Bundesliga: 1. FC Köln:Mer lasse d'r Frank in Kölle!

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Mit dem 3:2 gegen den Hamburger SV bewirbt sich Kölns Interimstrainer Frank Schaefer um eine Weiterbeschäfigung. Für ihn sprechen aber auch andere Gründe.

Jürgen Schmieder

Wenn Fußballer ein wichtiges Tor erzielen, dann starten sie oft einen Sololauf zur Ersatzbank, weil da jemand wartet, dem sie zu Dank verpflichtet sind: der Physiotherapeut etwa, der lädierte Muskeln gesundknetet, ein geliebter Mitspieler oder einfach nur der Trainer. Nach dem Spiel geben diese Fußballer oft kryptische Begründungen für ihre Dankbarkeit ab - und wenn ihnen gar nichts anderes einfällt, dann bemühen sie spirituelle Vergleiche mit geretteten Minenarbeitern.

Kennen und mögen sich seit vielen Jahren: Lukas Podolski und Frank Schaefer. (Foto: AP)

Als Milivoje Novakovic den 3:2-Siegtreffer gegen den Hamburger SV geschossen hatte, da blieb er einfach stehen und streckte seine beiden Zeigefinger gen Himmel. Dabei hätten sich sich für den dreifachen Torschützen doch zahlreiche symbolträchtige Jubelwege angeboten. Er hätte Lukas Podolski knuddeln können, jenen Menschen, der in Köln noch bedeutsamer ist als Franz Beckenbauer in München. Er hätte auf die Ehrentribüne klettern können, um Präsident Wolfgang Overath für die Entlassung von Zvonimir Soldo zu danken. Oder natürlich die klassische Route zum neuen Trainer Frank Schaefer, der ihn vom Reservistendasein erlöst hatte.

Dieser Frank Schaefer trägt in Köln den Beinamen Interimscoach, doch Präsident Overath schloss schon bei der Vorstellung Schaefers am vergangenen Montag ein längerfristiges Engagement nicht aus: "Wenn er seine Sache gut macht, kann er auch lange Trainer bleiben." Nun hat Schaefer die ersten beiden Pflichtspiele - eines im DFB-Pokal, eines in der Bundesliga - erfolgreich bestritten, und nicht nur diese positiven Ereignisse sprechen für eine zumindest mittelfristige Weiterbeschäftigung.

Schaefer ist kein kunstvoller Rhetoriker wie etwa Christoph Daum oder Hans Meyer, die ebenfalls als Kandidaten gelten - gleichwohl verwendet er jene Worte, die bei den Kölner Fans auf offene Ohren und Herzen stoßen dürften. "Ich bin sehr froh, dass wir dieses sehr wichtige Spiel für den Verein gewonnen haben", sagte er nach dem Sieg gegen den HSV nicht ohne einen Hauch Pathos. "Wir haben vor dem zweiten Tor dreimal gekämpft und dann Fußball gespielt. Dafür kann ich der Mannschaft nur ein großes Kompliment machen."

Schaefer gehört quasi zum Inventar des 1. FC Köln: Vor 37 Jahren kam er als Jugendspieler zum Verein, an die sechsjährige Unterbrechung, in der er als Jugendtrainer bei Bayer Leverkusen tätig war, erinnern sich nur böse Menschen. Neben ihm sitzt auf der Trainerbank Dirk Lottner, der vor elf Jahren zum FC Köln kam und an dessen Zeit beim MSV Duisburg sich ebenfalls nur böse Menschen erinnern. Bei seinem lezten Spiel für Köln trug Lottner ein T-Shirt unter dem Trikot, auf dem stand: "Min Herz blivt in Kölle."

Von der Trainerbiographie her darf man den 47-Jährigen getrost in einer Kategorie mit Rangnick/Tuchel stecken. Seine aktive Karriere musste Schaefer bereits in der Jugend beenden, seit seinem 19. Lebensjahr ist er als Nachwuchstrainer tätig. In Köln betreute er zuletzt die U-23-Elf in der Regionalliga, davor andere Jugendmannschaften des Vereins. Auch Lukas Podolski, der sich nun vehement für einen Verbleib von Schaefer ausspricht, spielte in einigen dieser Mannschaften.

Schaefer ist eine Mischung aus Kölschem Jungen und Konzepttrainer, die in der Bundesliga derzeit überaus gefragt sind. Kein Wunder, dass der zuletzt gescholtene Manager Michael Meier direkt nach dem Sieg gegen Hamburg verkündete: "Es gibt im Moment keinen Grund, das zu diskutieren. Es gibt keinen Zweifel daran: Die beiden bleiben das Gespann. Wir wären mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir jetzt andere Trainer ins Gespräch bringen würden."

Frank Schaefer darf also weitermachen, womöglich für eine längere Zeit. Jetzt muss er nur noch Milivoje Novakovic dazu bringen, nach entscheidenden Treffern zu ihm zu laufen.

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