Bundesliga:Dortmund rehabilitiert sich

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Ist zufrieden mit der Leistung gegen Leipzig und Timo Werner: BVB-Abwehrchef Mats Hummels (re.). (Foto: dpa)

Gegen Leipzig gelingt "einer der besten Auftritte der Saison", findet Mats Hummels. Gladbach hat wieder gute Chancen auf die Champions League. Alles Wichtige zum Spieltag.

Von Tim Brack und Christopher Gerards

  • Die Spitzenteams

RB Leipzig - Borussia Dortmund 0:2 (0:1), Tore: 0:1 Haaland (30.), Haaland (90.+3)

Der BVB trat in Leipzig wie eine Mannschaft auf, der unter der Woche eine wettbewerbsverzerrende Nicht-Leistung vorgeworfen wurde. Nach dem peinlichen 0:2 gegen Abstiegskandidat Mainz packten die Dortmunder eine ganze Ladung mehr Seriosität in ihren Auftritt. "Wir waren mit uns selbst unzufrieden", sagte Mats Hummels, "heute war es einer der besten Auftritte der Saison." Der stets seriöse Lucien Favre sah beim 1:0 seiner Mannschaft einen Spielzug, wie er ihn vermutlich oft aufs Reißbrett gezeichnet hat. Mats Hummels dribbelte durch die erste Leipziger Pressingreihe, der Ball wanderte fix über Brandt zu Reyna, Endstation war Erling Haaland, der im Strafraum aus kurzer Distanz vollendete.

Und Leipzig? Im Kampf um einen der letzten beiden Champions-League-Plätze kam die Elf von Julian Nagelsmann zwar zu halbgaren Chancen. Dem erwachsenen Auftritt des BVB hatte sie aber wenig entgegenzusetzen. Auch als die Dortmunder sich im Lauf des Spiels vornehmlich aufs Verteidigen konzentrierten, spielten die Leipziger dank intensiver Angriffsversuche bessere Chancen heraus. Ein Tor blieb ihnen verwehrt. So konnte sich auch Stürmer Timo Werner bei seinem letzten Heimauftritt vor seinem Wechsel zum FC Chelsea nicht mehr in Szene setzen. Seine Zeit in Leipzig endete relativ unspektakulär mit einer Auswechslung in der 70. Minute. Haaland bewies dann kurz vor Schluss mehr Durchschlagskraft als alle Leipziger zuvor. Der Norweger traf noch zum 2:0. "In der zweiten Halbzeit haben wir es gut gemacht", sagte Nagelsmann. "Wir wollten idealerweise den Punkt holen. Das zweite Tor am Ende bewerte ich jetzt nicht mehr so."

Der BVB rehabilitierte sich mit dem Sieg und rettete den zweiten Platz ins Ziel. Leipzig darf trotz der Niederlage schon für die Champions League planen, denn nach der Niederlage von Leverkusen beträgt der Vorsprung auf einen Nicht-Champions-League-Platz drei Punkte und 27 Tore.

FC Bayern - SC Freiburg 3:1 (3:1), Tore: 1:0 Kimmich (15.), 2:0 Lewandowski (24.), 2:1 Höler (33.), 3:1 Lewandowski (37.)

Hansi Flick hatte seine Mannschaft ordentlich umgebaut nach dem titelentscheidenden Spiel bei Bremen. In der Startelf tauchten Namen auf, die dort sonst selten auftauchen: Sven Ulreich, Mickaël Cuisance, Sarpreet Singh, und, durchaus auch diese, Javi Martinez und Lucas Hernandez. Die Münchner Dominanz sollten die Wechsel nicht brechen: Zunächst traf Joshua Kimmich, der von Robert Lewandowski bedient wurde. Und dann eben Lewandowski selbst. Lucas Höler verkürzte zwischendurch für Freiburg, ehe Lewandowski das 3:1 gelang. Keines seiner beiden Tore war besonders spektakulär, aber beide zählten für die Torschützenliste, wo Lewandowski jetzt auf 33 Treffer kommt - damit hält der Pole alleine den Rekord für die meisten Toren eines Spielers aus dem Ausland in einer Saison. "Wir haben noch einiges vor. Das Zwischenziel ist, im DFB-Pokal erfolgreich zu sein. Und dann gibt es noch ein Ziel, wo wir versuchen, so weit wie möglich zu kommen ...", sagte Bayern-Coach Flick. Für Freiburg bedeutete die Niederlage, dass sie nächste Saison nicht im Europapokal spielen werden.

