Boris Becker:"Ich werde gerne skeptisch betrachtet"

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Boris Becker (li.) und Jelena Djokovic: Viel Spaß in Wimbledon (Foto: Getty Images)

Boris Becker ist überrascht von seinem Trainer-Erfolg in Wimbledon. Der deutsche Säbelfechter Max Hartung hat WM-Bronze sicher. Fabio Capello ist nicht mehr Trainer in Russland.

Tennis, Wimbledon: Boris Becker ist ein bisschen überrascht von seinem eigenen Erfolg als Coach. "Ich hätte mir vor fünf Jahren nie erträumen lassen, dass ich hier Trainer bin vom amtierenden Wimbledonsieger", sagte Becker der Bild-Zeitung. Beckers Schützling Novak Djokovic ist die unangefochtene Nummer eins der Tenniswelt und hatte am Sonntag zum dritten Mal Wimbledon gewonnen. Offenbar kann sich der 47-jährige Becker auch vorstellen, seinen Ende des Jahres auslaufenden Vertrag mit dem neunmaligen Grand-Slam-Champion Djokovic (28/Serbien) zu verlängern. "Es macht Novak und mir sehr viel Spaß. Wir lernen dazu, haben einen großen Schritt gemacht im Vergleich zum letzten Jahr. Das ist im Moment das Wichtigste", meinte Becker, der selbst dreimal an der Church Road triumphiert hatte.

Becker machte im Interview mit deutschen Medien keinen Hehl daraus, dass ihn die Zweifel an seinen Coaching-Fähigkeiten getroffen hatten. Er sei "schlicht überrascht" gewesen, dass man seine Tenniskenntnisse in Frage stellte. "Aber das ist immer so in meinem Leben gewesen", sagte Becker: "Ich werde gerne skeptisch betrachtet und in Frage gestellt."

Genugtuung verspürt er nach den großen Erfolgen von Djokovic dennoch nicht. Becker: "Kritik stachelt meinen Ehrgeiz an, ist eher Motivation für mich, macht mich besser." Er selbst sieht sich als "Teamplayer".

Der Triumph von Djokovic auf dem heiligsten aller Tenniscourts am Sonntag gegen den Schweizer Major-Rekordgewinner Roger Federer (7:6, 6:7, 6:4, 6:3) war für Becker ein ganz besonderer. "Dass Novak diesen Sieg 30 Jahre nach meinem ersten Titel holt, ist fast filmreif. Was da passiert, ist wie ein Traum. Es wirkt alles auf mich wie Schicksal: Wimbledon hat wohl immer etwas Besonderes mit mir vor", meinte Becker. Er müsse sich manchmal selbst wundern, "wie das jetzt alles so läuft".

Fechten, WM: Der Dormagener Säbelfechter Max Hartung hat seine erste WM-Einzelmedaille sicher. Im Viertelfinale des Championats von Moskau schlug der 25-Jährige Ungarns Olympiasieger Aron Szilagyi sicher mit 15:11. Gegner Hartungs in der Vorschlussrunde ist der Russe Alexej Jakimenko. Vor vier Wochen hatte Hartung bei der EM in Montreux in der Schweiz das Schlussgefecht gegen Szilagyi noch mit 11:15 verloren. Im Viertelfinale hatte Hartung Italiens Athen-Olympiasieger Aldo Montano nach anfangs hohen Rückständen von 0:5, 2:6 und 4:7 am Ende ebenfalls mit 15:11 besiegt.

Fußball, Russland: Fabio Capello wird die russische Fußball-Nationalmannschaft nicht zur Heim-WM 2018 führen. Der russische Verband (RFU) und der Italiener beendeten am Dienstag ihre Zusammenarbeit. "Der russische Verband und Cheftrainer Fabio Capello haben einvernehmlich ihr Arbeitsverhältnis beendet", hieß es in einer Mitteilung des Verbandes. Der 69-jährige Capello war seit 2012 im Amt und galt mit einem jährlichen Einkommen von sieben Millionen Euro als bestbezahlter Nationaltrainer der Welt. Nach Informationen der russischen Nachrichtenagentur R-Sport soll Capello rund 930 Millionen Rubel Abfindung bekommen - das wären stolze 14,8 Millionen Euro. "Die RFU dankt Capello für seine Arbeit als Cheftrainer der Nationalmannschaft des Landes und wünscht ihm viel Erfolg vor seine künftige berufliche Tätigkeit", ließ der Verband weiter verlauten. Da die Russen in der Qualifikation zur EM 2016 nur Dritter ihrer Gruppe sind, hatte sich zuletzt sogar eine Fan-Initiative gegen den ehemaligen englischen Nationaltrainer Capello gebildet. Zudem hatte es Ärger um angeblich ausstehende Gehälter gegeben.

U19: Die Durststrecke des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ohne Titel im männlichen Nachwuchs-Bereich seit dem WM-Triumph der Nationalmannschaft setzt sich fort. Als viertes Junioren-Team des DFB im laufenden Kalenderjahr scheiterte die U19-Auswahl in Griechenland bei einer EM-Endrunde durch ein 2:2 (1:2) im entscheidenden Gruppenspiel gegen Russland vorzeitig. Damit musste die DFB-Auswahl schon nach der Vorrunde als Schlusslicht der Gruppe punktgleich mit den Halbfinalisten Spanien und Russland sowie den Niederlanden ihre Hoffnungen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung begraben. "Wenn man mit allen Mannschaften punktgleich ist und trotzdem ausscheidet, ist das natürlich sehr bitter", meinte DFB-Trainer Marcus Sorg kurz nach dem Abpfiff: "Die Enttäuschung ist entsprechend groß. Aber die Jungs haben in allen Spielen eine gute Mentalität gezeigt und bei diesem Turnier unbezahlbare Erfahrungen gemacht. Es wird sie in ihrer Entwicklung weiterbringen, das ist im Moment ein kleiner Trost."

