Bibiana Steinhaus:Sogar Iker Casillas schickt Grüße

Lesezeit: 2 min

"Weltfußballpionierin": Bibiana Steinhaus bedankt sich nach dem Spiel in Berlin für einen "fairen Start". (Foto: Matthias Kern/Getty Images)
  • Europaweit wird das Erstliga-Debüt von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus gewürdigt.
  • Die Zeitungen bezeichnen sie als "Weltfußballpionierin" und loben ihre Leistung ausdrücklich.

Von Javier Cáceres, Berlin

Es kommt nicht oft vor, um nicht zu sagen: nie, dass nach einem Profispiel der Referee zu einer Pressekonferenz erscheint. Am Sonntagabend, eine Stunde nach dem Ende der Bundesligapartie zwischen Hertha BSC gegen Werder Bremen (1:1), war das anders. Bibiana Steinhaus, 38, kam ausweislich ihrer noch feuchten Haare erkennbar frischgeduscht aus der Kabine und setzte sich auf das Podium im Pressesaal des Olympiastadions. Vor ihr saßen nicht nur Journalisten, sondern auch ihre Vorgesetzten. Etwa der DFB-Präsident Reinhard Grindel, vor allem aber der Chef der Schiedsrichter, Lutz-Michael Fröhlich, der Steinhaus' Echo mimte: "Ich hoffe, ganz im Sinne des Wunsches, den sie gerade vorgetragen hat, dass bald Normalität einkehrt", sagte er.

Dass am Sonntag keine Normalität herrschen würde, war allen Beteiligten klar, allen voran Steinhaus selbst. Eine Frau, die ein Spiel der Männer-Bundesligaspiel leitet, hatte es bis zum Sonntag nicht gegeben, entsprechend groß war der Hype. Und obwohl sie wegen ihrer Rolle wahlweise als "Weltfußballpionierin" ( El Mundo Deportivo) bestaunt wurde wie ein grüner Hund oder aber auf ihre Rolle als "Freundin von Ex-Referee Howard Webb" ( The Sun) reduziert wurde, bedankte sie sich bei den Medien für den "fairen Start".

Bibiana Steinhaus
:"Ich tue nur, was ich liebe"

Am Sonntag wird Bibiana Steinhaus als erste Schiedsrichterin in der Geschichte der Bundesliga ein Spiel leiten. Ein Mann an ihrer Stelle hätte diese Chance wohl wesentlich früher bekommen.

Von Anna Dreher

"Sie hat die richtigen Spieler in den richtigen Momenten angesprochen"

Fröhlich sagte, er habe versucht, ihr ein bisschen Druck zu nehmen: "Konzentrier dich aufs Spiel, bleib cool!" Und als das Spiel endlich lief, habe er es auch als "sympathisch" empfunden, dass man Steinhaus "eine gewisse Nervosität und Anspannung" angemerkt habe. Aber: "Nach 20 Minuten hatte jeder den Eindruck, dass sie sicher im Spiel steht." So sicher, dass ihr bei der Bewertung der Schlüsselszenen der Partien im spanischsprachigen Raum ohne Zweifel jene Attribute attestiert worden wären, die unter Fußballern als Synonym für Mut gelten: Steinhaus war ein Referee mit cojones .

Beim 1:0 der Berliner durch Mathew Leckie ließ sie den Vorteil für Hertha laufen, beim 1:1 durch Thomas Delaney war sie nicht weiter gefordert; vor allem aber lag sie bei der Interpretation der beiden Szenen, in denen die Berliner Anhänger Strafstoß forderten, genau richtig. Dass ihr da die Videoschiedsrichter im entfernten Köln mitteilten, dass sie richtig lag, war eine Anekdote, nicht mehr. Denn sie erhielt Lob, urbi et orbi. "Sie zeigte über die Dauer des ganzen Spiels hinweg, die Partie in der Hand zu haben", kommentierte etwa die Gazzetta dello Sport in Italien.

Ansonsten, erklärte wiederum Fröhlich zufrieden, habe die gelernte Polizistin durch prima Kommunikation überzeugt. "Sie hat die richtigen Spieler in den richtigen Momenten angesprochen", erklärte der DFB-Schiedsrichter-Chef. Ihm war auch eine Erwähnung wert, dass die konditionelle Verfassung von Bibiana Steinhaus top war - nicht, weil er Bedenken gehabt hätte, sondern weil medial vorab "immer mal thematisiert worden war, ob sie wohl mit der Schnelligkeit des Spiels in der Bundesliga mithalten kann". Sie hat etliche Zweitligapartien hinter sich, doch da ist das Tempo einen Tick gemächlicher.

Auch wegen solcher Rahmenumstände war Steinhaus, als die Scheinwerfer auf dem Podium auf sie gerichtet waren, "sehr zufrieden" damit, dass ihr und ihrem Schiedsrichterteam geglückt war, "dass wir nicht im Fokus stehen". Wer weiß, welcher weiteren Frau dies wann die Tür zur Bundesliga aufstößt; die zweite Schiedsrichterin komme zwar nicht in unmittelbarer Zukunft, aber bestimmt, meinte Fröhlich. In jedem Fall gilt auch Unbekannten der Zukunft der Gruß des spanischen Weltklassetorwart Iker Casillas: "Alles Glück der Welt an Bibiana Steinhaus und alle Frauen, die ihr folgen werden."

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Hertha gegen Bremen
:Steinhaus überzeugt mit professioneller Unauffälligkeit

Das 1:1 zwischen Hertha BSC und Bremen ist das erste Spiel in der Liga-Geschichte, das von einer Frau geleitet wird - die Begleitumstände werfen aber Fragen auf.

Von Javier Cáceres

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: