Basketballer des FC Bayern:Das Ende aller Ausreden

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Duell der vergangenen Saison: Steffen Hamann (rechts) gegen Bamberg. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Basketballer des FC Bayern sind nach ihrem großen Kaderumbau Favorit auf die deutsche Meisterschaft. Die Mannschaft wurde kräftig verstärkt, sie ähnelt einem Rundum-Sorglos-XXL-Premiumpaket - auch verbal geben die Münchner ihre Zurückhaltung auf.

Von Johannes Knuth

Steffen Hamann hat sie noch nicht alle getroffen, seine neuen Spielgefährten bei den Basketballern des FC Bayern, das ist ja gar nicht so einfach. Die Bayern haben ihren Kader in der Sommerpause umfassend umgebaut, drei durften bleiben, darunter Hamann, acht kamen, vier sind schon wieder mit ihren Nationalteams unterwegs, am 4. September beginnt die Europameisterschaft in Slowenien. Aber so viel könne er schon sagen, meinte Hamann am Freitag nach dem ersten Training, wegen der Sache mit der Meisterschaft: "Jeder von uns weiß, dass wir keine Ausreden mehr haben."

Sie haben zuletzt gerne tiefgestapelt bei den Bayern-Basketballern, insbesondere Marko Pesic, der Sportdirektor, qua Amt sozusagen. Damit ist nun Schluss. Die acht Neuen sind stark, manche Positionen sind dreifach besetzt, die des Spielmachers zum Beispiel. Center John Bryant war in Ulm zuletzt zwei Mal wertvollster Spieler der Bundesliga. Point Guard Malcolm Delaney kommt mit besten Referenzen vom aktuellen ukrainischen Meister Budiwelnyk Kiew, auch er war wertvollster Spieler der Liga.

Und in Berlin bedienten sich die Bayern gleich vierfach: Heiko Schaffartzik, Deon Thompson, Nihad Djedovic und Yassin Idbihi wechselten. Ein Rundum-Sorglos-XXL-Premiumpaket sozusagen. Sportdirektor Pesic waltete am Freitag seines Amtes und versuchte die Ambitionen ein wenig zu vernebeln: "Wir wollen auf jeden Fall ins Endspiel kommen. Und ein Sportler will immer ein Endspiel gewinnen."

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Doch diese Ansage im Mezzoforte übertönte Cheftrainer Pesic mit einem Fortissimo: "Wir wollen alles gewinnen, was es in Deutschland zu gewinnen gibt. Das ist kein Geheimnis." Dass die Bayern der Favorit auf die deutsche Meisterschaft sind mit ihrem Premiumaufgebot, das ist seit Wochen klar. Neu sind die Worte, in die die Verantwortlichen ihre Ziele kleiden.

Es scheint, als hätten die Bayern-Basketballer die Rolle der Bayern-Fußballer angenommen, sportlich und rhetorisch. Die entsprechenden Klagen der anderen begleiten sie ja schon eine Weile; jüngst zürnte Sasa Obradovic, Trainer von Alba Berlin : Die machen es wie im Fußball, kaufen fertige Spieler." Trainer Svetislav Pesic lächelte müde, als er am Freitag darauf angesprochen wurde. "Alle Spieler wollten unbedingt zu uns", sagte er, die meisten habe er jahrelang beobachtet. "Wir brauchen Spieler, die die Bundesliga kennen", sagte er. Man hat demnächst ja ein paar Titel zu gewinnen.

Der personelle Umbruch passt zwar nicht so recht zu dem in den vergangenen beiden Jahren postulierten Credo der Kontinuität. Doch Pesic sagt, der Umbau sei notwendig gewesen, nachdem er die Mannschaft in der Sommerpause intensiv analysiert habe. Man könnte auch sagen: Er war unzufrieden mit dem, was seine Vorgänger Dirk Bauermann und Yannis Christopoulos hinterlassen hatten. Pesic hatte den FCB im November 2012 übernommen. Die neue Mannschaft ist seine Mannschaft. Deshalb wohl die forschen Töne.

Die Spielern ziehen mit, sie spüren, dass etwas Großes heranwachsen kann in München. "Ich spiele seit drei Jahren in Europa", sagt Malcolm Delaney, "die erste Woche hier war die beste, die ich je bei einem europäischen Verein hatte. Du wirst pünktlich bezahlt, die Leute kümmern sich um dich, auch abseits der Halle." Sein Ziel? "Für mich zählt nur die Meisterschaft." Center John Bryant assistiert: "Es wäre eine Enttäuschung, wenn wir den Titel nicht holen." Zum Projekt Meisterschaft gesellt sich Bayerns Debüt in der Euroleague, der Champions League im Basketball. "Das war einer der wichtigsten Gründe, warum ich hierher gewechselt bin. Ich will mit den Besten der Besten spielen", sagte Bryant.

Wobei Bryant (130 Kilo) derzeit vorwiegend damit beschäftigt ist, ein paar überschüssige Pfunde aus der Sommerpause loszuwerden. Während der 26-Jährige am Freitag Interviews gab, strampelte er auf dem Fahrradergometer. Zugang Deon Thompson war überhaupt nicht zu sprechen, er übte nach dem Training Drei-Punkte-Würfe, eine halbe Stunde lang. "Die Jungs sind heiß", glaubt Hamann.

Bleibt eine Ausnahme: Jared Homan. Der Center erhält Einzeltraining, vom Mannschaftstraining ist er ausgeschlossen, wie auch vom Trainingslager ab Sonntag in Bruneck (Südtirol). Weil der exzentrische Spieler die Teamchemie zerstören könnte, war gemutmaßt worden. Weil man seit zwei Monaten nicht mehr mit ihm plane und nicht riskieren will, dass sich Homan im Training verletzt - was einen Wechsel verhindern würde, erklärte Svetislav Pesic am Freitag.

Am Ende wurde Trainer Pesic noch nach der Euroleague gefragt. "Unsere Gruppe ist schwer. Wir müssen uns langsam in Europa etablieren", sagte er, ausnahmsweise vorsichtiger. Mal sehen, wie lange die Zurückhaltung von Svetislav Pesic noch hält.

© SZ vom 24.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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