Vertrag in München:Gnabry soll Bayerns Zukunft sein

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Serge Gnabry bejubelt das 1:3 gegen Mönchengladbach im Borussia-Park. In München spielt er eine gute Saison. (Foto: Ina Fassbender/dpa)
  • Der FC Bayern verlängert mit Nationalspieler Serge Gnabry bis 2023.
  • Die Münchner zeigen damit ihre Wertschätzung für den 23-Jährigen, der sich in diesem Jahr stark verbessert hat.

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Zu jenen Zeiten, als beim FC Bayern Menschen mit Spitznamen wie "Tiger" (Effenberg) oder "Titan" (Kahn) aktiv Fußball spielten, fand sich in München auch ein junger Kerl namens "Brazzo" ein. Es waren Zeiten, in denen die Bayern auch mal die Champions League gewannen (2001), und es waren Zeiten, in denen offenbar kreative Spitznamen en vogue waren. Hasan Salihamidzic galt in dieser Phase als einer für die temperamentvollen Auftritte, insofern kann man davon ausgehen, dass er weiß, wovon er spricht. Salihamidzic ließ nämlich an diesem Dienstag via Vereinsmitteilung über Serge Gnabry verlauten: "Serge ist einer unserer jungen Wilden."

Ein solcher war "Brazzo", der heutige Sportdirektor, damals ja auch und wenn ein ehemaliger Draufgänger einen aktuellen adelt, dann hat das durchaus Aussagekraft. Deuten lässt sich die Personalie Gnabry schließlich so: Dass der Rekordmeister den Vertrag mit dem 23-jährigen Nationalspieler bis 2023 verlängert, ist ein Zeichen für die Zukunft. Die Bayern schätzen ihren Gnabry, auch wenn er noch keinen furchteinflößenden Spitznamen im Lebenslauf stehen hat. Sie schätzen sein Geschnickse und Getrickse, seinen "Speed", wie das im Trainerdeutsch heißt - und sie glauben, dass dieser Gnabry mindestens fast so gut wird, wie es einst zwei Typen mit den Spitznamen "Rib&Rob" waren.

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Er halte Gnabry für "einen wichtigen Bestandteil des FC Bayern der Zukunft", ließ sich Salihamidzic folglich zitieren, "wir sind überzeugt, dass wir noch sehr viel Freude an ihm haben werden." Der Spieler, den die Bayern bereits 2017 von Arsenal geholt hatten, um ihn dann per Leihe in Hoffenheim zu "parken", ist einer der Gewinner dieser wellenhaft verlaufenden Spielzeit. "Er hat in seiner ersten Saison bei uns nochmal einen großen Schritt nach vorne gemacht", so der Sportdirektor über den erwachsenen Azubi.

Tatsächlich ist die Lernkurve bei Gnabry nicht zu übersehen, er hat sich gemacht vom reinen Sprinter und Fummler, dem manchmal der Ruf eines "Aleinikow" vorausdribbelte, zum Mann für entscheidende Momente. Nach einem etwas schleppenden Saisonstart ist er einfach hineingerannt in die Startformation von Trainer Niko Kovac - und dort (anders als Thomas Müller oder James Rodriguez) auch meistens geblieben. Zuletzt gab er in Liverpool einen disziplinierten Roadrunner, der sich auch fürs Verteidigen nicht zu schade war. Seine Defensivbemühungen waren sogar Jürgen Klopp aufgefallen, der sich offen wunderte, was Gnabry für ein Kettenhund sein könne.

Der in der Stuttgarter Jugend ausgebildete Flügelmann kommt diese Saison auf 29 Pflichtspiele, was für einen Debütanten beim FC Bayern mindestens so ordentlich ist wie seine acht Tore. Noch ordentlicher ist das, was Gnabry selbst - in aller Demut - zu seinem verlängerten Arbeitspapier sagt: "Ich fühle mich sehr, sehr wohl hier. Es macht mit der Mannschaft sehr viel Spaß. Ich hoffe natürlich auf viele Titel und tolle Momente." Er sagte aber auch: "Ich weiß, dass ich noch Potenzial habe und mich weiterentwickeln muss."

So scheint es, als hätten sich zwei gefunden: Gnabry, der seine Chance als schnellster Bayern-Profi und Abgesandter für Überraschungsmomente wahrnimmt, um entweder einer wie Rib oder wie Rob zu werden. Und die Bayern, die genau solche Profis wie ihn gerade brauchen: Nicht mehr ganz unerfahren (schließlich spielte Gnabry bereits als Jugendlicher in der Premier League), wettkampferprobt und trotzdem noch ausreichend entwicklungsfähig. Unter ähnlichen Vorzeichen begann übrigens auch die nachweislich erfolgreiche Bayern-Karriere des damals 21-jährigen Hasan "Brazzo" Salihamidzic, als er 1998 aus Hamburg nach München kam.

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