Bundesliga: Elf des Tages:In der stärksten Liga der Welt

Ausgemusterte Bayern-Spieler führen die Aufholjagd an, ein 21-jähriger Isländer glänzt in Hoffenheim - nur zwei Schalker beweisen ihre Langsamkeit. Die Elf-des-Spieltags.

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Ausgemusterte Bayern-Spieler treffen, ein 18-Jähriger entscheidet das Spitzenspiel - nur zwei Schalker beweisen ihre Langsamkeit. Die Elf-des-Spieltags. Die Bundesliga ist die beste Fußballiga der Welt - das hat eine Tageszeitung schon vor diesem Wochenende festgestellt. Bestätigt wurde diese scheinbar gewagte These von Dortmunds Mario Götze. Das 1:0 erzielte er gegen Mainz nach schönem Sololauf selbst, das 2:0 von Lucas Barrios bereitete er nach noch schönerem Sololauf mit einem geschickten Zuspiel vor. Wohlgemerkt: Götze ist 18 Jahre alt - als die Bundesliga zuletzt die stärkste Division weltweit war, da haben sich seine Eltern wohl noch nicht einmal gekannt. Texte: Jonas Beckenkamp und Jürgen Schmieder

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(Foto: dpa)

Ja, wirklich: Zwei Spieler von Schalke 04 haben es in die Elf des Spieltags geschafft: Ivan Rakitic (rechts hinten)und Christoph Metzelder (rechts vorne) müssen sich allerdings einen Platz teilen. Das liegt an der Szene, in der Leverkusens Sydney Sam den 1:0-Siegtreffer erzielte. Rakitic und Metzelder eilten im Vollsprint hinterher, dennoch konnte Sam mit dem Ball am Fuß den Vorsprung gar noch ausbauen. Der lapidare Kommentar des Torschützen nach dem Spiel: "Was soll ich sagen? Sie sind halt nicht die Schnellsten."

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Vielleicht, so mutmaßte der Argentinier Martin Demichelis nach dem 4:2 der Bayern gegen Freiburg, sei das sogar sein letztes Spiel für seine geliebten Münchner gewesen. Eindringliche Worte eines Torschützen, der nach seinem ersten Einsatz über 90 Minuten in dieser Saison eigentlich allen Grund zu Freude gehabt hätte. Doch in dem wankelmütigen Bayern-Verteidiger schlägt eben ein echtes Gaucho-Herz, da ist es von der puren Lebensfreude zur Melancholie oft nur ein kleiner Herzsprung. Demichelis erklärte nach dem Spiel in schönem Südamerikaner-Deutsch, dass er den FC Bayern liebe, aber mit seiner Situation als Ersatzspieler eben unzufrieden sei. Zumindest in der ersten Halbzeit tat er einiges dafür, um seinen verlorenen Kredit bei Trainer van Gaal zurückzugewinnen: Er kämpfte und köpfte die erste Bayern-Ecke nach zuletzt 68 erfolglosen Versuchen ins Tor. Nach der Pause demonstrierte er dann durch Mitverschulden der beiden Freiburger Tore, warum in der Bayern-Abwehr zuletzt unmelancholischere Arbeiter wie Anatolij Timoschtschuk den Takt angeben durften.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Anatolij Timoschtschuk ist so etwas wie die Symbolfigur für die Vorgänge beim FC Bayern. Vor der Saison waren seine Chancen auf einen Stammplatz bei den Münchnern so hoch wie die von Lothar Matthäus auf den Trainerposten. Gegen Freiburg überzeugte der Ukrainer zunächst auf der Position des Innenverteidigers, dann im defensiven Mittelfeld - und schoss gar noch das wichtige 3:1. Es sind nicht Akteure wie Franck Ribéry, Arjen Robben (beide verletzt), Philipp Lahm und Thomas Müller (beide außer Form), die für die kleine Aufholjagd verwantwortlich sind, sondern Spieler wie Timoschtschuk, denen Trainer Louis van Gaal eigentlich das Vertrauen entzogen hatte.

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(Foto: REUTERS)

Die Leistung von Jörg Butt gegen den SC Freiburg war zwar ordentlich, aber nicht Elf-des-Spieltags-würdig. Warum er dennoch dabei ist, liegt vielmehr an den Ausführungen seines Trainers Louis van Gaal nach dem Spiel. Die Geschichte: Jörg Butt hatte sich beim Aufwärmen verletzt und Pressechef Markus Hörwick den Trainer informiert, dass der Torwart, sollte ihm derart kurzfristig das Startrecht verweigert werden, laut Reglement auch nicht auf der Ersatzbank sitzen dürfe und der FC Bayern dann ohne Reservekeeper sei. Es war eine falsche Information, die jedoch dazu führte, dass Butt trotz Rückenproblemen auflaufen musste.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Es hat sich in den vergangenen Jahren eingebürgert, dass sich Torjubel nicht geziemt, wenn der Treffer gegen einen ehemaligen Verein oder das Geburtsland erzielt wurde. Die Torschützen schleichen dann in die eigene Hälfte zurück, als würden sie sich ein wenig schämen. Vielleicht wusste Gerald Asamoah, dass ihm derartige Zurückhaltung nicht gelingen würde, wenn er am kommenden Spieltag gegen Schalke treffen würde - zumal ein Tor gegen Schalke derzeit nicht das allergrößte Kunststück wäre. Also motzte und foulte Asamoah gegen Frankfurt so lange, bis er vom Platz gestellt wurde und nun gegen Schalke gesperrt ist. 

