Bundesliga, 27. Spieltag:Neun Minuten Erster

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In einer dramatischen Partie erreicht Schalke 04 ein 2:2 beim Hamburger SV und verpasst nach den Niederlagen von Bayern München und Leverkusen den Sprung an die Spitze.

Es ist ein Ergebnis, das beiden Mannschaften nicht wirklich etwas nützt, aber zugleich auch eines, mit dem beide Teams am Ende zufrieden waren. 2:2 (1:0) trennten sich der Hamburger SV und der FC Schalke 04 am Sonntagnachmittag, was bedeutet, dass Schalke die Chance verpasst hat, die Tabellenführung zu übernehmen. "Uns ist es egal, ob wir jetzt Erster oder Zweiter sind. Mit dem Punkt auswärts können wir gut leben", sagte der Schalker Alexander Baumjohann. HSV-Trainer Bruno Labbadia befand: "Wir hatten das Spiel eigentlich im Griff. Mit etwas Glück hätten wir das 3:2 machen können." Da die Hamburger dieses Glück in einer besonders in der zweiten Halbzeit rasanten Partie nicht hatten, sind sie nun aus den Europacup-Rängen gerutscht.

Acht Gegentore hatte der HSV in den vorangegangenen beiden Partien gegen Leverkusen und Anderlecht hinnehmen müssen, das Augenmerk des Teams galt also zunächst der Defensive. Nach vorn ging daher nicht allzu viel zusammen, aber immerhin wirkte der HSV weniger anfällig als zuletzt. Die Schalker spielten gut mit und kamen auch zur ersten größeren Chance der Begegnung: In der elften Minute schoss Kevin Kuranyi aus rund zwölf Metern aufs Hamburger Tor, Frank Rost konnte abwehren. Der HSV antwortete wenige Minuten später: Nach einer Freistoßflanke zeigte Ruud van Nistelrooy, warum er so gefährlich ist; er wand sich um seinen Gegenspieler herum und brachte irgendwie eine Fußspitze an den Ball, der um Haaresbreite am Schalker Tor vorbeiflog.

In der Folgezeit belauerten die Mannschaften einander, die Abwehrreihen standen kompakt, Schalke machte dabei den etwas besseren Eindruck, obwohl der HSV mit renommierten Spielern wie Petric, Zé Roberto und van Nistelrooy besetzt ist. Zwischendurch tauchte Kuranyi einmal frei vor Rost auf, weil Verteidiger David Rozehnal den Ball vertändelt hatte, der Hamburger Schlussmann konnte jedoch mit viel Einsatz retten (27. Minute).

Die Führung für die Hamburger fiel etwas überraschend. In der 40. Minute schoss Piotr Trochowski einen Freistoß aus etwas mehr als 20 Metern genau auf Schalkes Torwart Manuel Neuer. Es ist ja zuletzt viel über die flatternden Bälle diskutiert worden, weil die Torhüter bei Fernschüssen oft schlecht aussehen. Der Ball flatterte also auf Neuer zu, der sich für eine Faustabwehr entschied. Das Problem: Er faustete den Ball nach vorne weg, wo sich Ruud van Nistelrooy in Position gebracht hatte. Der ließ sich die Chance nicht entgehen und schoss die Kugel mit einer artistischen Bewegung zum 1:0 ins Netz. HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann kommentierte den Treffer mit der Bemerkung: "Jeder Mensch sonst hätte nach so einer Bewegung muskuläre Verwerfungen."

18 Mal sind die Hamburger in dieser Saison bereits 1:0 in Führung gegangen, doch oft brachten sie die Führung wegen ihrer Abwehrschwäche nicht über die Zeit. Auch diesmal befand sich der Ball recht schnell im Netz des Hamburger Tores. Eine Flanke von Baumjohann verlängerte Rozehnal unglücklich zu Kuranyi, der per Kopf zum Ausgleich traf (62. Minute). Die Partie war nun richtig spannend, es war, wie man im Fußball so sagt, ein offener Schlagabtausch. Und Schalke wollte jetzt mehr.

Es war wiederum Baumjohann, der den nächsten Schalker Treffer einleitete. Er ging im Strafraum zu Boden, vielleicht ist er berührt worden, die Fernsehbilder legen eher nahe, dass es eine Schwalbe war. Jedenfalls entschied Schiedsrichter Wolfgang Stark auf Elfmeter. Es war die 68. Minute, Ivan Rakitic schritt zur Ausführung. Er lief an, schoss, traf und jubelte, bis er sah, dass Stark dem Treffer die Anerkennung verweigerte. Er ließ den Strafstoß wiederholen, weil einige Schalker zu früh in den Sechzehnmeterraum gelaufen waren. Rakitic blieb ganz cool, er legte den Ball erneut auf den Punkt, lief erneut an, schoss, traf und jubelte über die Schalker Führung. Nun war sein Team Tabellenführer der Bundesliga. Doch der HSV kam noch einmal zurück.

Der stark aufspielende Trochowski drang in den Strafraum ein, er dribbelte und passte in die Mitte, wo der notorisch torungefährliche Jonathan Pitroipa kaum anders konnte, als den Ball zum 2:2 über die Linie zu schieben (77. Minute). Es folgte eine spannende, eine unterhaltsame Schlussphase, in der es jedoch keinem der Teams gelang, den entscheidenden Treffer zu erzielen. "Es war ein dramatisches Spiel bis zum Ende und ich kann mit dem Punkt leben", resümierte Schalkes Trainer Felix Magath und schloss: "Wir haben ja nicht irgendwo gespielt, sondern beim HSV."

© SZ vom 22.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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