  • Der Abstiegskampf

1. FSV Mainz 05 - Werder Bremen 3:1 (2:0), Tore: 1:0 Quaison (25.), 2:0 Boetius (30.), 2:1 Osako (58.), 3:1 Fernandes (85.)

Gewinnen - das war die Bremer Aufgabe, die Bremer Notwendigkeit an diesem Samstagnachmittag in Mainz. Doch den Sieg verpasste Bremen deutlich, und vor dem letzten Bundesligaspieltag ist die Situation für Werder noch ein bisschen bedrohlicher, als sie es vor diesem Samstag war: Werder liegt nun zwei Punkte hinter dem Relegationsplatz. "Da ist aktuell viel Leere, weil wir hier eine große Chance hatten, die haben wir verpasst. Jetzt wird es sehr schwer, auch wenn es noch möglich ist. Wir werden alles probieren", sagte Kohfeldt bei Sky

Die Mainzer Robin Quaison (v.r.), Jeremiah St. Juste und Ridle Baku mit erhobener geballter Faust nach dem 1:0. (Foto: Getty Images)

Der Nachmittag hatte relativ vielversprechend begonnen für Werder: Schon in der 4. Minute trat Joshua Sargent (der statt Milot Rashica spielte) einen Schuss hart aufs kurze Eck, Mainz-Torwart Florian Müller parierte aber. Doch etwas mehr als 20 Minuten später begann es, bitter zu werden für Werder: Erst rettete die Bremer Abwehr einen Kopfballversuch von Karim Onisiwo vor der Linie; dann aber drückte Robin Quaison den Ball per Kopf über dieselbe. Der Ball blieb nicht lange im Tor, aber er war eben dort: im Tor. Als sich kurz darauf Danny Latza durch die Mainzer Defensive dribbelte, den Ball per Hackentrick zu Jean-Paul Boetius weiterleitete, der ihn schließlich im Tor platzierte - da wurde die Bremer Aufgabe noch schwerer als ohnehin. Hätte Torwart Jiri Pavlenka in der 36. Minute nicht gleich zwei Mal gegen Mainzer gerettet, es hätte auch 0:3 stehen können.

Zur Pause brachte Werder-Trainer Florian Kohfeldt zwei neue Spieler: Finn Bartels und Niclas Füllkrug. Letzterer spielte bald eine entscheidendere Rolle: Im Mainzer Strafraum behauptete er den Ball, den sich Davy Klaassen schnappen und auf Yuya Osako weiterleiten konnte - und der machte es mit seinem Treffer zum 1:2 wieder spannend. Das blieb es auch, weil Werder-Keeper Pavlenka in der Folge gut hielt. Doch dann: Wurde der eingewechselte Mainzer Edimilson Fernandes geschickt, und spitzelte den Ball mit der Pieke ins Tor. Mainz ist gerettet und darf feiern. "Ich bin stolz auf Euch, Männer!", brüllte Sportvorstand Rouven Schröder seinen im Kreis versammelten Profis entgegen. Sein Fazit: "Andere werden am Stück Meister, wir bleiben am Stück in der Liga."

Für Werder geht es nächste Woche gegen Köln ums In-der-Liga-Bleiben.

Fortuna Düsseldorf - FC Augsburg 1:1 (1:1), Tore: 0:1 Niederlechner (10.), 1:1 Hennings (25.)

Düsseldorf verpasste den direkten Klassenerhalt - erhöhte die Chancen aber, auch nächstes Jahr in der Bundesliga zu spielen. Schon in der Anfangsphase jubelte Düsseldorf: Ein Freistoß war bei Hennings gelandet, und der Düsseldorfer Torjäger versenkte ihn im sogenannten langen Eck (6.). Vorher allerdings hatte Hennings einem Gegenspieler eins mitgegeben, Kaan Ayhan hatte dazu den Ball in der Luft mit der Hand berührt - eine der beiden Aktionen veranlasste den Schiedsrichter jedenfalls, das Tor abzuerkennen. Stattdessen durfte sich kurz darauf Augsburg freuen: Florian Niederlechner trickste zunächst André Hofmann aus, ließ dann Ayhan ins leere grätschen und schoss aus kurzer Distanz ins Tor. Düsseldorf kam aber zurück, wieder traf Hennings mit links ins lange Eck - diesmal zählte es. Es blieb der letzte Treffer an diesem Nachmittag. "Wir sind nicht zufrieden mit dem Punkt, das ist ganz klar. Als Fortuna Düsseldorf müssen wir absolut am Limit spielen, um Spiele in der Bundesliga gewinnen zu können", sagte Düsseldorfs Trainer Uwe Rösler. "Heute haben wir keine Top-Leistung geboten." Die Fortuna - zwei Punkte vor dem 17. Bremen - muss am letzten Spieltag bei Union Berlin antreten.

