Biathlon-WM:Dahlmeier lacht die Scheiben aus

Von Rang zehn zum Weltmeistertitel: Franziska Hildebrand hat Problem beim Start, Vanessa Hinz bezwingt ihren WM-Fluch und Laura Dahlmeier läuft allen davon. Die deutsche Gold-Staffel in der Einzelkritik.

Von Saskia Aleythe

Franziska Hildebrand

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(Foto: dpa)

Ist dem Teenie-Klub um sie herum schon etwas entwachsen mit ihren 27 Jahren, erlebt den besten Winter ihrer Karriere - bei dieser WM klappte es bisher auch immer mit den Top Ten. Bis dato beste deutsche Schützin der Wettbewerbe, sollte das nun als Startläuferin wiederholen. Feuerte den ersten Schuss ab im Feld, war auch als Erste fertig - ohne Fehler. Mit 4,6 Sekunden Vorsprung auf Weißrussland ging Hildebrand wieder auf die Loipe, baute den Vorsprung bis zum zweiten Schießen auf über zehn Sekunden aus. Traf dreimal, leistete sich dann aber wieder diese zwei Fehler, die ihr bei jedem dieser WM-Rennen passiert waren. Immerhin die Nachlader reichten. Position zurück im Schnee: Rang zehn, mit 18,1 Sekunden Rückstand auf Polen. "Du bist die stärkste Läuferin im Feld", brüllte ihr Co-Trainer Tobias Reiter dann zu - eine Motivation, die ganz gut wirkte: Im Ziel übergab sie als Sechste, nur noch mit 12,5 Sekunden Rückstand.

Franziska Preuß

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(Foto: dpa)

Hat längst abgehakt, was ihr noch vor einem Jahr bei Olympia passiert ist: In Sotschi stürzte sie als Startläuferin bereits nach 600 Metern, danach schoss sie vier Fehler - später kullerten die Tränen. Konnte nun mit besseren Erinnerungen ins Rennen gehen: Beim Auftritt der Mixed Staffel holte sie alleine neun Plätze auf. Startete in die Staffel nicht gerade mit Aufholerbeinen, verlor ein paar Sekunden bis zum ersten Schießen. Setzte dann den zweiten Schuss daneben, begnügte sich aber mit einem Nachlader. Profitierte von Fehlern der Konkurrenz und kam als Fünfte wieder auf die Loipe, mit 17,8 Sekunden Rückstand auf die führende Russin Darja Virolaynen. Als Vierte zum Stehendschießen, bekam dann mit, wie Russland und Italien mehrere Scheibchen stehen ließen - und schoss selbst einmal vorbei. Zwei Nachlader später war Preuß Dritte, mit 14,6 Sekunden Rückstand auf Tschechiens Gabriela Soukalova. Die ist nicht nur Silber-Gewinnerin im Einzel, sondern in der Regel auch mit schnellen Beinen gesegnet - doch Preuß holte auf. 9,3 Sekunden trennten sie im Ziel noch von Rang eins. Famoser Schlusspurt.

Vanessa Hinz

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(Foto: dpa)

Auch erst 22 Jahre alt und ganz frisch im Weltcup-Geschehen, was ebenso bedeutet: ganz frisch bei einer WM. Schießt erst seit drei Jahren, hat damit überraschend wenig Probleme - wenn es um Weltcup-Rennen geht. Wird bei der WM bisher von einem Fluch verfolgt, weniger als vier Fehler gab es bei ihr bei diesem Turnier noch nicht. Gab nun als Dritte im Feld kräftig Gas und hatte die Spitze schon nach einigen hundert Metern eingeholt. Schaffte dann, woran sie in Kontiolahti wohl selbst kaum mehr geglaubt hätte: Blieb liegend fehlerfrei, während sich Italien und Tschechien mit Nachladern beschäftigten. Als Führende ging Hinz zurück auf die Loipe und wurde sogar noch schneller. Setzte im Stehen den zweiten Schuss daneben, da hatte noch gar keine andere Konkurrentin die Matten betreten. Ein Nachlader reichte ihr, Überraschungs-Weltmeisterin Yurlova aus Russland folgte mit 20,9 Sekunden Rückstand - den konnte Hinz noch auf 30,4 Sekunden ausbauen.

Laura Dahlmeier

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(Foto: dpa)

Besitzt die wertvollsten Beine im Team. Im Sprint war keine schneller als sie, im Einzel nur die Bronzegewinnerin Kaisa Mäkäräinen. Ist mit 93 Prozent Trefferquote im Gesamtweltcup auch Miss Zuverlässig im Team - durfte sich folgerichtig über Silber in der Verfolgung freuen. Fand sich nun in bequemster Position wieder, musste schließlich nur alles machen wie immer. Hatte schnell 15 Sekunden draufgepackt, feuerte liegend fünf knackige Schüsse ab. Zögerte beim letzten, traf aber auch da ins Schwarze - die Italienerin Dorothea Wierer hatte gerade erst die Matten in Sichtweite. Eine ganze Minute und 3,9 Sekunden Vorsprung prangte auf den Anzeigen für Deutschland, Dahlmeier überrundete schon die letzten. Als die Deutsche zum Stehendschießen kam, waren manche im Liegen noch gar nicht fertig. Die letzten fünf Schüsse? Die Scheiben klapperten schon vor Ehrfurcht von alleine um. Dahlmeier traf alles, ging mit einem erleichterten Lachen zurück auf die Strecke. Und mit 1 Minute und 22 Sekunden Vorsprung vor der Französin Marie Dorin-Habert. Dahlmeier hätte wohl der Erdboden verschlucken müssen, um den Titel noch zu verlieren. Mit der Fahne in der Hand lief sie ins Ziel, machte eine höfliche Verbeugung. Die Party konnte beginnen.

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(Foto: AFP)

Platz elf hatte es bei den Olympischen Spielen in Sotschi gegeben, ein Jahr später können die Deutschen wieder lachen: In Kontiolahti strahlen sie vom Podest und lassen sich stolz die Medaillen umbaumeln. Vanessa Hinz darf bei der ARD die ersten Team-Worte loswerden, sie spricht von einem Traum, der in Erfüllung gegangen sei, ihr kommen fast die Tränen. Dann ist auch Dahlmeier da. "Das ist ein brutal geiles Gefühl", sagt sie. "Wenn man die WM gewinnt, ist das die Krönung einer ganzen Saison", berichtet Bundestrainer Gerald Hönig. So früh wieder so jubeln so können, hätte er vor einem Jahr wohl auch nicht gedacht.

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