Bayern-Profi Javi Martínez:Präpariert für die großen Duelle

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Javier Martinez (Mitte) in der Bundesliga. (Foto: dpa)

Philipp Lahm spielt im defensiven Mittelfeld des FC Bayern ausgesprochen gut. Nun ist mit Javi Martínez der Triple-Gewinner auf dieser Position zurückgekehrt. Für Trainer Pep Guardiola ist der Spanier eine weitere Option in seinem Luxuskader - er macht kein Geheimnis daraus, wie glücklich er darüber ist.

Von Johannes Knuth

Am vergangenen Samstag hat Javi Martínez seine Mutter schwer enttäuscht. "Sie wollte ja immer, dass ich Stürmer werde", hatte Martínez einst offenbart, "damit ich mehr Tore schieße." Gegen die TSG Hoffenheim befolgte der 25-Jährige dann lieber die Empfehlung seines Trainers Pep Guardiola, Martínez trat im defensiven Mittelfeld auf. Zum Leid der Mama, zum Glück für den FC Bayern.

Zwei Monate hat Martínez den Bayern zuletzt gefehlt, nach diversen Wehwehchen an der Leiste und im Knie. Gegen Hoffenheim kehrte er in die Anfangself zurück, für die Champions-League-Partie gegen Viktoria Pilsen am Dienstagabend (20.45 Uhr, Liveticker auf SZ.de) meldete er sich einsatzbereit. Nun haben sich die Münchner während Martínez' Abwesenheit sehr ordentlich präsentiert, auch, weil Guardiola in Philipp Lahm den vermutlich intelligentesten Fußballspieler des Sonnensystems als Vertretung installiert hatte.

Doch Martínez, das war bereits in Hoffenheim spürbar, steht dem Kapitän, der wieder auf seine angestammte Rechtsverteidigerposition zurückgewichen ist, qualitativ kaum nach. Der 25-Jährige fing viele Bälle ab, ob hoch gespielt, flach, kurz oder lang. Vor allem den Luftraum riegelte Martínez völlig ab, in puncto Kopfballstärke ist er Lahm deutlich überlegen. Wenn die Innenverteidiger aufrückten, ließ sich Martínez fallen, als Absicherung; wenn doch einmal eine Naht aufriss in der Münchner Defensive, warf er sich in den freien Raum, versperrte mit einer Grätsche den Passweg.

FC Bayern nach Sieg gegen Hoffenheim
:"Ich muss mein Konzept korrigieren"

Der FC Bayern stellt beim 2:1-Erfolg gegen die tapferen Hoffenheimer zwar einen Ligarekord ein, fahndet aber nach der Dominanz aus vergangenen Spielen. Die TSG zeigt einige Schwachpunkte im Ensemble von Pep Guardiola auf - und der Trainer räumt ein, seine Taktik in der starken Bundesliga ändern zu müssen.

Von Johannes Knuth, Sinsheim

Bei alter Stärke sieht sich Martínez nach seiner langen Pause noch nicht. "Es ist normal, dass ich noch nicht bei 100 Prozent bin", bilanzierte er: "Ich glaube, ich habe auf ganz gutem Niveau gespielt." Das war eine ganz gute Untertreibung. Und ein Versprechen für die kommenden Tage und Wochen: Mit dem Mittelfeldexperten Javi Martínez haben die Münchner eine Option mehr für die großen Duelle in dieser Saison.

Martínez dichtet ja nicht allein die Räume im Mittelfeld ab. Er sichert die Bälle, holt sie bei seinen Verteidigern ab, verteilt sie an die Vorderleute. Er garantiert die Balance zwischen Abwehr, Mittelfeld und Sturm. Er presst aggressiv, er erteilt zudem zuverlässig Anweisungen, welcher Mitspieler zu welchem Zeitpunkt ausrücken soll. Martínez, so schien es in Hoffenheim, kann seine Präsenz einfach anknipsen wie andere Leute das Licht im Wohnzimmer. "Javi ist eine Persönlichkeit", sagt Trainer Guardiola, "er ist unglaublich."

Der Katalane schätzt, wie flexibel der 25-Jährige verwendbar ist, ob im defensiven Mittelfeld, im Sturm, wo er im Supercup gegen Chelsea einen Gastauftritt hatte, in der Innenverteidigung. Martínez hat bei seinem alten Klub Athletic Bilbao einen ganz hervorragenden Innenverteidiger gegeben, Guardiola erwähnt das in diesen Tagen verdächtig oft. Der Trainer schätzt diese Anpassungsfähigkeit, er würfelt seine Mannschaft ja gerne durcheinander, vor und vor allem während einer Partie. Das fordert und verwirrt den Gegner (und manchmal auch die eigenen Spieler).

"Wenn der Trainer sagt, ich soll im Mittelfeld spielen, dann spiele ich im Mittelfeld. Wenn er sagt, ich muss in die Innenverteidigung, dann spiele ich Innenverteidiger", sagt Martínez vorschriftsgemäß. Im Mittefeld sind die Bayern bei voller Betriebsstärke ohnehin überbevölkert, was Martínez aber als Vorteil deutet: "Du bist als Spieler immer bereit", sagt er, "du kannst dich nie ausruhen." Zur Not hilft er halt im Sturm aus. Dann wäre auch seine Mutter glücklich.

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