Bayern-Profi Arjen Robben:Nussknacker stolziert

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Traf auch gegen Freiburg: Arjen Robben (Foto: dpa)

Stark wie nie: Arjen Robben wird in den Niederlanden zum "Sportler des Jahres" gekürt. Der 30-Jährige spielt jetzt deutlich mannschaftsdienlicher als früher - und ist die personifizierte Erklärung für die Dominanz des FC Bayern.

Von Gunnar Jans, München

Arjen Robben ging nicht, er stolzierte als Letzter aus der Kabine, seine Kollegen waren längst auf dem Heimweg, doch der Niederländer kam nicht alleine. Er hielt Jaap Eden im Arm, liebevoll streichelte er den Kopf der kleinen Bronzefigur, Abbild des einzigen Sportlers, der jemals zugleich Weltmeister im Eisschnelllauf und Bahnradfahren war, 1894 und 1895. "Ich bin ganz stolz", sagte Robben, gerade in den Niederlanden zum "Sportler des Jahres" gekürt, "eine schöne Anerkennung ist das und eine superschöne Trophäe".

Auch wenn sich Robben nicht explizit auseinandergesetzt hat mit den Erfolgen der Eisschnellläufer in diesem Jahr, so wusste er doch zu berichten, dass da "auch einige Olympiasieger zur Wahl standen", nämlich Sven Kramer, Michel Mulder und Jorrit Bergsma, die er ebenso auf die Plätze verwies wie den turnenden Seriensieger Epke Zonderland; vor allem aber wusste Robben, wann überhaupt mal ein Fußballer diesen Titel in seiner Heimat gewinnen konnte: "Ruud Gullit war der Letzte, vor 27 Jahren. Und jetzt habe ich das Ding in der Hand. Das macht mich glücklich."

In der Form seines Lebens

Was denn Nussknacker auf holländisch hieße, wollte jemand wissen von ihm. "Notekraker", sagte Robben vergnügt, doch etwas verwirrt, weil die Figur in seinen Armen so gar nichts hatte von einem Kücheninstrument. Gemeint war auch vielmehr das Eröffnungstor, das er zum abendlichen Feuerwerk beigesteuert hatte. FC Bayern gegen SC Freiburg in Zahlen: 31:2 Torschüsse, 10:1 Ecken, 21:2 Flanken, 81:19 Prozent Ballbesitz. Fast schmeichelhaft klingt da das Resultat, 2:0 Tore, "das ist für Freiburg ein sehr schönes Ergebnis", befand Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gönnerhaft, während Robben bemerkte: "Nur eine Mannschaft wollte Fußball spielen. Das hatte mit Fußball nichts zu tun."

FC Bayern in der Einzelkritik
:Unbayerischer Bernat

Der Linksverteidiger scheitert an Latte, Pfosten und Torwart Bürki, Manuel Neuer jongliert den Ball auf seinem Oberschenkel und Arjen Robben ist der Schnellste auf dem Planeten Freiburg. Der FC Bayern beim 2:0-Sieg in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Dass der scheinbar unaufhaltsame Siegeszug des FC Bayern sich auch von destruktiven Gegnern nicht stoppen lässt, ist auch Robbens Verdienst, an diesem Abend gelang ihm ein ansehnlicher Hechtkopfball zum 1:0, zugleich sein 100. Pflichtspieltor (im 184. Einsatz) für Bayern. Neun Liga-Treffer und zwölf Scorer-Punkte stehen zu Buche in dieser Spielzeit, Robben ist damit der effektivste Spieler der Bundesliga, Vorstandsboss Rummenigge hat ihm zuletzt den (wenngleich trophäenlosen) Titel "bester Feldspieler der Welt" verliehen. Der flexible Flügelstürmer ist in der Form seines Lebens, und so hat die Dominanz des FC Bayern auch mit diesem besonderen Spieler zu tun, der wie kein Zweiter profitiert von den spieleröffnenden Pässen des neuen Strategen Xabi Alonso.

Robben hat einen erstaunlichen Wandel durchgemacht. Er galt einst als Glaskinn, häufig verletzt und gern mal beleidigt, in schwierigen Ego-Tagen nannten sie ihn "Alleinikow", 2012 im Drama dahoam gegen Chelsea verschoss er einen Elfmeter, in der Folge pfiffen ihn die eigenen Fans aus. Dann kam 2013, Robben Rehabilitierung, er entschied das Champions-League-Finale gegen Dortmund mit seinem Tor und ebenso 2014, gegen den selben Gegner, das DFB-Pokalfinale. Länger verletzt war er seit August nicht mehr, als ihn eine Sehnenentzündung 23 Tage stoppte, und mit diesem ominösen "Alleinikow" hat der Robben von 2014 nun wirklich gar nichts gemein.

Unbesiegbarer FC Bayern
:Schüsse aufs Bayern-Tor: null

Kein einziges Mal schießt der SC Freiburg den Ball Richtung Manuel Neuer. In 16 Bundesliga-Spielen hat der Bayern-Torhüter drei Gegentore kassiert. Pep Guardiolas Mannschaft lässt die Gegner einfach nicht mehr mitspielen.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Ein Beleg vom Dienstagabend: Auf den Saisonrekord von nur drei Gegentoren in 16 Spielen angesprochen, sagte er: "Wir arbeiten alle als Mannschaft nach hinten, alle elf Spieler denken defensiv." Auch, gerade er. Robben ist zum Prototypen dessen geworden, was man mannschaftlich nennt, und gleichzeitig auch als Solist wertvoll wie nie. Er ist der beste Robben, den der FCB je hatte - also seit Sommer 2009.

"Meisterschaft, Pokal, es war ein super Jahr", sagt Robben im Rückblick auf 2014, abgesehen vom Halbfinal-Aus in der Champions League gegen Real Madrid. Wobei das deutliche 0:4 im Rückspiel, der Offenbarungseid vor eigenem Anhang, sogar einen Beitrag geleistet habe zur Stabilisierung: "Wie die Mannschaft dann zurückgekommen ist, wie sie jetzt die Hinrunde gespielt hat", bislang ohne Niederlage und von Rekord zu Rekord eilend, "das ist beeindruckend". Wohin dies führen könne, ob dieser FC Bayern die erste Mannschaft sein kann, die ohne Niederlage Meister wird? Robben antworte in bester Kahn-Diktion, wenngleich bar jeder Verbissenheit: "Weiter, immer weiter!"

Es war die Frage des Abends, die jeder Akteur zu beantworten hatte: Ob dieser unaufhaltsame FC Bayern überhaupt noch verlieren könne. Es folgten die üblichen Floskeln, nur Matthias Sammer antworte kurz und prägnant: "Ja", auch dazu sei man in der Lage. Und ehe die üblichen Klischees bemüht werden konnten von der Spaßbremse, vom ewigen Nörgler und Mahner, sagte der Sportvorstand, es störe ihn, dass er "immer reduziert wird auf den Mahner, der in die Kabine geht und warnt und dann läuft es". Die Gründe für den Erfolg seien komplexer, und so bot er einem TV-Mann den Zutritt zum Allerheiligsten an: "Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen: Sie können ja auch mal in die Kabine gehen und mahnen. Was, glauben Sie, bringt das?"

Dann kam Robben aus der Kabine, hielt Jaap Eden im Arm und lachte: "Ich glaube, heute schlafe ich nicht."

© SZ vom 18.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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