Bundesliga:BVB trennt sich von Thomas Tuchel

Lesezeit: 2 min

  • Wie erwartet trennt sich Bundesligist Borussia Dortmund von Trainer Thomas Tuchel.
  • Tuchel erklärt: "Ich bin dankbar für zwei schöne, ereignisreiche und aufregende Jahre. Schade, dass es nicht weitergeht."

Borussia Dortmund hat sich von Trainer Thomas Tuchel getrennt. Nur drei Tage nach dem Pokalsieg in Berlin erklärte der Coach am Dienstag über Twitter das Ende der Zusammenarbeit mit dem Fußball-Bundesligisten. "Ich bin dankbar für zwei schöne, ereignisreiche und aufregende Jahre. Schade, dass es nicht weitergeht", schrieb Tuchel auf seinem erst am Dienstag eingerichteten Account (die Echtheit des Accounts wurde der Deutschen Presse-Agentur von Tuchels Berater bestätigt). Auch der Klub bestätigte am Mittag die Trennung.

Drei Tage nach dem DFB-Pokal-Triumph von Berlin einigte sich der BVB mit dem Trainer nach kurzer Saison-Analyse auf eine vorzeitige Auflösung des bis 2018 laufenden Vertrages. Dies lässt sich der BVB geschätzte 2,5 Millionen Euro Abfindung kosten. Angeblich steht Lucien Favre von OGC Nizza als Nachfolger bereit.

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Tuchel sagte der Bild-Zeitung: "An der Kürze der Saison-Analyse kann man sich denken, wie es ausgegangen ist." Der mächtige BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte mit seinem brisanten Interview ("Klarer Dissens") vor dem enorm wichtigen Spiel gegen 1899 Hoffenheim am 6. Mai den letzten Anstoß gegeben.

Der BVB teilte mit: "Wir bedanken uns bei Thomas Tuchel und seinem Trainerstab für die sportlich erfolgreiche Arbeit beim BVB, die am vergangenen Samstag im DFB-Pokalsieg in Berlin gegen Eintracht Frankfurt ihren verdienten Höhepunkt fand. Für seine berufliche Zukunft wünschen wir Thomas Tuchel nur das Allerbeste." Und weiter: "Der BVB legt großen Wert auf die Feststellung, dass es sich bei der Ursache der Trennung keinesfalls um eine Meinungsverschiedenheit zwischen zwei Personen handelt. Das Wohl des Vereins Borussia Dortmund, den viel mehr als nur der sportliche Erfolg ausmacht, wird grundsätzlich immer wichtiger sein als Einzelpersonen und mögliche Differenzen zwischen diesen."

Beide Seiten hatten in den vergangenen Wochen versucht, ihre Deutung des tiefen internen Zerwürfnisses zu platzieren - und sie damit öffentlich als Wahrheit zu verankern. Über Berater, lancierte Interviews oder bewusst gestreute Hintergründe. Tuchel selbst meldete sich am Dienstag kurz vor der Bild-Eilmeldung bei Twitter an.

Englische Klubs und Bayer Leverkusen sollen Interesse haben

Vieles bleibt allerdings auch jetzt unklar. War der Trainer intern derart unerträglich? Lügt er gar, wie Watzke andeutete? Oder liegt die Wahrheit ganz woanders? Konnte Watzke es schlicht nicht ertragen, wie glänzend Tuchel menschlich nach dem Bomben-Attentat vom 11. April dastand? War das Verhältnis zur Mannschaft irreparabel beschädigt? Die Reaktionen auf die Ausbootung von Nuri Sahin für das Pokalfinale am Samstag wiesen klar darauf hin.

Es ist jedenfalls die Scheidung einer Ehe, die das Potenzial zur Traumbeziehung gehabt hätte. Tuchel verlässt den BVB als Pokalsieger, er führte die Mannschaft direkt in die Champions League, sein Punkteschnitt (2,12 inklusive DFB-Pokal/Europapokal) ist der beste der Vereinsgeschichte. Er hat in zwei Jahren kein Liga-Heimspiel verloren. Sportliche Gründe für eine Trennung existieren nicht.

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Doch: Es geht eben auch um das Menschliche. Der 43-Jährige hat sich - wie schon 2014 beim FSV Mainz 05 - zum zweiten Mal innerhalb des Vereins derart isoliert, dass die Trennung als einziger Ausweg blieb. Präsident Reinhard Rauball und Sportdirektor Michael Zorc stellten sich demonstrativ an Watzkes Seite. Tuchel dürfte dennoch keine Probleme haben, einen neuen Verein zu finden. Im Frühjahr war halb Europa verliebt in den jungen, stürmischen, phasenweise berauschenden BVB-Stil. Dies ist in England aufmerksam registriert worden. Aus der Bundesliga soll Bayer Leverkusen Interesse zeigen.

Für den BVB stellt sich die Frage, ob Favre, 59, der richtige Nachfolger wäre. Der Schweizer war bisher überall erfolgreich, das spricht eindeutig für ihn. Er gilt aber auch als eigenbrötlerisch.

© SZ.de/sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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