Sein Bundesliga-Debüt hat der spanische Mittelstürmer Francisco "Paco" Alcácer am Freitagabend um 21.55 gegeben. Das war vermutlich eine ganz angenehme Uhrzeit für den 25-Jährigen, denn in der Stadt seines vormaligen Klubs FC Barcelona gehen die jungen Leute auch erst zu vorgerückter Stunde in die Vergnügungsviertel. Und in Dortmund ist es ja so: Das meiste Vergnügen verspüren viele Menschen im Süden der Stadt in einem riesigen Fußballstadion, in dem Borussia Dortmund seine Künste vorführt.
Als Alcácer im Spiel gegen Eintracht Frankfurt in der 67. Minute eingewechselt wurde, dauerte es nur eine Minute, da kassierte Dortmund den 1:1-Ausgleich. Weil man sich so ein Debüt nicht wünscht, leitete Alácer in der 72. Minute den Spielzug ein, der in die 2:1-Führung durch Marius Wolf mündete, und er erzielte in der 88. Minute mit seinem ersten Torschuss auch gleich noch sein erstes Bundesliga-Tor. Dortmund gewann 3:1. Zum Abschluss griff er sich an den Oberschenkel, wo er sich offenbar eine Zerrung zugezogen hatte. Die ersten 26 Bundesliga-Minuten des Paco Alcácer enthielten alles, was der Fußball so bieten kann.
Dortmunds Trainer Lucien Favre hatte nach einem mauen Beginn in der zweiten Halbzeit zwischen der 58. und 69. Minute mit Jadon Sancho, Alcácer und Axel Witsel drei Spieler gebracht, die mit ihrem Elan den Sieg retteten, die man aber auch schon in der Startformation hätte erwarten können. "Bei uns können aber 18 Spieler von Anfang an spielen", sagte hernach der Sportdirektor Michael Zorc über die hohe Qualität des Kaders auch in der Breite. Favre hat sich entschieden, die noch um ihre volle körperliche Kraft kämpfenden Alcácer und Witsel zunächst draußen zu lassen. Er setzte im Angriff unter anderem auf Wolf gegen seinen vormaligen Klub Eintracht Frankfurt und Jacob Bruun Larsen, der im Testspiel gegen Osnabrück vier Tore geschossen hatte.
Alcácer brilliert wie Amoroso und Aubameyang
Dortmund spielte kontrolliert offensiv, eine gewisse Furcht vor Ballverlusten und Frankfurter Kontern verhinderte dabei aber, dass die Spieler mit mehr Risiko und Dynamik in den gegnerischen Strafraum zogen. Nach Frankfurts Ausgleich und den Einwechslungen aber war eine andere BVB-Elf zu sehen. Vor allem Alcácer und Sancho brachten plötzlich viel mehr Tempo ins Spiel. "Durch die Einwechslungen haben wir Power bekommen", sagte der Innenverteidiger Manuel Akanji. "Die drei Neuen haben Schwung gebracht", erkannte auch Favre an. Alcácer setzte vor dem 2:1 Sancho in Szene, der Wolf das Tor auflegte. Das 3:1 durch einen satten Schuss in den Winkel von Alcácer bereitete ebenfalls Sancho vor. Man hätte den Briten auch früher bringen können, allerdings rechtfertigten Bruun Larsen und Wolf ihre Nominierung als Flügelstürmer durchaus. Bruun Larsen arbeitete viel und bereitete Abdou Diallos 1:0 per Eckball vor. Wolf tat sich auf dem Flügel schwer, erzielte aber den zweiten Treffer.
Alcácer gelang mit dem dritten Tor schließlich etwas, das beim BVB zuvor auch den Stürmern Marcio Amoroso und Pierre-Emerick Aubameyang gelungen war, nämlich mit seinem ersten Torschuss auch gleich einen Treffer zu markieren. Sie versprechen sich viel von ihm, aber jetzt ist schon fraglich, ob er im Champions-League-Spiel am Dienstagabend beim FC Brügge in Belgien dabei sein kann. "Er hat sich leider ein bisschen verletzt", berichtete Favre, weiß aber, dass er viele Alternativen im Kader hat. Zum Beispiel Mario Götze. Der 26-Jährige hat am Freitagabend wieder duchgängig auf der Bank gesessen und verließ das Stadion wortlos, nur lässig an einem Strohhalm nuckelnd. "Wir werden sehen, was die nächsten Wochen bringen", sagte Favre unverbindlich.
Borussia Dortmund:Drei Neue schießen den BVB auf Platz eins
Durch Tore der Zugänge Diallo, Wolf und Alcácer gewinnt Borussia Dortmund mit 3:1 gegen Eintracht Frankfurt und ist vorerst Tabellenführer. Angreifer Alcácer hat sich womöglich verletzt.
Götze aber wird seine Einsätze bekommen. Dazu hat Marco Reus auf dieser Position am Freitag auch nicht überzeugend genug gespielt. "Es gibt vieles zu verbessern", sagt Favre vor einer Serie von sechs Spielen binnen 19 Tagen. Die englischen Wochen bieten neue Chancen für die meisten der 26 Feldspieler im Dortmunder Kader.