Bundesliga:Ein Zweitliga-Torjäger belebt Schalke 04

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Guido Burgstaller beim Spiel gegen den VfL Wolfsburg. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Schalke 04 schlägt den VfL Wolfsburg mit 4:1.
  • Guido Burgstaller zeigt mit zwei Toren, warum er für die Gelsenkirchener so wichtig ist.
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Von Matthias Schmid

Guido Burgstaller kniete auf dem Boden, die Hände weit ausgebreitet. Das war doch ein klares Foul, das sollte die theatralische Geste symbolisieren. Doch der Österreicher hätte es nicht innerhalb von nur ein paar Wochen zum Schalker Publikumsliebling gebracht, wenn er nach der astreinen Grätsche von Wolfsburgs Kapitän Luiz Gustavo noch länger liegen geblieben wäre und lamentiert hätte. Also sprang Burgstaller, 27, rasch auf und spielte weiter, als hätte es die Szene nie gegeben.

Die Episode aus der ersten Hälfte zeigt, dass da zwei zusammenwachsen, die zusammengehören: Burgstaller und der FC Schalke. Der aus Nürnberg gekommene Stürmer prägt das Schalker Spiel seit der Rückrunde so, als würde er schon zehn Jahre für die Gelsenkirchener stürmen. Dabei war das Heimspiel am Samstagnachmittag gegen den VfL Wolfsburg erst sein zwölftes Bundesligaspiel. Doch mit seinen beiden Toren (6./77) beim 4:1 (2:0)-Sieg schreibt der Mann aus Kärnten seine schöne Geschichte fort. Es scheint fast so, als hätten die Gelsenkirchener erst auf einen Zweitligaspieler warten müssen, der sie aus der Lethargie befreit. Mit dem Heimsieg haben die Schalker nur noch vier Punkte Rückstand auf den Tabellensechsten 1. FC Köln, auf einen Rang, der am Saisonende zur Teilnahme an der Europa League berechtigen würde.

Heimlich, still und leise hat der Angreifer aus Villach den lange verletzten Stürmer Klaas-Jan Huntelaar aus der Stammelf verdrängt. "Guido hat seine Chance genutzt, als andere verletzt waren", hat Schalke-Cheftrainer Markus Weinzierl jüngst gesagt und anerkennend hinzugefügt: "Er hat sie wirklich genutzt, er war in jedem Spiel torgefährlich."

Burgstaller hat gleich in seinem ersten Spiel gegen Ingolstadt den Siegtreffer erzielt und danach weitere sieben in der Bundesliga und in der Europa League folgen lassen, es waren wichtige Tore, allein vier Mal traf er zum 1:0. Aber Burgstaller, der ein halbes Jahr bei Cardiff City spielte, bevor er nach Nürnberg wechselte, hat mehr zu bieten als nur Tore zu schießen, er hat auch den Blick für den Mitspieler. Vor dem 3:0 durch Daniel Caligiuri (48.) bediente er mit einem öffnenden Pass Eric Maxim Chupo-Moting auf der linken Seite, der dann nach innen flankte, wo Caligiuri nur noch einzuschieben brauchte.

Burgstaller spielt so, wie es das Schalke Publikum liebt

Als Burgstaller vor ein paar Wochen in einem alten Tabakladen in der Nähe der Glückauf-Kampfbahn in Schalke Nord vorbeischaute, in dem einst der legendäre Ernst Kuzorra Zigarren verkauft und geraucht hatte, konnte man die gegenseitige Sympathien zwischen ihm und den Schalker Fans spüren. In der Arbeiterstadt ohne Arbeit sind sie froh, dass sie einen Spieler bekommen haben, der malocht, wie es das Schalker Publikum liebt: Burgstaller scheut keinen Zweikampf und geht dort hin, wo es wehtut, wie man im Fußball so schön sagt. Aber dass er auch etwas von Kunst versteht, sah man bei seinem Treffer gegen Wolfsburg zum 4:0. Sanft holte er den Ball aus der Luft, als sei dieser von ihm dressiert, eine Drehung, ein trockener Schuss - schon wölbte sich das Wolfsburger Netz.

Seine formidablen Auftritte beim FC Schalke sind natürlich auch Österreichs Nationaltrainer Marcel Koller nicht verborgen geblieben. Seit ein paar Wochen darf sich Burgstaller wieder aktueller Nationalspieler nennen. Auf seinen nächsten internationalen Einsatz muss er aber nicht lange warten. Bereits nächsten Donnerstag tritt Schalke in Amsterdam an - zum Viertelfinalhinspiel in der Europa League. Guido Burgstaller erlebt gerade einen Karriere in Zeitraffer. Vor einem halben Jahr hatte er mit Nürnberg noch in Aue gespielt.

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