Sprintsieg in Oberhof:Neuners Befreiungsschüsse

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In der Staffel hatte Magdalena Neuner noch siebenmal danebengeschossen, zwei Tage später zeigt sie sich im Sprint davon völlig unbeeindruckt: Zehn Schuss, zehn Treffer- und eine überragende Laufleistung. Beim Biathlon-Volksfest in Oberhof holt Neuner ihren 27. Weltcup-Sieg.

Magdalena Neuner kann es noch. Zehn Schuss, zehn Treffer und eine überragende Laufleistung haben der Rekordweltmeisterin beim Biathlon-Volksfest in Oberhof den 27. Weltcup-Sieg beschert. Zwei Tage nach ihrem Staffel-Blackout mit den so bitteren Fehlschüssen war die Doppel-Olympiasiegerin am Freitag im Sprint wieder ganz die Alte.

Biathlon-Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner hat sich zwei Tage nach ihrem Staffel-Desaster mit dem Sieg im Sprint eindrucksvoll zurückgemeldet. (Foto: dpa)

Die 24-Jährige holte sich vor knapp 20 000 begeisterten Zuschauern am Rennsteig in beinahe schon unglaublicher Art und Weise einen überlegenen Sieg über die 7,5-Kilometer-Distanz vor der Weißrussin Daria Domratschewa und der Russin Olga Saizewa. "Ich bin überglücklich, dass das so aufgegangen ist und ich unter die Staffel einen Haken machen kann. Ich habe gestern und heute noch einmal viel telefoniert und mental gearbeitet. Das hat sich ausgezahlt", sagte Neuner und strahlte im Flutlicht. "Ich habe einfach das Staffelrennen gelöscht in meinem Kopf", meinte sie.

Mit ihrem insgesamt 13. Sprinterfolg baute Doppel-Olympiasiegerin Neuner ihre Führung in der Weltcup-Gesamtwertung weiter aus. Einen Top-Platz schafften noch die siebenmalige Weltmeisterin Andrea Henkel, die eine Strafrunde laufen musste. "Mit dem Platz mit ich sehr zufrieden, mit dem Rennen nicht", sagte die Thüringerin.

Rekordweltmeisterin Neuner erwischte einen tollen Auftakt. Mit der "Nummer 8" ins Rennen gegangen, räumte sie liegend gleich die ersten fünf Scheiben ab. Und auch das zweite Schießen gelang ihr diesmal ohne Fehl und Tadel. Auch im Stehendanschlag, in dem sie in der Staffel gleich siebenmal nicht getroffen hatte, fielen die fünf Scheiben wie reife Früchte.

Chef-Bundestrainer Uwe Müssiggang und Damen-Coach Gerald Hönig ballten am Schießstand erleichtert die Faust. "Beim Stehendschießen habe ich überhaupt nichts gedacht. Nur dass die Scheiben so groß sind und man eigentlich nicht vorbeischießen kann. Läuferisch war es so, wie ich mir das vorstelle", sagte Neuner.

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Einmal mehr hat Deutschlands Sportlerin des Jahres gezeigt, dass sie mit Druck umgehen kann. Die zehn Treffer von Oberhof waren Befreiungsschüsse für die Topathletin, die nach dem Winter ihre Sportkarriere beenden wird. Neuner scheint gerüstet für die Heim-WM im März in Ruhpolding, wo sie bei sechs Starts sechs Medaillen gewinnen will.

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"Wir müssen neue Wege gehen"

Um auch nach dem angekündigten Rücktritt von Neuner weiter eine konkurrenzfähige Biathlon-Mannschaft zu haben, will Thomas Pfüller, der Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV), bei den Langläuferinnen aussichtsreiche Talente sichten. "Ja, diese Überlegungen gibt es. Wir sind bei den Frauen im Biathlon nicht mehr die Macht der Vergangenheit. Um bis 2014 die Lücke zu schließen, müssen wir neue Wege gehen", sagte der Sportdirektor des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) am Freitag am Rande des Weltcups in Oberhof.

Paradebeispiel für einen gelungenen Wechsel vom Langlauf zum Biathlon ist Kati Wilhelm. Sie schulterte das Gewehr und umgehend kam der Erfolg. Dreimal Olympia-Gold, fünfmal Weltmeisterin und 21 Weltcup-Einzelsiege standen am Ende ihrer Karriere zu Buche. Nach dem verpassten Podestplatz mit der Staffel wollen die deutschen Biathleten ihre Chance nun im Sprint suchen.

Am Samstag (14.30 Uhr/ARD und Eurosport) können die Trainer Mark Kirchner und Fritz Fischer alle sechs Athleten ins Rennen schicken. Die am Donnerstagabend in der Staffel auf Rang vier hinter Überraschungssieger Italien, Russland und Schweden gelaufenen Arnd Peiffer, Andreas Birnbacher, Simon Schempp und Florian Graf hoffen ebenso auf bessere Windbedingungen wie der für den pausierenden Olympiasieger Michael Greis in den Kader gerückte Daniel Böhm und Michael Rösch.

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