Borussia Mönchengladbach:Eberls nächster Fund

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So fühlt sich also ein Siegtor an: Laszlo Benes nach dem 1:0 für die Gladbacher gegen Berlin (Foto: AFP)
  • Nach seinem Siegtor gegen Hertha BSC loben die Verantwortlichen Laszlo Benes auffällig.
  • Er könnte recht problemlos den im Sommer zu Dortmund gehenden Mo Dahoud ersetzen.
  • Auf der Stürmerposition sucht Manager Max Eberl dagegen seit Jahren einen geeigneten Kandidaten.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Als Laszlo Benes im Herbst noch für Borussia Mönchengladbachs zweite Mannschaft in der vierten Liga gegen Rödinghausen, Bonn und Ahlen spielte, hat er der Rheinischen Post von seinen Sehnsüchten erzählt. "In meinen Träumen", hat er gesagt, "habe ich schon gegen Bayern und Dortmund gespielt - und das Schönste an Träumen ist, dass man dabei sogar das Siegtor schießt."

Die Floskel vom wahrgewordenen Traum hat am Mittwochabend um 20.16 Uhr eine tiefere Bedeutung bekommen. Da schoss der 19 Jahre alte Slowake bei seinem Startelf-Debüt in der Bundesliga das 1:0-Siegtor für die Gladbacher. Dass der Gegner nicht Bayern oder Dortmund hieß - geschenkt. Die drei Punkte, die Benes der Borussia mit dem Sieg gegen Hertha BSC Berlin bescherte, sind für Gladbachs Resthoffnung namens Europa League auch so Gold wert. Darüber hinaus hoffen sie, in dem offensiven Mittelfeldspieler vielleicht schon den Ersatz für jenen Mahmoud Dahoud gefunden zu haben, der im kommenden Sommer zu Borussia Dortmund wechselt. "Laszlo kann das nächste Talent sein, das bei uns für Furore sorgt", sagt der Sportdirektor Max Eberl. Die Gladbacher Scouts haben Benes in der vergangenen Saison bei MSK Zilina im Norden der Slowakei gefunden.

Heute schwärmt Benes für einen Landsmann: den Slowaken Marek Hamsik vom SSC Neapel

Nach dem Sieg gegen Berlin hätte sich Eberl für seinen nächsten Fund feiern lassen können, stattdessen lehnte er Glückwünsche geradezu ab und sagte: "Ich bin überhaupt nicht Laszlos Entdecker, entdeckt haben sie ihn in Györ und Zilina -, aber mich freut, dass er gleich in seinem ersten Spiel von Beginn an so präsent ist." Spielintelligenz, Handlungsschnelligkeit, einen starken linken Fuß und sogar Zweikampfhärte lobt Eberl umso mehr, zumal Benes "relativ schmächtig" sei. Früher hatte Benes im Kinderzimmer ein Poster von Cristiano Ronaldo an der Wand, heute ist sein Lieblingsspieler ein Slowake: Marek Hamsik vom SSC Neapel, denn: "Er spielt beidfüßig und hat ein gutes Auge."

Benes bildete an der Seite von Dahoud, 21, Gladbachs jüngste Doppel-Sechs seit langem, weil in Christoph Kramer, Tobias Strobl und Tony Jantschke jede erfahrene Alternative verletzt oder gesperrt fehlte. Dass die Talente Dahoud/Benes vor allem in der Rückwärtsbewegung dazulernen müssen, wurde durch drei große Berliner Torchancen in der ersten Hälfte ersichtlich. In der zweiten Halbzeit hatten die Gäste kaum noch was zu bieten, derweil sich die Gladbacher höchst kreativ beim Auslassen bester Möglichkeiten zeigten.

Der letzte Gladbacher an der Spitze der Torjägerliste war 1995 Heiko Herrlich

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Während sie durch Talente wie Dahoud oder Benes immer wieder neue Möglichkeiten im Mittelfeld bekommen, vermissen die Borussen seit Jahren einen treffsicheren, zentralen Stürmer. Das wurde auch gegen Hertha wieder deutlich. Die erfolgreichsten Torschützen der jüngeren Vergangenheit waren zwei hängende Spitzen: Marco Reus, heute Dortmund, sowie der Brasilianer Raffael. Der letzte Gladbacher Mittelstürmer, der es bis in die Spitze der Bundesliga-Torschützenliste geschafft hat, war 1995 Heiko Herrlich. Er traf damals 20 Mal und teilte sich die Torjägerkanone mit Bremens Mario Basler.

Und so bleibt die Sturmposition eine Herausforderung für den Sportchef Eberl, der seinen Vertrag bis 2022 verlängert hat. Der Niederländer Luuk de Jong und bislang auch der Schweizer Josip Drmic sind dunkle Punkte in Eberls ansonsten überragender Transferbilanz. Vielleicht wagt er sich ja im kommenden Sommer noch einmal an diese Position. Das Debüt-Tor von Laszlo Benes allein kann Gladbachs Sorge um finale Effizienz kaum lindern.

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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