  • Wer kommt in die Champions League?

Hertha BSC - Bayer 04 Leverkusen 2:0 (1:0), Tore: 1:0 Cunha (22.), 2:0 Lukebakio (54.)

Wer vor dem Spiel die Statistik studierte, dem war klar: Leverkusen sichert sich heute mit einem Sieg die Champions-League-Teilnahme. Seit Anfang Februar hatte Leverkusen kein Auswärtsspiel mehr verloren, während die Hertha zuletzt drei Niederlagen aneinanderreihte. Aber Statistiken sind im Fußball manchmal nur Momentaufnahmen. Hertha spielte unbequem und auf Augenhöhe. Das Champions-League-würdige Tor erzielten auch die Berliner: Matheus Cunha schoss den Ball mit dem Außenrist volley in den Winkel.

Danach wollte auch Leverkusen ein Champions-League-Tor schießen, es gelang aber trotz einiger Versuche nicht einmal ein schnödes Bundesliga-Tor. Beim zweiten Berliner Treffer verteidigte Leverkusen dann sogar nur auf Zweitliganiveau. Krzysztof Piatek durfte bei einem Konter an drei sogenannten Gegenspielern vorbeidribbeln. Kurz vor der Torlinie versprang ihm dann der Ball ein bisschen, Dodi Lukebakio schob ihn über die Linie - manch einer würde von Torklau sprechen. Der Treffer gehörte aber zu 99,96 Prozent Piatek. "Ich habe mir schon überlegt, ob ich ihn abgegrätscht hätte als Stürmer", sagte Hertha-Trainer (und Ex-Stürmer) Bruno Labbadia über das Tor.

"Die Enttäuschung ist sehr groß", befand Leverkusens Trainer Peter Bosz. "Das Einzige, was wir jetzt machen können, ist, dass wir das nächste Spiel gewinnen. Und dann müssen wir abwarten, was die anderen machen." Für Leverkusen steigt am kommenden Spieltag das große Finale um die Champions League gegen das gerettete Mainz. Sie müssen aber auf einen Ausrutscher von Gladbach hoffen, das gegen ... Hertha spielt. Werden die Berliner an den letzten beiden Spieltagen zum Königsmacher?

SC Paderborn - Borussia Mönchengladbach 1:3 (0:1), Tore: 0:1 Herrmann (5.), 1:1 Michel (53.), 1:2 Stindl (55., Foulelfmeter), 1:3 Stindl (74.)

Die Gladbacher starteten in den Spieltag, ohne Herren ihres eigenen Schicksals zu sein. Klar war: Soll es in die Champions League gehen, muss die Konkurrenz patzen. Die Borussia konzentrierte sich beim feststehenden Absteiger in Paderborn also auf das, was sie in der Hand hatte. Patrick Herrmann gelang in der fünften Minute das 1:0 nach einem Abstauber. Paderborn machte ein ordentliches Spiel, schoss viel, aber nie aufs Tor. Ein Zustand, der bezeichnend ist für die Saison der stets bemühten Ostwestfalen.

Der erste Paderborner Schuss, der dann aufs Tor flog, war sogar drin (von Sven Michel). Allerdings gab es gleich mit dem nächsten Gladbacher Angriff einen Elfmeter nach einem Foul von Uwe Hünemeier an Lars Stindl. Der Borussen-Kapitän verwandelte selbst. Man will sagen: Es war eine Abfolge, die bezeichnend ist für die Saison der stets bemühten Ostwestfalen. Hünemeier war knapp zehn Minuten wieder zu spät dran. Gelb-Rot für den Paderborner Kapitän nach einem taktischen Foul. In Überzahl schoss dann Stindl das verdiente 3:1. Nach der Niederlage von Champions-League-Konkurrent Leverkusen sind die Borussen am letzten Spieltag gegen Hertha nun Herren über ihr eigenes Schicksal.

  • Die weiteren Spiele

TSG 1899 Hoffenheim - Union Berlin 4:0 (3:0), Tore: 1:0 Bebou (11.), Kramaric (39.), Dabbur (45.+2), 4:0 Baumgartner (68.)

FC Schalke 04 - VfL Wolfsburg 1:4 (0:1), Tore: 0:1 Weghorst (16.), 0:2 Weghorst (56.), 0:3 Mbabu (59.), 0:4 Joao Victor (69.), 1:4 Matondo (70.)

1. FC Köln - Eintracht Frankfurt 1:1 (1:0), Tore: 1:0 Kainz (45., Foulelfmeter), 1:1 Dost (72.)

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