Bayern-Triumph bei der Klub-WM:Nummer fünf!

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Da ist das Ding: Philipp Lahm (Mitte) reckt den Klub-WM-Pokal in die Höhe. (Foto: REUTERS)

Sogar Marokkos König Mohammed VI. ist gekommen, doch auch er kann die Übermacht des FC Bayern nicht brechen: Nach den vier bisherigen Titeln im Jahr 2013 dürfen sich die Münchner nun auch Klub-Weltmeister nennen. Im Finale ist Raja Casablanca kein echter Gegner - eine konzentrierte Anfangsphase genügt, um das 2:0 herauszuschießen.

Von Claudio Catuogno, Marrakesch

Am Ende ist es halt wieder ein Fußballspiel gewesen, das die Bayern dominierten und gewannen, 2:0, die süße Routine des Allesgewinnens. Der Gegner: leidenschaftlich. Aber weitgehend mittellos. Danach wurde dann ein Podium aufgebaut auf dem Rasen des Stade de Marrakech, Philipp Lahm stemmte einen Pokal in den Himmel - wo hat man das in diesem Jahr nicht schon alles gesehen? In München (Meisterschaft), London (Champions League), Berlin (DFB-Pokal), Prag (Europa-Supercup) - und nun eben: in Marrakesch. Der Weltpokal gehört ihnen jetzt auch.

"Am Ende von so einem Jahr nochmal einen Titel abzustauben und dann diesen: Unglaublich", jubilierte Lahm. Doch es war mal wieder weniger das Spiel selbst, es waren eher die Umstände, die diese Partie bemerkenswert machten: dass es für den FC Bayern gegen Raja Casablanca ging, den "Local hero" bei dieser Klub-WM in Marokko. Den Überraschungs-Finalisten, der einen ansonsten eher scheuen König aus Rabat und 30.000 euphorische Anhänger aus dem ganzen Land mitbrachte in das Stadion am Stadtrand der alten Handelsstadt.

Und, klar, es ist diese Häufung an Trophäen, die jetzt dafür sorgt, dass auch dieses Spiel in die Geschichte des Münchner Rekordmeisters eingeht: Aus dem Triple-Jahr des Jupp Heynckes ist kurz vor Weihnachten, unter tätiger Mithilfe des Heynckes-Nachfolgers Pep Guardiola, ein Quintle-Jahr geworden. So nennen sie jedenfalls beim FC Bayern den Trophäenberg, den sie in diesem Jahr angesammelt haben mit dem Titelhunger unersättlicher Braunbären. Als gelte es, jetzt einen endlosen Winterschlaf lang davon zu zehren. Dabei ist in der zweiten Januar-Woche schon wieder Abflug zum Trainingslager in Katar.

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Dante macht es sich nach seinem Treffer im Abwehrzentrum gemütlich, Franck Ribéry zeigt ein paar kaum ernst gemeinte Haken und Toni Kroos schaut der Blaskapelle am Spielfeldrand zu. Die Bayern beim lockeren 2:0-Finalsieg gegen Raja Casablanca in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp, Marrakesch

Für die Raja-Profis, die sich mit Siegen gegen Auckland, Monterrey und Mineiro in dieses Heim-Finale gekämpft hatten, war es, auch nicht schlecht: das Spiel ihres Lebens. Sie begannen ihre Mission in Demut und Ehrfurcht: Ein jeder küsste vor dem Anpfiff Seiner Majestät Mohammed VI. die Schulter. Es dauerte dann leider 45 Minuten, bis sie ihre Ergriffenheit wieder gegen den rassigen Behauptungswillen der vergangenen Spiele eingetauscht hatten - da führten die Bayern aber schon 2:0.

Dass sich der König die Ehre gab, bedeutete auch den Leuten auf den Rängen eine Menge - hatte vor dem Spiel aber für gewaltiges Chaos gesorgt. Zwischen Innenstadt und dem etwa zehn Kilometer außerhalb gelegenen Stadion war über Stunden jede Kreuzung abgesperrt, um die Straßen frei zu räumen für die gewaltige royale Eskorte aus Motorrädern, Limousinen, einem Oldtimer, aus welchem der König winkte, und einem Krankenwagen, der hinterher rollte für den Fall der Fälle. Der Verkehr brach zusammen, Hunderte Raja-Fans ließen irgendwo am Straßenrand ihre Autos stehen, steckten die Tickets ein und rannten die Ausfallstraße entlang. Ohne Chance, die Arena noch pünktlich zu erreichen. Aber als die Limousine vorbeirollte, salutierten und applaudierten sie ergriffen.

