Bayern-Pokalsieg gegen HSV:Mit Glück und Geschenk

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Geschenk dankend erhalten: Bayerns Robert Lewandowski (li.) nutzt den Patzer von HSV-Verteidiger Westermann zur frühen Führung. (Foto: AFP)

Ein Patzer von Heiko Westermann, ein aberkannter Abseitstreffer, dann die gewohnte Münchner Dominanz: Mit einem soliden 3:1 gegen den Hamburger SV zieht der FC Bayern ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein. Der nächste Gegner ist ein Zweitligist.

Das Tor war jetzt doch kein Tor, aber Pep Guardiola ließ brav seine Hände bei sich. Er lernt ja immer noch von Woche zu Woche dazu, der spanische Trainer des FC Bayern, und in der vergangenen Woche hat er zum Beispiel gelernt: Wenn man im deutschen Fußball den vierten Offiziellen anfasst, und sei es nur ganz zärtlich an der Schulter, gibt das schnell mal einen Aufschrei im Land, jedenfalls wenn dieser vierte Offizielle eine Frau ist.

Aber am Mittwochabend stand in Hamburg ja nicht Bibiana Steinhaus an der Seitenlinie, sondern einer dieser austauschbaren Herren vom DFB, deren Namen sich ein Pep Guardiola nicht merken muss. Er sagte was von Abseits, von einer schwer erkennbaren Ballberührung durch David Alaba, die Guardiola entgangen war. Kein Tor also; Thomas Müllers Treffer in der 20. Minute wurde wieder aberkannt.

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Franck Ribéry lässt sich von Pfiffen nicht aufhalten, Thomas Müller glänzt auch im Joggingtempo und Philipp Lahm überrascht mit ungenauen Pässen. Der FC Bayern beim 3:1 im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV in der Einzelkritik.

Von Carsten Eberts, Hamburg

Guardiola blies die Backen auf, er zog die Schultern hoch. Aber er hielt brav Sicherheitsabstand. Kein Tor? Nun ja, was soll's. Es stand ja schon 1:0 zu diesem Zeitpunkt im Pokalspiel der Bayern beim Hamburger SV, durch einen Treffer von Robert Lewandowski in der 7. Minute. Es war durchaus ein fordernder, körperlich anspruchsvoller Pokalabend für seine Mannschaft gegen den gar nicht mal durchgehend schlechten Klub aus dem Norden.

Aber im Vergleich zu jenem intensiven 0:0 vergangenen Sonntag in der Liga gegen Mönchengladbach, das bis zuletzt so spannend war, dass Herr Guardiola Frau Steinhaus ein bisschen zu nahe kam vor lauter Endorphinen, war es eben doch ein Spiel, das die Bayern von Beginn an im Griff hatten. Zur Halbzeit hieß es dann doch 2:0, David Alaba hatte einen Distanzschuss im Winkel versenkt. Am Ende gewannen die Münchner 3:1 - und Zinnbauer blieb nur die Erkenntnis: "Das ist halt schon ne Granatenmannschaft." Der Titelverteidiger steht damit erneut im Achtelfinale des DFB-Pokals - und trifft nun im März auf Eintracht Braunschweig. "Es ist schön, dass wir jetzt über Monate wissen, dass wir noch vertreten sind", sagte Philipp Lahm.

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Zwei Änderungen hatte Guardiola im Vergleich zum Mönchengladbach-Spiel vorgenommen: Ribéry begann anstelle von Götze, Boateng rückte für Benatia zurück in die Elf, die diesmal wieder mit einer Viererkette agierte. Bei den Hamburgern durfte der bisherige Interimstrainer Joe Zinnbauer erstmals in seiner neuen Funktion als Chefcoach eine Startelf benennen - unter der Woche hatte er einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet. Zinnbauers Schlüsselpersonalie sollte am Mittwochabend wohl Rafael van der Vaart sein. Den ließ er - anders als beim 0:3 am Samstag gegen Hertha BSC, bei dem der Niederländer sichtbar nicht hinterher gekommen war - zunächst auf der Bank. Lewis Holtby sollte stattdessen die Rolle des Hamburger Regisseurs ausfüllen.

Doch alle Planungen sind rasch Makulatur, wenn man so ein Spiel mit einem Geschenk an den Gegner eröffnet.

Heiko Westermann war auch unter Zinnbauers Vorgänger Mirko Slomka schon mal eine Weile der Buhmann gewesen beim HSV, Zinnbauer will den ehemaligen Nationalspieler wieder als Führungsfigur aufbauen. Doch nun geriet ein Rückpass von Westermann zu Torwart Jaroslav Drobny so schlaff, dass der motiviert mitgelaufene Müller sich den Ball schnappen konnte - und ihn weiterleiten zu Lewandowski. In dessen Flachschuss rutsche noch Johan Djourou. Doch der Ball prallte wieder vor die Füße von Lewandowski, beim zweiten Mal traf der Pole zur Führung. Geschenk plus Glück - macht 1:0 für die Bayern.

"So was ist mir auch noch nie passiert", sagte Westermann.

Beim HSV musste dann früh Petr Jiracek vom Platz nach einem unglücklichen Zweikampf mit Boateng, für ihn kam Matti Steinmann. Es folgte Müllers zu recht aberkanntes 2:0 (21.) - und schließlich, kurz vor Ende der ersten Halbzeit, ein Einwurf, der den Bayern zu unrecht zugesprochen wurde. Während mehrere Hamburger noch protestierten, schoss Alaba den Ball ins HSV-Tor (44.). Alaba, der diesmal wieder im offensiven Mittelfeld spielte statt als Linksverteidiger, sollte auch weiter einer der Besten bleiben bei den Bayern.

Einer der besten Torschützen bei den Münchnern ist wiederum traditionell Franck Ribéry, auch in Spielen, in denen er ansonsten nicht so sehr in Erscheinung tritt. Diesmal war es die 55. Minute: Ein Schuss des Franzosen wurde von Djourou noch unglücklich abgefälscht; Drobny blieb keine Abwehrchance, 3:0. In den wenigen weiteren Höhepunkten der Partie war es aber durchaus der tschechische Torhüter, der dem HSV eine höhere Niederlage ersparte. Einen Schuss von Lahm aus kurzer Distanz parierte er mit den Weichteilen, und alleine in der zweiten Halbzeit muss er Thomas Müller mehrmals vorgekommen sein wie ein Hexer mit seinen atemberaubenden Paraden.

Inzwischen hatte Zinnbauer doch noch Rafael van der Vaart eingewechselt, der nun Pierre-Michel Lasogga einen Ball exakt auf das kurz geschorene Haupt legte: Kopfball, Anschlusstreffer, 3:1. Doch am Ende klatschte doch Pep Guardiola zufrieden in die Hände, der Sportchef Michael Sammer tätschelte ihm die Glatze, und wenn sich die Herren Sammer und Guardiola am Spielfeldrand gegenseitig die Glatze tätscheln, dann ist das wirklich überhaupt kein Problem.

© SZ vom 30.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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