Boxen:Tyson über sein Leben: «Eine Frage des Geistes»

Lesezeit: 2 min

Las Vegas (dpa) - Er ist einer der prominentesten - und umstrittensten - Sportler der letzten Jahrzehnte. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erzählt der einstige Skandalboxer Mike Tyson, was er bereut, was er von den Klitschkos hält - und ob ein guter Kämpfer Hass braucht.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Las Vegas (dpa) - Er ist einer der prominentesten - und umstrittensten - Sportler der letzten Jahrzehnte. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erzählt der einstige Skandalboxer Mike Tyson, was er bereut, was er von den Klitschkos hält - und ob ein guter Kämpfer Hass braucht.

Sie legen gerade Ihre Autobiographie eines sehr interessanten Lebens vor. Gibt es irgendetwas, das Sie richtig bereuen?

Tyson: Ach nein. So ist nun mal das Leben, dass nicht immer alles so läuft, wie man will. Aber es war mein Leben und es war gut. Ich will nicht zurückschauen. Was passiert ist, ist passiert.

Sie haben sich selbst einmal den „bösesten Menschen auf dem Planeten“ genannt. Muss man wirklich so schlecht sein, um ein guter Profiboxer zu sein?

Tyson: Nein, ganz bestimmt nicht. Ich habe das damals auch nur gesagt, weil ich etwas verdeutlichen wollte: Es gibt niemanden, der mir in den Hintern treten kann! Aber das gilt ganz sicher nicht grundsätzlich für den Boxsport. Aber dieses Zitat verfolgt mich seit damals.

Wenn man Sie kämpfen sah, sah es manchmal aber wirklich so aus, als ob Sie ihre Gegner hassen. Braucht man Hass, um ein Weltklasseboxer zu sein?

Tyson: Ich weiß nicht, ich glaube das ist mehr ein Klischee. Bei mir war es aber natürlich auch ein Image, das aufgebaut wurde. Das war Psychologie: Der andere sollte denken, dass ich ihn hasse, dass ich ihn töten will und dass jeder Schlag sein Ende sein kann. Er sollte das glauben, aber für mich war es nur Leidenschaft.

Sie sind jetzt selbst Boxpromoter - genau wie ihre früherer Promoter Don King. Was unterscheidet sie von Don King?

Tyson: Ich bin nicht Don King, wir sind zwei ganz unterschiedliche Leute. Belassen wir's einfach dabei. Wir sind zwei wirklich unterschiedliche Leute.

Sie haben selbst einmal gesagt, dass Boxen Sie zum schlechten Menschen gemacht habe. Wollen Sie jetzt andere Menschen zu schlechten Menschen machen?

Tyson: Nein, wirklich nicht. Ich glaube aber auch nicht mehr, das Boxen einen Menschen zu einem schlechten Menschen machen kann. Entweder ist er es vorher oder er ist es hinterher auch nicht. Aber das Letzte, was ich will, ist, Menschen zu schlechten Menschen zu machen.

Was braucht ein guter Boxer? Sind es Muskeln? Sind es harte Fäuste?

Tyson: Ganz klar, es ist erst einmal der Wille, ein eiserner Wille. Eine Begierde, es zu wollen. Und zwar, der Beste in der Welt sein zu wollen. Und dann, dafür auch wirklich hart zu trainieren. Klar, man braucht auch Muskeln. Aber das ist das Wenigste. Bei den besten Boxern macht das Körperliche vielleicht zehn Prozent aus. Es ist alles eine Frage des Wollens und des Geistes.

Was denken Sie über die Klitschko-Brüder?

Tyson: Sie sind großartige Kämpfer. Sie sind echte Gewinner und echte Könner. Das ist wirklich toll.

Sind sie besser als Sie?

Tyson: Ich weiß nicht. Das soll einmal die Geschichte entscheiden.

Viele Experten sehen eine große Krise beim amerikanischen Schwergewichtsboxen. Wer könnte das Problem lösen?

Tyson: Ich weiß es nicht, ich weiß wirklich nicht, was man machen kann. Die Klitschkos sind momentan einfach richtig gut und gewinnen alles. Vielleicht ist gerade einfach kein Platz für einen amerikanischer Boxer.

Sie haben demnächst sogar eine Fernsehshow, die auch in deutschen Fernsehen laufen wird. Was können wir erwarten?

Tyson: Ach, lest am besten die Kritiken in den Zeitungen. Ich will ja nicht in mein eigenes Horn stoßen. Aber ich glaube, dass ich auch ein ganz guter Unterhalter sein kann. Seid gespannt!

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: