Aus für Trainer Letsch in Bochum:Sieben Wochen, die alles verändern

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Thomas Letsch musste zuletzt viele Niederlagen seiner Elf mitanschauen. Jetzt ist er seinen Job los. (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Nach dem Sieg über den FC Bayern im Februar wurde Thomas Letsch beim Bundesligisten VfL Bochum gefeiert - sechs erfolglose Spiele später muss er gehen. Als mögliche Nachfolger werden prominente Namen gehandelt.

Von Ulrich Hartmann, Bochum

Es hat bloß sieben Wochen gedauert, ehe der gefeierte Trainer Thomas Letsch beim Fußball-Bundesligisten VfL Bochum für nicht mehr tragbar erachtet wurde. Im vergangenen Sommer nach dem Klassenerhalt sangen die Fans zu Hunderten vor dem Stadion seinen Namen; Ende November verlängerte der Klub Letschs Vertrag vorzeitig um zwei Jahre bis Sommer 2026 - und vor sieben Wochen besiegte Letschs Mannschaft den FC Bayern in einem überschäumenden Ruhrstadion 3:2 und kletterte in der Tabelle auf Platz elf.

Noch Mitte Februar schien der 55 Jahre alte Schwabe, im September 2022 als Nachfolger von Thomas Reis gekommen, beim VfL der richtige Mann zu sein. Doch am Montag haben sie ihn freigestellt. Nur sieben Wochen später.

Nach zuvor eineinhalbjähriger Amtszeit haben gerade einmal sechs Spiele (zugegebenermaßen mit nur einem gewonnenen Punkt) für diese abrupte Entscheidung ausgereicht. Am Montag war es dem VfL Bochum zunächst noch nicht gelungen, sich mit einem neuen Trainer zu einigen. Stefan Kuntz, Urs Fischer und Peter Stöger wurden in verschiedenen Medien spekulativ als Kandidaten genannt. Der Klub teilte mit, er werde "zeitnah" über den neuen Trainer informieren.

"Wir sollten jetzt nicht in Hektik verfallen", sagt Sportdirektor Marc Lettau kurz vor dem Rauswurf

Den Ausschlag zur Trennung von Letsch gaben wohl nicht nur das enttäuschende 2:2 am vorletzten Sonntag gegen das abgeschlagene Schlusslicht Darmstadt, als die Bochumer eine 2:0-Führung verspielten, sowie die 1:2-Niederlage am Samstag beim 1. FC Köln, bei der die Mannschaft bis in die 91. Minute mit 1:0 geführt hatte. Sondern dem Vernehmen nach wohl auch anschließende Gespräche mit Führungsspielern. Diese können für Letsch nicht allzu viel Werbung gemacht haben.

In einer Mitteilung des Vereins wird der Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian so zitiert: "Wir wissen um die Verdienste von Thomas Letsch, (...) die emotionalen Momente, vor allem nach dem Klassenerhalt in der vergangenen Saison, werden immer mit seinem Namen verbunden sein - aber in unserer aktuellen Situation haben wir nicht mehr die Überzeugung, es in der bisherigen Konstellation zu schaffen."

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Der schriftliche Kommentar des Sportdirektors Marc Lettau lautet: "Wir haben es nicht geschafft, uns nachhaltig zu stabilisieren und die zurückliegenden Spiele so erfolgreich zu gestalten, wie es möglich gewesen wäre, (...) durch den Wechsel möchten wir einen entscheidenden Impuls für den erfolgreichen Klassenerhalt setzen." Noch nach dem 2:2 gegen Darmstadt hatte Lettau im Stadion gesagt: "Wir sollten jetzt nicht in Hektik verfallen." Nur eine Woche später entschied man sich in den Gremien zum hektischen Trainerwechsel.

Dabei hat der Klub immer noch drei Punkte Vorsprung zum Relegationsplatz. In derselben Konstellation war man zum gleichen Zeitpunkt auch in der vergangenen Saison gewesen. Möglich aber, dass Letsch in den vergangenen Wochen den Draht zu einigen seiner Spieler verloren hat.

Das Selbstbewusstsein der Bochumer ist angeschlagen - die Zukunft wichtiger Spieler ist fraglich

Der neue Trainer hat nun freilich nicht viel Zeit, die schlingernde Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen. Am kommenden Samstag empfängt der VfL den 1. FC Heidenheim, eine Woche darauf gastiert er beim Tabellennachbarn VfL Wolfsburg. Hoffenheim, Union Berlin, Leverkusen und Bremen sind dann die letzten vier Gegner in dieser Saison.

Das Selbstbewusstsein der Bochumer ist angeschlagen. Nach Führungen haben sie in dieser Saison 21 Punkte noch hergegeben, sie ließen in der Schlussviertelstunde 14 Gegentreffer zu und in der Nachspielzeit sogar sieben. Auch ungeklärte Personalien erschweren möglicherweise den Zusammenhalt. Patrick Osterhage wechselt im Sommer wohl zum SC Freiburg, bei Kevin Stöger, Takuma Asano, Christopher Antwi-Adjei, Keven Schlotterbeck und Ivan Ordets laufen die Verträge aus.

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