Die Bayern küssten niemandem die Schulter, aber der Kapitän Philipp Lahm stellte höflich jeden seiner Mitstreiter namentlich vor. Und sollte Seine Majestät schon das Halbfinale der Münchner gegen Guangzhou Evergrande (3:0) verfolgt haben, könnte ihm theoretisch aufgefallen sein: Guardiola schickte im Vergleich zu jener Partie am Dienstag in Agadir drei Neue aufs Feld.

Xherdan Shaqiri rückte für Mario Götze in die Startelf, Thomas Müller für Mario Mandzukic und Dante für Daniel Van Buyten. Letzteres trug nicht unbedingt zur Stabilisierung bei, der Brasilianer ließ Gegenspieler in seinem Rücken entwischen und wirkte auch im Eins-gegen-Eins nicht immer sattelfest. Nutzen konnten die Marokkaner daraus aber nicht ziehen. Und Dantes Aufstellung sollte sich noch auszahlen. In der vierten Minute gab zunächst Toni Kroos den ersten Schuss aufs Tor von Raja ab (gehalten), kurz darauf versuchte es Mouhssine Iajour auf der anderen Seite (vorbei). Dann fiel auch schon das 1:0 (7.) - durch Dante.

Der Brasilianer kam nach einer Ecke von Kroos und einem Kopfball von Boateng völlig frei an den Ball und schoss unhaltbar ein. Und prompt kam im Stade de Marrakech die neue Torlinientechnologie aus deutscher Fertigung zum Einsatz. Die "4-D-Grafik" (Fifa-Eigenwerbung) auf der Stadionleinwand bewies eindeutig: Der Ball war hinter der Linie! Regulärer Treffer! Dass der Ball drin war, war allerdings auch keine Überraschung, gut sichtbar für jedermann hatte er im Tornetz gezappelt.

Dass Dante in abseitsverdächtiger Position an die Kugel gekommen war - geschenkt! Wie der Ball über die Linie rollt, will die Fifa immer noch nicht genauer wissen, jetzt, wo sie mit grünen und roten Animationsbällchen so schön beweisen kann, ob er drin war oder nicht. (Ein Videobeweis, der diesen Namen verdient, hätte vermutlich bewiesen: Gleiche Höhe).

Dann legten die Münchner rasch den zweiten Treffer nach: David Alaba drang von links in den Strafraum ein, behauptete den Ball, legte zurück auf Thiago - und der Spanier schlenzte ihn in den Winkel (22.). Ein bisschen Glück hatten sie dann allerdings auch: Als dem Torwart Manuel Neuer, weit vorne am Strafraumeck postiert, ein Befreiungsschlag misslang, schoss Chemseddine Chtibi den Ball zwanzig Zentimeter neben das leere Bayern-Tor (38.). Sehr viel mehr geschah nicht mehr in der ersten Halbzeit.

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In der zweiten Hälfte gelang den Marokkanern mehr, etwa als wieder Iajour nach einem Konter zum Kopfball hochstieg - doch Neuer fing den Ball ab (57.). Auf der anderen Seite vergab Shaquiri die beste Gelegenheit, er schoss aus kurzer Distanz an die Latte (62.). Danach waren die Einwechslungen von Martínez (für Kroos), Mandzukic (für Müller) und Götze (für Shaqiri) lange noch das Spannendste - ehe der eingewechselte Vivien Mabide nach einer kollektiven Schläfrigkeit von Alaba und Dante noch ein letztes Mal Manuel Neuer prüfte (84.). Dennoch: Der arabische Hexenkessel, der die Bayern vor dem Anpfiff empfangen hatte, fühlte sich jetzt auch nicht mehr anders an, als die Rhein-Neckar-Arena in Hoffenheim.

"Nach dem Finale beginnt für die Jungs eine neue Phase", hatte Pep Guardiola bei einem seiner Auftritte in Marokko gesagt. Was aber nicht heißt, dass es dann wieder bei null losgeht. Auch die neuesten Nachrichten aus der Bundesliga haben sich natürlich bis Nordafrika rumgesprochen, die Niederlagen für Leverkusen und Dortmund.

Man kann es deshalb auch so sehen: An diesem Samstag haben die Bayern die Klub-WM 2013 und die Deutsche Meisterschaft 2014 für sich entschieden. Und falls am 24. Mai 2014 in Lissabon zufällig auch ein weiteres Mal der Champions-League-Titel gewonnen werden sollte: Die Klub-WM 2014 findet übrigens in Marokko statt.

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