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Konjunktiv hört sich manchmal grausamer an als die Realität: Hätte Mohamadou Idrissou in der 50. Minute beim Stand von 0:0 das leere Tor aus rund fünf Metern getroffen, dann hätte Borussia Mönchengladbach das Spiel beim 1. FC Kaiserslautern vielleicht gewonnen, statt es am Ende mit 0:3 zu verlieren. Dann wären die Gladbacher nicht Tabellenletzter, und Trainer Michael Frontzeck würde sicher im Sattel sitzen. Der Kameruner traf das leere Tor aber nicht und wurde damit zwangsläufig zum Sündenbock. "Ich erwarte von einem Profi, dass er so ein Ding reinmacht. Mit Pech sollte das eigentlich nichts zu tun haben - das ist mir zu einfach. Fünf Meter vor dem Tor sollte die Konzentration doch am höchsten sein", sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl.

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(Foto: dapd)

Was macht ein Stürmer, wenn er viele Spiele nur auf der Bank sitzt und auch bei Einwechslungen das Tor nicht trifft? Im Falle von Milivoje Novakovic gestaltete sich die Lösung ziemlich einfach: Er musste nur warten, bis sein Trainer Zvonimir Soldo entlassen wird. Der neue Coach Frank Schaefer stellte ihn von Beginn an auf - Novakovic traf beim 3:2 gegen den Hamburger SV drei Mal für den 1. FC Köln. Und was sagte Novakovic nach dem Spiel? Na klar: "Wir glauben, der Trainer muss bleiben. Man muss nur richtig aufstellen, dann gewinnen wir auch."

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(Foto: dpa)

Einladungen sollte der wohl erzogene Gast im richtigen Leben dankend und erfreut annehmen. In Bremen musste sich Nürnbergs Ilkay Gündogan deshalb wie im Schlaraffenland fühlen, als er gleich zweimal großzügig von der Werder-Defensive zum Toreschießen animiert wurde. Erst rutschte Sebastian Prödl bei einem so genannten Abwehrversuch gegen Julian Schieber plump an Ball und Gegner vorbei, dann ließen zwei weitere Bremer Gündogan freimütig im Fünfmeterraum gewähren, weshalb der Mittelfeldspieler nur noch einschieben musste. Wie Gündogan schließlich zur Ehre seines zweiten Treffers kam, erinnerte an eine Slapstick-Einlage aus dem Kuriositätenkabinett: Weil die Bremer Verteidigung nicht an einer Klärung der Situation interessiert war, drosch Gündogan zunächst den Ball ungehindert an die Latte, ehe Sturmkollege Schieber den Nachschuss an den Pfosten setzte. Wie es sich für gute Gastgeber gehört, verzichteten die Bremer auch beim dritten Nürnberger Versuch auf Gegenwehr und ließen Gündogan noch einmal ran - der verwandelte schließlich durch die Beine von Torsten Frings. Ist ja auch bald Weihnachten.

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(Foto: dapd)

Bei Offensivspielern werden ja gerne die Minuten gezählt, die von einem Tor bis zum nächsten verstreichen. Um den Rahmen nicht zu sprengen, wollen wir bei Christian Tiffert bei den Tagen bleiben. Seit 1744 Tagen hatte Tiffert kein Bundesliga-Tor mehr geschossen, sein letzter Treffer datierte vom 19. Februar 2006, als er das 2:1 für den VfB Stuttgart gegen Mainz 05 erzielte. Am Samstag war er wieder erfolgreich, sein herausragender Linksschuss war das 1:0 für Kaiserslautern gegen Gladbach.

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Als die TSG Hoffenheim im Sommer einen 20-jährigen Isländer namens Gylfi Sigurdsson vom FC Reading aus England für sage und schreibe 5,2 Millionen Euro verpflichtete, waren viele überrascht. So viel Geld für einen - mit Verlaub - Isländer? Doch die Kräfteverhältnisse im europäischen Fußball haben sich eben verändert ("Es gibt keine Kleinen mehr"), was nicht erst seit Rudi Völlers Weißbier-Wutausbruch gegen Waldemar Hartmann beim EM-Qualifikationsspiel in Reykjavík bekannt sein dürfte. Und so sollte es eigentlich nicht überraschen, dass eben jener Gylfi Sigurdsson nun in Hoffenheim groß aufspielt. Immerhin erzielte der schussgewaltige Mittelfeldspieler in der zweiten englischen Liga 16 Tore in 38 Spielen - und jetzt seinen ersten Bundesliga-Doppelpack samt Vorlage beim 4:0 gegen Hannover.

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