Vor Sorgs Mannschaft, die nach ihren vorherigen Duellen mit Spanien (0:3) und den Niederlanden (1:0) einen Sieg zum Sprung ins Semifinale benötigte, hatten bereits die U17 (1:4 im EM-Finale gegen Frankreich), die U20 (Viertelfinal-Aus bei der WM) und die U21 (Halbfinal-Aus bei der EM) bei diesjährigen Turnieren Titelchancen ungenutzt gelassen. Damit ist die U17-WM in Chile (17. Oktober bis 8. November) für den Weltmeister-Nachwuchs die letzte Chance des Jahres auf einen Erfolg.

Gold Cup: Außenseiter Haiti und ohne Spiel auch schon Jamaika mit Trainer Winfried Schäfer haben Jürgen Klinsmanns US-Boys ins Viertelfinale des Fußball-Gold-Cups begleitet. Die Haitianer besiegten Honduras zum Abschluss der Gruppe A mit 1:0 (1:0) und eroberten noch Rang zwei. Die bereits qualifizierten US-Amerikaner kamen zum Abschluss in Kansas zu einem 1:1 (0:1) gegen Panama, das nach drei Unentschieden in drei Spielen noch hoffen darf, als einer der besten Gruppendritten in die Runde der besten Acht einzuziehen. Sicher im Viertelfinale stehen damit auch schon die Jamaikaner, die in der Gruppe B nicht mehr Letzter werden können und sicher schon einer der beiden besten Gruppendritten sind. Titelverteidiger USA spielt bei der Kontinental-Meisterschaft der Region Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik am Samstag im ersten Achtelfinale gegen den Dritten der Gruppe B oder C, was nach aktuellem Stand El Salvador oder Guatemala wären. Danach trifft Haiti auf den Sieger der Gruppe B, die aktuell von Schäfers Jamaikanern angeführt wird.

Die Fußballer Haitis sind beim 13. Gold Cup erst zum fünften Mal vertreten und stehen zum dritten Mal nach 2002 und 2009 im Viertelfinale. Haitis Siegtreffer erzielte Duckens Nazon bereits in der 13. Minute. Die USA waren durch den beim FC Dallas spielenden Blas Perez in Rückstand geraten, der frühere Mönchengladbacher Michael Bradley rettete mit seinem Tor in der 55. Minute den Punkt. Klinsmann hatte seine vier Bundesliga-Profis John Brooks (Hertha BSC), Timothy Chandler (Frankfurt), Alfredo Morales (FC Ingolstadt) und Fabian Johnson (Gladbach) wieder in die Startelf beordert, nachdem sie beim 1:0 gegen Haiti noch allesamt auf der Bank gesessen hatten und nur Johnson eingewechselt worden war.

Kugelstoßen: Kugelstoß-Weltmeister David Storl hat mit 21,84 Metern das Meeting in Biberach gewonnen. Vier Tage, nachdem der Leipziger beim Diamond Meeting in Lausanne erstmals in seiner Karriere die 22-Meter-Marke geknackt hatte, war Storl nicht ganz zufrieden. "Es ging etwas schleppend los. Nach dem Wettkampf in Lausanne habe ich mich nicht so fit gefühlt wie erhofft", sagte der 24-Jährige. Olympiasieger Tomasz Majewski (Polen/20,18) wurde Zweiter vor Tobias Dahm (Sindelfingen/19,65). Dagegen überzeugte Christina Schwanitz sechs Wochen vor der WM in Peking (22. bis 30. August) vor 2200 Zuschauern auf dem Bieberacher Marktplatz mit der zweitbesten Weite ihrer Karriere. Die Europameisterin blieb mit 20,60 Metern nur 17 Zentimeter unter ihrer im Mai erzielten Bestleistung (20,77).

Fifa, Ozeanien: Neuseeland kann bei seinem Kampf um eine nachträgliche Chance auf die Olympia-Teilnahme nicht auf Unterstützung durch den Weltverband FIFA zählen. Ein Einspruch der Neuseeländer gegen ihre Disqualifikation bei den als ozeanische Rio-Qualifikation geltenden Pazifik-Spielen in Papua-Neuguinea müsste beim Kontinentalverband OFC eingereicht werden, teilte die FIFA am Montag vorsorglich mit: "Deswegen wird die Disziplinarkommission sich nicht einschalten." Der OFC hatte Neuseeland den 2:0-Sieg im Halbfinale der Pazifikspiele gegen Vanuatu wegen des Einsatzes eines nicht spielberechtigten Spielers bei den "Kiwis" aberkannt und Vanuatu zum 3:0-Sieger erklärt. Die Neuseeländer beharren jedoch darauf, dass der betroffene Spieler allen Vorschriften entsprechend zum Einsatz gekommen ist und haben eine Anfechtung der Olympia-Qualifikation angekündigt. Auf sportlichem Weg lösten die Fidschi-Inseln im Finale gegen Vanuatu durch ein 4:3 im Elfmeterschießen das Ticket zu den Sommerspielen 2016 in Rio.

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