Bayern-Unentschieden gegen Schalke:Vergessen ist die elegante Überlegenheit

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Wieder kein Sieg: Arjen Robben beim Spiel gegen Schalke (Foto: AP)
  • Gegen Schalke spielt der FC Bayern nur unentschieden.
  • Die Münchner sind lange nur zu zehnt - doch die vielen ängstlichen Pässe überraschen.
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Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn, München

Pep Guardiola patschte mit den Händen. Er kratzte sich am Hinterkopf. Er rieb sich die Nase. 85 Minuten lang hatte er sich nun dieses Fußballspiel auf dem Rasen vor ihm angeschaut. Er verstand es nicht.

Zwei Partien ist die Rückrunde des FC Bayern nun alt, erst zwei Partien. Und doch haben diese zwei Spiele gereicht, um die elegante Überlegenheit aus der unbesiegten Bundesliga-Vorrunde ein bisschen vergessen zu lassen. Denn dieses Spiel am Dienstagabend, das 1:1 (0:0) gegen den FC Schalke 04, war eines, das nicht nach Guardiola-Fußball aussah. Ballbesitz: ja. Aber da waren viele verhaltene Pässe, manche wirkten sogar ängstlich. Vor allem aber hatte auch Schalke 04 gezeigt, wie verwundbar der FC Bayern zu Beginn des Jahres 2015 sein kann. Mit frühem, aggressivem Stören. Mit langen Bällen. Nach dem Abpfiff strich sich Guardiola noch einmal über die Stirn.

Dann verschwand er ganz schnell im Bauch der Arena, wo er sagte: "Natürlich wollten wir drei Punkte, aber unsere Leistung war viel, viel besser.

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Jérôme Boateng fehlt im Nahkampf das Timing, Arjen Robben zeigt Schüsse aus einem Retro-Seminar und Robert Lewandowski bleibt ein Denkzettel-Kandidat. Der FC Bayern beim 1:1 gegen Schalke 04 in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

Elf gegen Elf waren wir sehr gut." Das Spiel gegen FC Schalke war das erste vor 75 000 Zuschauern in der erweiterten Arena in Fröttmaning, es war aber vor allem: das erste Spiel nach Wolfsburg. Das erste Spiel seit dem Rückrundenauftakt am vergangenen Freitag, diesem 1:4, das auch schon angedeutet hatte, wie anfällig das Ballbesitzspiel des FC Bayern sein kann. Zum Beispiel für Konter. Guardiola hatte am Montag daher noch einmal ein Plädoyer für seine Ideen gehalten, zugleich warnte er seine Spieler: Das System funktioniere nur, wenn alle so spielten, wie er, der Trainer, es sich ausgedacht hat.

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Der VfL Wolfsburg spielt gegen Eintracht Frankfurt nur Unentschieden - und verpasst es, dem FC Bayern in der Tabelle näher zu kommen. Mainz holt gegen Hannover immerhin einen Punkt. Freiburg hat dagegen in Mönchengladbach Pech.

Eine bestrafende Startaufstellung

Wie überzeugt Guardiola von dieser Ausrichtung ist, das zeigte die Aufstellung gegen Schalke. Es war eine bestrafende Aufstellung. Dante, Robert Lewandowski und Sebastian Rode mussten auf die Bank, für sie brachte der Trainer Medhi Benatia, Mario Götze - und Mitchell Weiser, der Außenverteidiger spielte erstmals in dieser Saison in einem Pflichtspiel von Beginn an. Wieder einmal hatte Guardiola alle überrascht. Aber es funktionierte. Zumindest 17 Minuten lang.

Schalke erwartete den Gastgeber tief in der eigenen Spielfeldhälfte, Viererkette, noch eine Viererkette, davor die schnellen Angreifer Eric-Maxim Choupo-Moting und Sidney Sam. Also hatte der FC Bayern das, was er wollte: den Ball. Ein paar Passfolgen, ein paar nette Dribblingansätze von Arjen Robben, ein schneller Angriff über Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller, nichts passierte.

Dann spielte der FC Schalke seinen ersten langen Ball . . . Schweinsteiger, Xabi Alonso, das ganze Mittelfeld des FC Bayern war überrumpelt, Eric-Maxim Choupo-Moting verlängerte, Sam lief in den Strafraum. Dort wartete Jérôme Boateng. Und säbelte Sidney Sam um. Rote Karte, Elfmeter, taktische Umstellung.

Bayern-Torwart Manuel Neuer hielt den sehr schwach geschossenen Elfmeter von Choupo-Moting, dennoch veränderte dieser eine lange Ball den Rhythmus der Partie. Guardiola stellte in der Abwehr von einer Dreier- auf eine Viererkette um, wechselte Dante ein, stellte wieder auf eine Dreierkette um. Und das Spiel lahmte.

Schalke verteidigte nach dem Platzverweis etwas weiter vorne, lauerte auf weitere lange Bälle, erfolglos. Neuer meisterte ein Sam-Schuss. Und weil Sam und Choupo-Moting den Taktgeber Alonso nun frühzeitig und gemeinsam attackierten, startete der FC Bayern bis zur Halbzeitpause keine gefährlichen Angriffe. Nur Robben rannte unermüdlich, über das ganze Spielfeld hinweg. Meistens blieb er hängen. Einmal schoss er knapp am Tor vorbei (38.).

Nach der Pause wechselte Schalke-Trainer Roberto di Matteo den Torwart, Fabian Giefer musste aufgrund von Oberschenkelproblemen raus, Timon Wellenreuther feierte daher sein Bundesliga-Debüt. Was nichts veränderte. Das Spiel lahmte weiter.

Zu zehnt zogen sich die Gastgeber gelegentlich weiter zurück, beide Mannschaften lauerten wechselseitig auf Fehler. Vergeblich. Bis in der 65. Minute der eingewechselte Lewandowski in den Strafraum lief, er schoss den Ball von der Torauslinie aus nach innen, von Uchidas Hacke prallte die Kugel ins Tor. Schiedsrichter Bastian Dankert entschied auf Eckball, er hatte diese Meinung mit seinem Gespann ziemlich exklusiv. Wütende Bayern-Spieler, ein aufgebrachter Guardiola, Dankert blieb stur. Also trat Alonso den Eckball, in der Mitte sprang Robben zum Kopfball hoch - und traf (67.). Wütender Jubel der Bayern-Spieler, Guardiola ballte die Hand zur Faust.

Lauern auf Fehler der Schalker

Nach dem Führungstreffer zog sich die Mannschaft zurück, lauerte auf Fehler der Schalker. Aber Schalke machte keinen Fehler. Stattdessen gab es einen Eckball auf der anderen Seite. Weiser und Lewandowski standen gedankenverloren im Strafraum, zu weit weg von Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes. Wieder ein Kopfball, wieder ein vergeblich fliegender Torwart, der Ausgleich (72.).

Ein Treffer, der bei Robben tiefe Spuren des Ärgers hinterließ: "Wir gehen in Führung, da ist das 1:1 ärgerlich, enttäuschend. Das kann nicht sein, dass der da köpfen kann. Du musst Dein Leben da reinlegen", nörgelte der Niederländer.

Es folgten noch ein paar Minuten mit ein paar vergeblichen Versuchen, doch noch Torgefahr zu erzeugen. In der letzten Minute schoss Robert Lewandowski, vorbei, er landete auf dem Hosenboden. Und blieb enttäuscht sitzen.

© SZ vom 04.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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