Bayer 04 Leverkusen:Gefährliche Lage nach nur zwei Spielen

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Null Punkte und den FC Bayern vor der Nase: Leverkusens Trainer Heiko Herrlich. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Bayer Leverkusen verliert zu Hause gegen den VfL Wolfsburg und legt einen klassischen Fehlstart in die Bundesliga-Saison hin.
  • Nächster Gegner ist der FC Bayern, es droht das Tabellenende nach drei Spieltagen.
  • Manche Medien nennen schon den derzeit vereinslosen Trainer Ralph Hasenhüttl als möglichen Nachfolger für Heiko Herrlich.

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Muss man sich allgemeine Sorgen um die deutsche Nationalmannschaft machen? Jonathan Tah, Kai Havertz und Julian Brandt - drei mögliche künftige Stützen in Deutschlands Abwehr, Mittelfeld und Angriff - haben sich im Trikot ihres Vereins Bayer 04 Leverkusen einigermaßen blamiert gegen den VfL Wolfsburg, einen zuletzt milde belächelten Klub, der nur deshalb noch in der Bundesliga spielt, weil er in den vergangenen beiden Jahren die Relegation gewonnen hat. Tah, Havertz und Brandt sowie acht weitere mittelmäßig aufgelegte Leverkusener verloren 1:3 gegen Wolfsburg und sollen es am Donnerstag in München mit Weltmeister Frankreich aufnehmen.

Der Flügelstürmer Brandt hat vom zurückgetretenen Spielmacher Mesut Özil sogar die Rückennummer zehn geerbt, eine schwerwiegende Zahl auf dem Fußballerhemd. Legendäre Zehner der Weltgeschichte waren Pelé, Diego Maradona und Zinédine Zidane. Aber auch gegen Wolfsburg - wie schon eine Woche zuvor bei Leverkusens 0:2-Niederlage in Mönchengladbach - erlangte man das Gefühl, dass die Deutschland-Zehn für Brandt Tonnen wiegt. Dabei trug er nur die Bayer-Zehn.

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Jetzt also steht Leverkusen, eine Mannschaft, die gern in die Champions League einziehen würde, ziemlich weit unten im Tabellenkeller, und Trainer Heiko Herrlich sagt, man sei bereits in einer gefährlichen Situation. Ihr nächstes Spiel bestreiten die Leverkusener unpassenderweise in München beim FC Bayern. Da dürfte sich niemand wundern, wenn die Werkself anschließend mit null Punkten ganz am Tabellenende rangieren wird.

Tah und Brandt sind 22 Jahre alt, Havertz ist erst 19 - das muss bei der altbekannten Leverkusener Launenhaftigkeit berücksichtigt werden. Gefährlich würde ein völlig missratener Saisonstart jedoch für Trainer Herrlich. Unter ihm hatte die Bayer-Elf eine recht gute vergangene Saison gespielt und lag bis kurz vor dem Saisonende auf Champions-League-Kurs, bevor sie drei Spiele nacheinander torlos blieb und die Qualifikation für die Königsklasse noch aus der Hand gab. Daher treten die Leverkusener nun in einer Europa-League-Vorrunde gegen Ludogorets Rasgrad (Bulgarien), Larnaka (Zypern) und den FC Zürich an - in ihrer gegenwärtigen Verfassung sind sie allerdings auch in dieser Gruppe nicht mal der Favorit.

"Ich erwarte, dass wir uns den Hintern aufreißen", sagt der patzende Torwart Öczan

Im Tor stand am Samstag Ramazan Özcan, weil der neu verpflichtete Lukas Hradecky nach einer Kiefer-OP nur auf der Bank saß. Öczan verschuldete zwar per Eigentor den Wolfsburger Ausgleich, nahm dies aber nicht zum Anlass, seine mauen Mitspieler zu schonen: "Jeder darf Fehler machen, auch ich sehe beim 1:1 nicht gut aus", sagte der Österreicher, "aber ich erwarte, dass wir uns den Hintern aufreißen." Herrlich wollte die Charakterfrage explizit nicht beantworten, er sagte nur: "Dieselbe Mannschaft ist am Ende einer schwierigen letzten Saison Fünfter geworden."

Wer in einer Branche, in der betont wird, man schaue nicht gern "in den Rückspiegel", mit Errungenschaften der Vergangenheit argumentiert, scheint gegenwärtig schwache Argumente zu haben. Erste Medien nennen bereits den vereinslosen Ralph Hasenhüttl (zuletzt RB Leipzig) als möglichen Nachfolger für Herrlich.

© SZ vom 03.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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