Bundesliga: Ehemalige Meister in der Krise:Das verflixte Ex

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Im Tabellenkeller der Bundesliga treten sich die Ex-Meister auf die Füße. Sie müssen dafür büßen, einmal Jagd auf den FC Bayern gemacht zu haben. Auch Borussia Dortmund widerlegt diese These nicht - im Gegenteil.

Klaus Hoeltzenbein

Zwei Buchstaben, schwer wie Blei. Wer ein "E" und ein "x" vorgeschnallt bekommt, der ahnt, dass er seine Zukunft schon hinter sich hat: der Ex-Mann, der Ex-Freund, der Ex-Minister, oder, offenbar besonders belastend: der Ex-Meister.

Prominente Opfer: Bremens Manager Klaus Allofs (links) und Trainer Thomas Schaaf. (Foto: dapd)

Das Präfix "Ex-" ist vergleichbar mit einem Zusatzgewicht beim Taucher, es zieht unwiderstehlich runter. Nur taucht der Taucher meist problemlos wieder auf, während es für den Ex-Fußball-Meister - ist er erst einmal abgesackt auf den Boden der Bundesligatabelle - kaum noch ein Hochkommen gibt.

Denn meist kennt der Ex-Meister keinen Abstiegskampf, und deshalb kommt er damit auch nicht klar. Einzige Überlebenschance: Es finden sich so viele Ex-Meister dort unten, dass gar nicht alle Ex-Meister absteigen können.

Genau das ist die Lage in der Liga. Im Ballungsraum am Tabellenende treten sich ab Platz 13 mit Frankfurt (ein Titel), Köln (drei), Bremen (vier) Wolfsburg (einer), Kaiserslautern (vier), Stuttgart (fünf) und Mönchengladbach (fünf) so viele prominente Ehemalige wie nie zuvor auf die Füße. Und die Statistik eröffnet noch weit mehr Erstaunliches: Meister wird bekanntlich immer der FCBayern, wurde der es aber mal nicht, so kam der Alternativ-Meister, der mit dem verflixten "Ex-", seit 1984 stets aus obiger Krisengruppe (Ausnahme: Dortmund).

Im jungen Jahrtausend konnte die Titelserie der Münchner zudem nur von vier Klubs unterbrochen werden, von denen drei jetzt in Abstiegsangst verharren: Bremen 2004, Stuttgart 2007 und Wolfsburg 2009 (Ausnahme: Dortmund 2002).

Trotz aller notwendigen Differenzierungen im Krisenprofil haben Bremen, Stuttgart und Wolfsburg eine Erfahrung, die sie eint: Mehr oder minder sind sie das Opfer ihrer erfolgreichen, doch verzehrenden Jagd auf den FC Bayern. Für eine Meistersaison, die für die Ewigkeit bleibt, müssen sie heute bitter büßen.

Bremens findigem Gestalter-Duo Allofs/Schaaf ging bei Transfers nach einem Jahrzehnt dann doch die Phantasie verloren, Stuttgart wurde überrollt von den Begehrlichkeiten, die so ein Titel weckt, und in Wolfsburg zog Trainer Magath samt komplettem Stab sogleich zum nächsten Projekt weiter.

Auch Dortmund, der Tabellenührer, widerlegt diese Opfer-These nicht. Im Gegenteil, dort haben sie die Erfahrung schon hinter sich: Für Meisterschaft und Bayern-Jagd hatte der BVB sogar die Insolvenz riskiert, der der Klub 2005 nur knapp entkam. Heute wissen sie deshalb in Dortmund, dass das Ex- auch von Exitus abzuleiten ist, dem medizinischen Fachausdruck für Tod.

© SZ vom 21.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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