Boxen: Zukunft der Klitschkos:Vitali statt Wladimir

Lesezeit: 2 min

Noch ein Duell mit David Haye? Nach dem Punktsieg seines Bruders zeigt sich Vitali Klitschko interessiert an einem Duell mit dem Briten. Andere attraktive Kämpfer sind im Schwergewicht kaum in Sicht, um dem Senderpartner auch beim neuen Vertrag weiter herausragende Quoten liefern zu können.

Jürgen Schmieder

David Haye kann gar nicht glauben, derart glimpflich davongekommen zu sein. "Verdammt! Für jemanden, der derart viel Trash Talk macht wie ich, hätte ich viel mehr Hass und Beschimpfungen erwartet", schrieb der Brite am Montag auf seine Twitter-Seite.

Noch ein Kampf gegen David Haye? Wladimir Klitschko besiegte den Briten nach Punkten, sein Bruder Vitali würde ihn gerne niederschlagen. (Foto: AFP)

Daneben stellte der Brite ein Foto seines Zehs, den er sich vor drei Wochen gebrochen hatte. Er habe gegen Wladimir Klitschko am Samstag nur deshalb deutlich nach Punkten verloren, weil er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen sei. "Dadurch konnte ich meine Rechte nicht wie gewohnt schlagen", hatte Haye gesagt.

Direkt nach dem Kampf hatte Wladimir Klitschko die Verletzung noch als Ausrede abgetan: "Ich kann ihm nur den Rat geben, nach einer Niederlage nicht über eine Verletzung zu sprechen. Man sieht sonst wie ein schlechter Verlierer aus." Inzwischen jedoch scheint es so, als wären die Klitschko-Brüder nicht abgeneigt, Haye einen zweiten Kampf anzubieten.

Aus dem Umfeld der Ukrainer heißt es, dass Wladimirs Bruder Vitali gegen den 30-jährigen Briten antreten wolle. "Vitali hat gesagt, dass er daran interessiert wäre, Haye auszuknocken", sagt Bernd Bönte, Geschäftsführer der Klitschko Management Group (KMG).

Die Konzentration auf Haye hat freilich auch damit zu tun, dass sich auf den Ranglisten, die regelmäßig von den großen Boxverbänden herausgegeben werden, auf den vorderen Plätzen kaum ein Athlet mit klangvollem Namen findet. Am 10. September tritt Vitali Klitschko in Breslau gegen Tomasz Adamek an, der wie Haye aus dem Cruisergewicht in Schwergewicht gewechselt ist und nun die Liste der Herausforderer anführt.

Die Boxer dahinter haben die Klitschkos bereits besiegt oder sind weitgehend unbekannt: Für den Finnen Robert Helenius käme ein WM-Kampf gegen die Klitschkos ebenso zu früh wie für den Ukrainer Denis Boytsow. Odlanier Solis befindet sich nach seinem Kreuzbandriss, den er sich beim Kampf gegen Vitali Klitschko im März zugezogen hatte, noch im Aufbautraining. Verhandlungen mit Nikolaj Walujew gestalten sich traditionell schwer.

Die Klitschkos haben den TV-Vertrag mit dem Sender RTL kürzlich um fünf Kämpfe verlängert, pro Kampfabend soll KMG zwischen drei und 3,5 Millionen Euro erhalten - wobei unerheblich ist, ob nun Wladimir oder Vitali in den Ring steigen wird. Sollten die Weltmeister die Lust aufs Weitermachen verlieren, könnten sie jederzeit aus der Vereinbarung mit dem Sender aussteigen.

Freilich möchte RTL gerne vermarktbare Gegner zeigen - wie eben Haye, der kaum eine Gelegenheit ausgelassen hatte, seinen Marktwert durch markige Sprüche zu erhöhen. "Der Kampf gegen Vitali könnte später in diesem Jahr oder Anfang des nächsten Jahres passieren", sagt Bönte.

Ansonsten hielt man sich im Klitschko-Lager auf Anfrage bedeckt und verwies auf die Pressekonferenz am Dienstag. Haye hat bereits verkündet, weiter boxen zu wollen: "Es würde sich nicht richtig anfühlen, mit einer Niederlage aufzuhören."

© SZ vom 05.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Rundenkritik Klitschko vs. Haye
:Der Tanz ums goldene Kalb

Einen Krieg hatte David Haye angekündigt, doch er ist zu oft auf der Flucht, tänzelt, duckt sich, weicht zurück. Dennoch: Der Brite beweist sein Talent und bringt Wladimir Klitschko immerhin kurz ins Wanken. Am überzeugendsten ist allerdings seine schauspielerische Leistung.

Jürgen Schmieder, Hamburg

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: