Dass man für einen grimmigen Blick mehr Gesichtsmuskeln benötigt als für ein Lächeln, darauf weisen vor allem Optimisten gerne hin. Der Fußballer Christoph Kramer ist ein kühler Optimist, der selbst dann noch zu lächeln versucht, wenn ihn jeder Muskel schmerzt. Eine aufgeplatzte Lippe, eine gerissene Nasenwurzel und ein beträchtlicher Blutverlust waren die Bilanz der jüngsten beiden Bundesliga-Einsätze jenes 26-jährigen Profis von Borussia Mönchengladbach, der einst im WM-Finale 2014 von der Schulter des Argentiniers Ezequiel Garay k.o. gerammt worden war. Kramer wird also regelmäßig vom Fußballgott geprüft. Er ist Gladbachs Hiob.
Die Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers ist gerade ein bedeutsames Thema bei der Borussia. Seit sie im Sommer 2016 den kompromisslosen Schweizer Mittelfeldspieler Xhaka mit dem allegorischen Vornamen Granit an den FC Arsenal nach London verloren haben, sind sie im zentral-defensiven Bereich auf der Suche nach einem Kämpfer mit stählernem Herzen - einem unverletzbaren Superhelden. Tobias Strobl ist auf dieser gefährlichen Position kürzlich das Kreuzband gerissen, Laszlo Benes hat sich im Zentrum soeben den Mittelfuß gebrochen.
Der Schweizer Zakaria könnte seinen Landsmann Xhaka ersetzen
Christoph Kramer wehrt sich bisher fast übermenschlich gegen jedes schicksalhafte Bemühen, auch ihn vollends außer Gefecht zu setzen. Nachdem ihm der Leipziger Naby Keita am vergangenen Samstag den Stollenschuh ins Gesicht gedrückt hatte, brach ihm am Dienstagabend der hintere Schädel des Stuttgarters Anastasios Donis die Nasenwurzel. Der Grieche vom VfB, in der Branche als "A. Donis" bekannt, hat den zerfurchten Kramer, wenn auch unabsichtlich, weiter verunstaltet.
Auf der Suche nach dem Baustoff Granit für ihre Verteidigungsmauer vor der Abwehrkette sind die Gladbacher im Sommer aber auch in der Schweiz fündig geworden. Von den Young Boys Bern haben sie Denis Zakaria verpflichtet, einen 20-Jährigen, den sie in seiner Heimat "Xhakaria" nennen, weil er seinem Nebenmann im Nationalteam fußballerisch so ähnlich ist und weil die beiden dort ein kongeniales Duo bilden. Zakaria ist in zartem Alter bereits ein erstaunlich mutiger und körperlicher Spieler. Dass er überdies einen sensiblen Fuß besitzt, begeistert die Borussen besonders. Er hat bereits ein Tor geschossen und ein weiteres vorbereitet. Er erlaubt sich so gut wie keine Fehlpässe.