll! Montag, hurra, schloss zudem das elend lang geöffnete Transferfenster, durch das noch pünktlich Arjen Robben geschlüpft war und sein famoser französischer Partner nun nicht mehr entweichen kann. Um so unvermittelter kam - als neuer Unruhequell - Franck Ribérys Attacke gegen Trainer Louis van Gaal.
So erfuhr alle Welt, was sich vorhersehen ließ - dass dies eine recht schwierige Allianz ist: ein auf und abseits des Platzes eigensinniger Freigeist, geführt von einem sogenannten "General" aus Holland, der Ordnung und Taktik liebt, aber Diventum und Privilegien hasst. Ribéry ist ein Solist, ein Filou, ein Instinktkicker, ein Faxenmacher. Trifft er die Welt so an, wie er sie sich wünscht, ist er für jeden Schabernack zu haben. Und ein außerordentlicher Fußballkünstler.
Beim Disziplinprediger van Gaal darf er nicht mehr blödeln, Ribéry vermisst den Spaß im Berufsalltag und fürchtet auch "Blockaden" seiner Kollegen - wegen der neuen strengen Reglementierungen: vom Kommandoton im Training bis zu Kleidervorschriften und dem (angeblichen) Verbot für Physiotherapeuten, mit den Spielern am Esstisch zu sitzen.
Nach langem Wechseltheater und den Debatten um seine Spielposition (zuletzt nach van Gaals Einlenken: wieder links statt zentral) ist die Pro-Spaß-Initiative nun Teil drei eines Ribéry-Schlagzeilensommers. Eine Bewertung? Fällt schwer. Van Gaals pädagogische Linie mutet nicht sehr modern an anno 2009, er sieht Respekt als höchstes Gut, seine Töchter siezen ihn, und er scheute noch nie Konflikte mit "Stars". Ribéry wiederum? Ist, wie auch van Gaal betont, für das Team unverzichtbar als kreativer Geist - doch sein Verhalten, auch das taktische, kann die Kollegen nerven. Und Spektakel ohne Ordnung ist im Fußball, auf Höchstniveau zumindest, nichts wert.
Einen idealen Führungsstil im FC-Bayern-Milieu gibt es womöglich gar nicht. Magath? Galt als sperrig und introvertiert. Hitzfeld? War ein kluger Moderator, der Ribéry und Toni Sonderrechte gewährte. Klinsmann? Sollte und wollte diese Rechte abschaffen, verlor aber als Radikalreformer schnell die Autorität. Heynckes? Sorgte für ein liberales, kommunikatives Klima, das gut ankam (Ribéry bedankte sich zum Abschied per Handschlag), war aber nach fünf Wochen wieder weg.
Und nun: van Gaal, der seine "herzliche und warme" Seite bisher erst selten zeigte. Bewusst wollte der Klub eine unantastbare Autorität als Trainer und "keinen George Clooney". Doch ein Fußballer mit Spieltrieb, wie Ribéry, ist ohne Freude bei der Arbeit nur die Hälfte wert.