Biathlon in Ruhpolding:Endlich ein Erfolgserlebnis

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Erfolg im Viererpack: Die Biathletinnen Laura Dahlmeier (l-r), Franziska Hildebrand, Denise Hermann und Franziska Preuß jubeln über den Staffelsieg in Ruhpolding. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
  • Nach zuletzt schlechten Ergebnissen gewinnt die deutsche Staffel das Rennen in Ruhpolding.
  • Der Bundestrainer ist erleichtert, dass sein Team mit einem Erfolgserlebnis in die Olympia-Vorbereitung geht.
  • Vor allem die kriselnde Laura Dahlmeier überzeugt.

Von Joachim Mölter, Ruhpolding

Die deutschen Biathletinnen haben sich bei ihrem Heim-Weltcup in Ruhpolding ein dringend benötigtes Erfolgserlebnis verschafft im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang/Südkorea (9. bis 25. Februar). Im Staffelrennen über 4x6 Kilometer gewannen Franziska Preuß, Denise Herrmann, Franziska Hildebrand und Laura Dahlmeier am Samstag die Olympia-Generalprobe vor Italien und Schweden. "Es war ein schwer verdienter Sieg", urteilte der Bundestrainer Gerald Hönig im Hinblick auf insgesamt neun Nachlader.

Schlussläuferin Dahlmeier sicherte ihn erst auf der Schlussrunde, als sie die Italienerin Federica Sanfilippo abschüttelte. Man hat Dahlmeier, die fünffache Weltmeisterin von 2017 aus Garmisch-Partenkirchen, schon leichtfüßiger davoneilen sehen; im Ziel sank sie erst einmal in den Schnee, ebenso erschöpft wie erleichtert. "Das tut der ganzen Mannschaft gut", sagte sie.

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Im deutschen Biathlon-Lager hatte man sich ja schon Sorgen gemacht, weil die Erfolge zuletzt ausgeblieben waren. Beim Heim-Weltcup vorige Woche in Oberhof war bloß die Frauen-Staffel aufs Podium gekommen, das aber auch nur auf Platz zwei, womit eine saisonübergreifende Siegesserie beendet war. Und am Donnerstag in Ruhpolding, beim Einzelrennen über 15 Kilometer, hatten die Deutschen durchweg schwach geschossen und sich damit um alle Chancen gebracht. Maren Hammerschmidt war auf Platz 15 noch die beste Starterin gewesen; die für gewöhnlich sichere Schützin Laura Dahlmeier, 24, hatte nach vier Fehlern hingegen sogar das schlechteste Ergebnis ihrer Karriere abgeliefert - als 48.

Sturz, Fehlschüsse, Stock verloren: Franziska Hildebrand muss leiden

Bundestrainer Hönig hatte danach das ganze Team kritisiert: "So darf man sich nicht verkaufen. Wir hatten Schießen dabei mit zwei, drei Fehlern in einer Serie, die schwer zu erklären sind. Wir haben extrem viele Fehler mit dem fünften Schuss gemacht, das ist fahrlässig, verschlampert."

Am Samstag klappte es vor 24000 Zuschauern in der vollbesetzten Chiemgau-Arena zwar besser, aber "es ist nicht alles gelungen", bilanzierte Hönig. Die führende Dahlmeier machte es noch einmal spannend, als sie im Stehendanschlag die ersten beiden Kugeln ins Weiße schoss und wegen des Nachladens Italien vorbeiziehen lassen musste. Dahlmeier hatte zuvor einen größeren Rückstand mit auf den Weg bekommen, weil bei der vor ihr laufenden Hildebrand allerhand schiefgelaufen war: Sie stürzte schon in ihrer ersten Runde auf einer Eisplatte, schoss daraufhin liegend gleich dreimal vorbei und verlor schließlich noch einen Stock - dass sie nicht mehr als eine halbe Minute zurücklag, muss man da schon positiv sehen. Immerhin bescheinigte der Bundestrainer seinen Läuferinnen auf den Positionen eins und zwei, "einen sehr guten Job gemacht" zu haben.

Das wird vor allem Startläuferin Franziska Preuß gern gehört haben, die als Einzige des Quartetts am Schießstand fehlerfrei geblieben war. Die 23-Jährige hat allerdings auch als Einzige der deutschen Top 6 die Olympianorm des Deutschen Skiverbandes (DSV) noch nicht erfüllt - eine Weltcup-Platzierung unter den besten Acht oder zwei Ränge unter den ersten 15. "Aber sie hat vorige Woche in Oberhof schon in der Staffel überzeugt und heute wieder", sagte Hönig und signalisierte, bei der Nominierung ein gutes Wort für die 23-Jährige einzulegen: "Ich würde ungern ohne sie nach Pyeongchang fahren." Preuß selbst sagte: "Das gibt Sicherheit, dass es auch im Einzelrennen funktioniert." Sie will die Normerfüllung nächste Woche beim Weltcup in Antholz/Italien nachliefern.

Der Bundestrainer hat die Qual der Wahl

Für den abschließenden Massenstart in Ruhpolding am Sonntag (14.30 Uhr/ZDF und Eurosport) hat sich Preuß ja nicht qualifizieren können. Dort kommen Maren Hammerschmidt und Vanessa Hinz zu einem weiteren Einsatz, die am Samstag geschont wurden. Beide gehören zur Weltmeister-Mannschaft von Hochfilzen 2017, und weil sich nun in Ruhpolding auch Denise Herrmann mit einer starken Lauf- und einer soliden Schießleistung empfohlen hat, wird Gerald Hönig in Südkorea die Qual der Wahl haben, wenn er seine Olympia-Staffel aufstellen muss. Die vom Langlauf konvertierte Denise Herrmann sagte jedenfalls: "Wir sind sechs heiße Eisen, die darauf brennen zu laufen."

Der Staffelsieg von Ruhpolding war "gut fürs Gemüt", wie der Bundestrainer fand, "es war ein Schritt nach vorne zu erkennen". Hönig mahnte indes auch: "Bis Olympia haben wir noch einiges zu tun." Auch Laura Dahlmeier, die als fünffache Weltmeisterin wohl den größten Erwartungsdruck zu schultern hat, ordnete den Erfolg als Aufwärtstrend ein: "Wir haben gezeigt, dass wir ein starkes Team haben und mit uns zu rechnen ist." Jetzt müssen die deutschen Frauen nur noch zeigen, dass sie auch in den Individualrennen wieder ganz vorne mitmischen können.

© SZ vom 14.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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