Beachvolleyball:Unter Flutlicht

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Spitzensport im Scheinwerferlicht: Die Beachvolleyballturniere in Mühldorf am Wochenende und in Ebersberg (Bild) eine Woche zuvor lockten viele Zuschauer an. (Foto: beach2go/oh)

Das Mühldorfer Beachvolleyballturnier führt die hochklassige Serie in Bayern fort - und bald macht die deutsche Serie Station in München. Die Aufwertung der Landesturniere hat aber auch mit Problemen auf nationaler Ebene zu tun.

Von Sebastian Winter

Die Atmosphäre war stimmig am Samstagabend in Mühldorfs Fußgängerzone. Für das Beach Masters hatten die Ausrichter 250 Tonnen Sand vor die Frauenkirche gekarrt, nun strahlte das Flutlicht. Hunderte Fans standen und saßen eng drapiert ums Feld herum - so dass die eigentlichen Protagonisten kaum Platz für mögliche Rettungstaten hatten. Und dann spielten in Daniel Müller/Christian Seitz (München/Grafing) und Fabian Bartsch/Sebastian Dollinger (Mühldorf/München) auch noch die an Nummer drei und zwei Gesetzten gegeneinander - samt eines Lokalmatadors. Es war Werbung für diesen Sport, auch wenn Dollinger im zweiten Satz verletzt aufgeben musste.

Das Turnier gewannen am Sonntag bei den Männern überraschend Janik Sambale/Florian Schweikert (Holzkirchen/München) gegen Lauritz Jastrow/Kilian Nennhuber (München), bei den Frauen setzten sich die topgesetzten Amelie Busch/Samira Winkler im Dingolfinger Vereinsduell gegen Priscilla Gatzsche/Alina Hösch durch. Und Andreas Simon, der Beachvolleyball-Koordinator des Bayerischen Volleyball-Verbandes, zog zufrieden Bilanz des ins Stadtfest integrierten Turniers: "Die Flutlichtspiele nimmt das Publikum enorm an, das wollen wir auch, Stichwort Eventisierung. In Mühldorf hatten wir am Samstagabend über 1500 Zuschauer."

Am vergangenen Wochenende hatte ein noch hochkarätigeres Turnier Bayerns Beachvolleyballer in den Sand gelockt, im Klosterbauhof in Ebersberg leuchtete am Samstagabend - wie in Mühldorf - Flutlicht über dem Center Court. Das Endspiel der Frauen entschieden Michaela Henry/Agata Leiner vom SV Lohhof, die immer noch mit der erweiterten deutschen Spitze mithalten können, für sich. Bei den Männern setzten sich die Freiburger Brüder Manuel und Yannick Harms durch, das zurzeit immerhin neuntbeste deutsche Duo. Wie hochkarätig das Feld war, zeigte sich auch am Beispiel der topgesetzten Larissa Claaßen und Nina Interwies aus Hamburg, die zu den besten 16 Duos in Deutschland gehören, aber in Ebersberg nur Dritte wurden.

Zwei Turniere der höchsten Landesverbands-Kategorie bietet Bayern in diesem Jahr an, was zunächst nach wenig klingt. Die Zahl relativiert sich aber, wenn man bedenkt, dass in ganz Deutschland neben Ebersberg und Kempten nur zwei weitere dieser Turniere angeboten werden. Wenn man einen Vergleich mit dem Fußball ziehen möchte, ist dies die dritte Liga, das Turnier in Mühldorf gehört zur vierten Liga. Und wie man an Ebersberg sieht, nehmen auch Beachvolleyballer aus weit entfernten Städten dieses Angebot dankend an. Für sie geht es schließlich um die Qualifikation für die deutsche Meisterschaft in Timmendorfer Strand, für die es auch bei Turnieren wie in Ebersberg und Mühldorf Punkte gibt.

"Ich habe den Eindruck, die Verantwortlichen wollen nun retten, was zu retten ist", sagt Beachvolleyballkoordinator Simon

Nur hat es noch einen zweiten Grund, warum gerade das Traditionsturnier in Ebersberg in diesem Jahr eines der bislang stärksten Teilnehmerfelder überhaupt begrüßen durfte: Die Turnierauswahl ist inzwischen sehr begrenzt. Zwar gibt es bei der German Beach Tour, quasi der ersten Bundesliga im Sand, acht Tourstopps. Aber die zweite Liga hat offenbar massive Vermarktungssorgen. Zwei der ohnehin nur vier geplanten Turniere mussten abgesagt werden - was den Deutschen Volleyball-Verband recht unvorbereitet traf. In Stuttgart und München finden nun in aller Eile organisierte Ersatzevents statt. "Ich habe den Eindruck, die Verantwortlichen wollen nun retten, was zu retten ist", sagt Beachvolleyballkoordinator Simon.

Hechten vor großer Kulisse: Beachvolleyball-Masters in Mühldorf. (Foto: Fabian Bartsch/oh)

Gerade für die Beachvolleyballer aus der erweiterten deutschen Spitze, die nicht in die Turniere der German Beach Tour kommen, weil ihnen Qualifikationspunkte fehlen, ist das eine schwierige Situation. "Sie sind quasi gezwungen, unsere bayerischen Turniere zu spielen, um sich für die DM zu qualifizieren", sagt Simon: "Für uns ist es auf der anderen Seite schön zu sehen, dass wir eine saustarke Serie hier in Bayern haben."

Am dritten und vierten Juli-Wochenende macht die German Beach Tour, die erste Liga, in München Station. Mitten in der Stadt, auf dem Gelände des Zentralen Hochschulsports im Olympiapark gegenüber der BMW-Welt. Im August folgen an selber Stelle das angesprochene Ersatzturnier und die bayerische Meisterschaft. Keine Frage: Bayern hat sich in diesem Jahr zur Drehscheibe auch für die nationale Beachvolleyball-Elite entwickelt.

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