Bayern - KSC:Dann kommt Barcelona

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Nach gutem Beginn baut der FC Bayern stark ab und rettet gegen Karlsruhe gerade noch ein 1:0 von José Ernesto Sosa über die Zeit.

Thomas Hummel

Zum ersten Mal in dieser Saison hat der FC Bayern kein Gegentor in der eigenen Arena bekommen. Durch das 1:0 gegen den Tabellenletzten Karlsruher SC und die Niederlage von Spitzenreiter Hertha BSC rücken die Münchner bis auf einen Punkt an Platz eins heran. Allerdings reagierten die Zuschauer am Ende mit Pfiffen. "Heute war es nicht gut", sagte Kapitän Mark van Bommel. Torwart Michael Rensing: "Die zweite Halbzeit war katastrophal."

Erstes Tor in der Bundesliga: José Ernesto Sosa, l., auf Vorlage von Franck Ribéry. (Foto: Foto: AP)

Nach einer guten ersten Halbzeit mit dem Tor des Argentiniers José Ernesto Sosa nach einer guten halben Stunde folgte ein steiler Formabfall der Münchner nach der Halbzeit. In der Nachspielzeit hätten sie beinahe noch zwei Punkte verloren, als Zé Roberto auf der Linie klärte. Manager Uli Hoeneß sagte: "Wenn man Meister werden will, muss man diese Spiele gewinnen. Hertha BSC hat die letzten zehn Spiele alle so gewonnen."

Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann hatte vor dem Anpfiff der Öffentlichkeit verdeutlicht, dass er den Druck auf seine Spieler erhöht hatte. Gedanken an das einen Tag zuvor ausgeloste Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Barcelona "müssen wir aus dem Kopf eliminieren", die Konstellation in der Bundesliga sei einfach: "Wir sind vier Punkte hinter Hertha und müssen gewinnen. Wir müssen Deutscher Meister werden, das ist in München so. Wir stehen deshalb mit dem Rücken zur Wand."

Das ließ keine Fragen offen und sollte die Konzentration auf das Heimspiel gegen den Tabellenletzten Karlsruher SC lenken. In den ersten Minuten gelang dieses Vorhaben eindrucksvoll, schon nach einer guten Viertelstunde verwiesen die Statistiker auf ein Torschuss-Verhältnis von 7:0 für den FC Bayern.

Sogar Lell schießt aufs Tor

Dass es bis dahin immer noch 0:0 stand, hatten die Karlsruher ihrem Torwart Markus Miller und viel Glück zuzuschreiben: Miller rettet gegen Bastian Schweinsteiger, Mark van Bommel knallt drüber, Schweinsteiger lupft den Ball an die Latte, Lucio köpft genau auf Miller, Christian Lell zielt knapp vorbei. Ja, sogar Rechtsverteidiger Christian Lell versuchte sich im Torschuss.

Die Gäste versuchten, mit drei Spielern im Zentrum (da Silva, Engelhardt, Mutzel) die Bayern-Angriffe abzufangen. Rechts stemmten sich die ehemaligen Bayern-Spieler Andreas Görlitz und Stefano Celozzi gegen den nach einer Verletzung zurückgekehrten Franck Ribéry. Die Pläne von KSC-Trainer Edmund Becker waren sichtbar. Allein: Sie zeigten zunächst kaum Wirkung.

Im Mittelfeld standen die Karlsruher trotz der vielen Beine zu weit von den Gegenspielern weg, und Bayern-Freigeist Ribéry entwischte immer wieder. In der 34. Minute zog der Franzose an drei, vier Gegnern vorbei, lief parallel zum Strafraum und zeigte, dass er trotz seines hohen Tempos die Bewegungen der Mitspieler immer im Blick hat.

Riberys Watschn

Sein Pass in den Strafraum erreichte José Ernesto Sosa, der zum 1:0 für den FC Bayern einschoss. Sosa? Der Argentinier hatte vor einer Woche in Bochum zum ersten Mal überzeugt, und weil die Stürmer Miroslav Klose (Operation am Sprunggelenk) und Luca Toni (Achillessehnenreizung) fehlten, durfte der 23-Jährige trotz Ribérys Rückkehr hängende Spitze hinter Lukas Podolski spielen. "Da fühle ich mich am wohlsten", hatte Sosa gesagt. Nun erzielte er sein erstes Tor im 24. Bundesliga-Spiel.

Bevor die zweite Halbzeit begann, schrieben Manager Uli Hoeneß und Trainer Klinsmann noch über ihrer Ersatzbank einige Autogramme. Sie machten einen lockeren Eindruck - völlig im Gegensatz zu Ribéry. Der führte einen ersten Zweikampf mit Görlitz, der Schiedsrichter pfiff Foul gegen den Karlsruher, was Ribéry allerdings nicht genug Strafe war: Er versetzte seinem Gegenspieler eine glasklare Ohrfeige, in München Watschn genannt. Schiedsrichter Winkmann zeigte Ribéry dennoch nur die gelbe Karte. Für Hoeneß war alles halb so schlimm: "Sind wir im Kindergarten? Eine völlig harmlose Geschichte."

Das heimische Publikum unter den 69.000 im Stadion beschwerte sich gewohnheitsgemäß sogar darüber und sang bald schon ausdauernd: "Deutscher Meister wird nur der FCB." Nachrichten aus Stuttgart trudelten ein, wonach Tabellenführer Hertha BSC schwächelte. Da störte es auch nicht, dass das Spiel der Gastgeber sich nun so darstellte, als hätte sich plötzlich doch der FC Barcelona in die Köpfe hineingeschlichen.

Langkamp und Stindl verpassen 1:1

Und obwohl da gar nicht Henry, Eto'o, Messi oder Xavi spielten, musste plötzlich Bayern-Torwart Michael Rensing eingreifen. Zuerst rettete er in Handball-Torwart-Manier gegen eine direkte Ecke von Antonio da Silva (57.). Einen Freistoß von da Silva lenkte der fliegende Rensing gut um den Pfosten (66.).

Weil der FC Bayern kaum mehr Aufwand betrieb, sank das Spiel auf zunehmend schwaches Niveau. Auf diesem Niveau bewegten sich die Teams nun auf Augenhöhe, ohne dass die Gäste allerdings weiter gefährlich waren. Auf der anderen Seite grätschte Miller einmal knapp vor Podolski den Ball weg, Daniel van Buyten drosch einen Freistoß aus 35 Metern knapp daneben. Der Belgier war inzwischen eingewechselt worden - für Podolski (83.). Der Bald-Kölner verließ nach katastrophal wenigen 21 Ballkontakten den Platz, er war so schwach, dass Klinsmann lieber mit einem gelernten Verteidiger, nämlich van Buyten, als einzigen Stürmer agierte.

Doch weil auch van Buyten kein Tor mehr erzielte, hieß es noch am Ende nur 1:0. Und so kam es noch zum Herzschlag-Finale: Eckball da Silva, Rensing fliegt unter dem Ball durch, Sebastian Langkamp köpfte, Zé Roberto rettete auf der Linie und Lars Stindl köpfte den Abpraller auf den Querbalken.

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