Bundesliga:Der BVB pinselt ein Gemälde von einem Sieg

Lesezeit: 3 min

Der BVB hat nach sechs Spieltagen drei Punkte Vorsprung auf den FC Bayern. (Foto: AFP)
  • Borussia Dortmund zeigt gegen Borussia Mönchengladbach eine furiose Leistung und gewinnt 6:1.
  • Sogar Julian Weigl schießt sein erstes Bundesliga-Tor im 62. Spiel.
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Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Am Samstag war in Dortmund die 'Nacht der Museen'. Auch Borussia Dortmund hat mit dem Vereinsmuseum im Stadion mitgemacht, und die Fußballer vom BVB haben sich entschieden, dem Publikum eine weitere Attraktion zu präsentieren: ein Spiel wie ein Gemälde.

Der Duden hält viele Synonyme bereit für das, was die Dortmunder am Samstagabend beim 6:1 (3:0)-Sieg mit den Spielern von Borussia Mönchengladbach angestellt haben. Hier nur ein Auszug: Der BVB hat Gladbach zerlegt, auseinandergenommen, demontiert, seziert, tranchiert - und aufgelöst. Emotionalere Varianten lauten: gedemütigt, erniedrigt, gekränkt.

Es ist erst zwei Jahre her, dass der FC Bayern München mit zehn Siegen den besten Saisonstart der Bundesliga-Geschichte hingelegt hat. Diesen Rekord werden nicht mal die Dortmunder knacken. Sie müssen sich damit begnügen, den besten Saisonstart der Vereinshistorie hingelegt zu haben. Immerhin: Nie zuvor hat eine Bundesliga-Mannschaft bis zum sechsten Spieltag kein einziges Gegentor hinnehmen müssen. Das ist den Dortmundern gelungen. Erst im sechsten Saisonspiel in der 66. Minute haben sie am Samstag gegen Gladbach das erste Gegentor zugelassen. Weil es zu diesem Zeitpunkt aber schon 5:0 stand, weil die Gladbacher völlig demoralisiert und die Dortmunder wie berauscht waren, hat sich über diesen Treffer weder jemand geärgert noch gefreut.

Drei Tore durch Pierre-Emerick Aubameyang, der die Bundesliga-Torschützenliste mit acht Treffern anführt, zwei durch Philipp, der nun auch schon auf vier Treffer kommt, sowie das Bundesliga-Debüt-Tor von Julian Weigl sorgten dafür, dass die Dortmunder ihren Fans nach dem 5:0 gegen Köln in zwei aufeinanderfolgenden Bundesliga-Heimspielen elf Tore serviert haben. "Das hat Spaß gemacht", sagte der niederländische Trainer Peter Bosz, "es war amüsant für die Fans und auch für mich."

Die Gladbacher schauten nach dem Abpfiff ziemlich ungläubig. "Wir haben nicht reingefunden, sind nur hinterhergelaufen", klagte Lars Stindl. Trainer Dieter Hecking reagierte beim Sender 'Sky' fast schnippisch, als man ihm alle Gegentore noch einmal vorspielen wollte. Während die Gladbacher nun eine Woche lang ihre Wunden lecken können, haben die Dortmunder das nötige Selbstvertrauen gesammelt, um es am Dienstag in der Champions League mit Real Madrid aufzunehmen.

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(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Hatte die Führung auf dem Fuß: Gladbachs Thorgan Hazard ließ eine Großchance liegen. Danach wurde es für ihn und sein Team sehr schmerzhaft ...

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(Foto: Bernd Thissen/AFP)

... Maximilian Philipp eröffnete das Torfestival mit einem wunderbaren Tor aus vollem Lauf ins linke Eck.

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(Foto: Patrik Stollarz/AFP)

Dortmunds Toptorjäger Pierre-Emerick Aubameyang ließ zunächst ein paar gute Möglichkeiten liegen ...

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(Foto: Bernd Thissen/dpa)

... Später traf er dann gleich drei Mal. Beim 5:0 ließ er Vestergaard (vorne) und Torwart Sippel links stehen und schob ein.

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(Foto: Patrik Stollarz/AFP)

Ein Herz und eine Seele: Aubameyang freut sich zusammen mit dem wieder stark aufspielenden Mario Götze.

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(Foto: Lars Baron/Getty Images)

Der Schlusspunkt: Im Stile einer Tipp-Kick-Figur versenkte Julian Weigl ins Kreuzeck zum 6:1.

Weil da eine große Aufgabe wartet, hatte Bosz seine Startelf gegen Gladbach auf fünf Positionen verändert. Weigl spielte erstmals seit seiner Genesung nach viermonatiger Pause wieder von Beginn an und verdrängte Nuri Sahin auf die Bank. Mario Götze und Mahmoud Dahoud spielten auf den Halbpositionen, Jeremy Toljan verteidigte hinten links und Philipp stürmte vorne links, wodurch Christian Pulisic auf seine favorisierte rechte Seite durfte. Andrej Jarmolenko saß das ganze Spiel über auf der Bank.

Gladbachs Trainer Hecking hatte weder Europapokal-Aufgaben zu berücksichtigen noch einen in der Breite derart starken Kader wie die Dortmunder. Deshalb gönnte er dem zuletzt gebeutelten Christoph Kramer keine Pause, sondern wechselte bloß auf der linken Seite Fabian Johnson für Patrick Hermann ein. Hecking hatte auf feste Abläufe gehofft, nachdem das in den vorangegangenen Spielen wechselhaft gelaufen war.

Mit nicht mal 20 Prozent Ballbesitz haben sich die Gladbacher in der ersten halben Stunde zufrieden gegeben. Sie dachten, sie könnten die Dortmunder dadurch entmutigen, mit zehn Mann weit hinten drin zu stehen und schön von hüben nach drüben und zurück zu verschieben. Doch das gelang überhaupt nicht. Die Gastgeber erhöhten sukzessive Druck und Tempo, nachdem sie die Lücken in der Gladbacher Defensive ausgespäht hatten. Sie nutzten sie in der 28. und 38. Minute, als Philipp erst auf Hereingabe von rechts durch Aubameyang und dann auf Hereingabe von links durch Toljan die ersten beiden Tore schoss. Kurz vor der Pause erhöhte Aubameyang auf Philipp-Vorlage auf 3:0, nachdem er zuvor schon zwei Mal nur den Pfosten getroffen hatte. Es war schon jetzt demütigend für Gladbach.

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Und es wurde nach dem Wechsel noch schlimmer. In der 49. Minute erhöhte Aubameyang auf 4:0, in der 62. auf 5:0. Stindl war der Ehrentreffer in der 66. Minute vorbehalten. Wohl noch nie hat es einem Gäste-Spieler so wenig Spaß gemacht, im größten deutschen Stadion ein Tor zu schießen. Stindl jubelte nicht, so als bestünde Gefahr, von den direkt hinter dem Tor stehenden eigenen Anhängern ausgebuht zu werden.

Wo es nichts mehr zu trösten gab, dachte man, konnte auch das sechste Gegentor nichts mehr zerstören. Doch als Weigl in der 79. Minute mit dem 6:1 den Schlusspunkt setzte, war es im 62. Bundesligaspiel sein erstes Tor in der höchsten Liga. "Heute trifft sogar Jule", sagte Stadionsprecher Norbert Dickel lakonisch. "Traumhaft", sagte Weigl mit dem breitesten Grinsen, das er hinbringt. "Wir haben eine tolle Borussia gesehen", schloss Gladbachtrainer Hecking, "leider war es die aus Dortmund."

© SZ vom 24.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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