Bewerbung um Basketball-EM:Heim-EM für Dirk Nowitzki?

Lesezeit: 3 min

Glaubt man deutschen Funktionären, rückt der Zuschlag für Heimspiele bei der Basketball-EM 2015 immer näher. Die deutsche Vierer-Bewerbung mit Frankreich, Italien und Kroatien klingt zwar gewagt - für Dirk Nowitzki könnte sie jedoch die letzte Chance darstellen.

Andreas Burkert

Arvydas Sabonis schätzt die Öffentlichkeit so sehr wie früher seine chronischen Achillessehnenschmerzen, sie setzten ihm einst schwer zu. Doch zum Abschluss seiner Mission als EM-Botschafter machte Litauens lebende Basketball-Legende in der Halbzeitpause des Endspiels am Sonntagabend noch einmal eine ordentliche Figur, als er in der Arena von Kaunas zur symbolischen Staffelübergabe an den nächsten Turnierausrichter schritt: Rasho Nesterovic, einstiger NBA-Profi aus Slowenien, erhielt von Sabonis eine Plastik seiner alten Basketballstiefel.

2015 doch noch am Ball? Dirk Nowitzki. (Foto: AP)

Dass Nesterovic den Stab in zwei Jahren an Dirk Nowitzki weiterreicht, würde Ingo Weiss nie vorschlagen. Denn der Verbandspräsident hofft ja weiterhin, dass der Würzburger bei der EM 2015 doch noch einmal das deutsche Trikot trägt. Aber Heimspiele für ihn werde es so oder so geben, glaubt Weiss und sagt: "Nach unseren Gesprächen hier in Litauen halte ich es mehr denn je für sehr wahrscheinlich, dass unsere Bewerbung durchkommt."

Der Chef des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) ist bekannt für seine positive Sicht der Dinge, aber wer sich am Rande der EM umhörte, kann ihm diesmal durchaus folgen. Die ursprünglich von Deutschland und Frankreich angedachte Doppelbewerbung wurde zuletzt um die Ausrichter Italien und Kroatien erweitert ( SZ vom 5.8.), allein wäre man wohl chancenlos gewesen, bestätigt Weiss.

Doch bei den zwanglosen Konsultationen in den EM-Hallen und abends an der Hotelbar stieß der verwegen anmutende Vierer-Bund "auf reges Interesse", wie Weiss' französischer Kollege Jean- Pierre Siutat versichert.

Auch Weiss, DBB-Vize Wolfgang Hilgert und Generalsekretär Wolfgang Brenscheidt weilten trotz des Zwischenrunden-Aus' der DBB-Auswahl bis zum Finaltag in Kaunas. Man habe noch einmal die Vorzüge der bisher einmaligen Sammelbewerbung eines über den Kontinent verstreuten Turniers erläutert, sagt Weiss. "Vier Heim-Teams sind für das Fernsehen natürlich viel interessanter", findet er, zudem werde das Budget von 37 Millionen Euro stabil abgesichert. "Es gibt ja noch immer eine Finanzkrise."

Ob aber das Publikum mit seinem Team eine Reise durch Europa mitmachen würde? Für Weiss ist das keine Frage, und die EM im Basketballland Litauen hat ihm womöglich sogar Argumente geliefert. Denn anders als erwartet sind dort die wenigsten Spiele der übrigen Gruppen ausverkauft gewesen - wenn abends zeitgleich das eigene Team spielte, versammelte sich Litauen lieber daheim vorm TV oder auf dem Marktplatz zum Public Viewing.

Turnierauswahl der Basketball-EM
:Zauberer mit Bomben

Juan Carlos Navarro feuert Bälle wie Bomben ab, Tony Parker sorgt für Schleudertraumata, Šarūnas Jasikevičius spielt die zauberhaftesten Pässe von allen. Und Dirk Nowitzki? Der trifft formidabel - und entschuldigt sich dennoch. Die besten Spieler der Basketball-EM. Mit Abstimmung.

Jonas Beckenkamp

2015 würde dies anders sein, denn die Deutschen spielten dann ebenso daheim (Berlin) wie die Italiener (Mailand), Kroatien (Zagreb) und Frankreich (Straßburg). Dies garantiere vier ausverkaufte Vorrunden, die zweite Runde soll das ursprüngliche Duo Deutschland (Köln oder Düsseldorf) und Frankreich (Lyon) bedienen. Die Finalrunde wäre an Paris-Bercy vergeben, die Halle wird für 30 Millionen Euro saniert.

Turnierauswahl der Basketball-EM
:Zauberer mit Bomben

Juan Carlos Navarro feuert Bälle wie Bomben ab, Tony Parker sorgt für Schleudertraumata, Šarūnas Jasikevičius spielt die zauberhaftesten Pässe von allen. Und Dirk Nowitzki? Der trifft formidabel - und entschuldigt sich dennoch. Die besten Spieler der Basketball-EM. Mit Abstimmung.

Jonas Beckenkamp

Das alles ist den Fiba-Delegierten in Kaunas noch einmal erklärt worden, sagt Dino Meneghin, der frühere Nationalcenter ist inzwischen Präsident des italienischen Verbandes. Und die Chancen für einen Zuschlag stünden "alles andere als schlecht". 25 Stimmen sind bei der Abstimmung über den EM-Ausrichter 2015 Mitte Dezember zu holen, die einfache Mehrheit von 13 Stimmen reicht.

Widersacher sind Spanien und die Ukraine. Beide Mitbewerber verzichteten in Litauen auf entsprechende Kampagnen, die Osteuropäer stuft Weiss derzeit immerhin noch als geheimnisvolle Größe ein. "Ich weiß nicht, was ich denen noch zutrauen kann", äußert er vielsagend.

Doch vier von 13 Stimmer sind dem Quartett naturgemäß sicher, jeweilige Nachbarländer, so geht die Rechnung, dürften ebenfalls nicht abgeneigt sein. Zumal ein gewisser Heimvorteil 2015 doppelt wöge, denn wie zuletzt in Litauen werden auch in vier Jahren die ersten Startplätze für das olympische Turnier 2016 in Rio de Janeiro vergeben.

Das dürfte erneut viele NBA-Spieler anlocken, und Tony Parker, 29, hat nach der französischen Finalniederlage gegen Spanien bereits angekündigt, den verpassten Titel als Ansporn anzusehen, "es in den nächsten Jahren noch einmal zu versuchen, bevor ich dann zurücktrete". Auch Dirk Nowitzki würde es sich bei einer halben Heim-EM wohl noch einmal überlegen, nachdem London verpasst ist. 2015 wird er 37, und Botschafter kann er dann immer noch werden.

© SZ vom 21.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: