Basketball-WM und FC Bayern:Das Trio will noch bleiben

Lesezeit: 3 min

Gut gemacht: Isaac Bonga (li.) und Andi Obst gehören zur Startformation der deutschen WM-Mannschaft, Maodo Lo (re.) findet das gut. (Foto: Tilo Wiedensohler/Camera4+/Imago)

Die Bayern-Basketballer sind in die Saisonvorbereitung gestartet, müssen allerdings noch länger auf die Nationalspieler Andi Obst, Isaac Bonga und Niels Giffey verzichten - ein anderer WM-Teilnehmer könnte bald noch hinzukommen.

Von Ralf Tögel, Okinawa

Niels Giffey musste grinsen. Nein, nein, sagte der Basketball-Nationalspieler in der Gymnasiumshalle zu Okinawa, wo die deutsche Mannschaft trainierte, "er muss auch noch hierbleiben". Er, das ist Sylvain Francisco, französischer Internationaler und Zugang beim FC Bayern, dem auch keine längere Pause vor der Ende September beginnenden Saison in der Basketball-Bundesliga (BBL) gegönnt ist.

Die Franzosen sind ja die große Enttäuschung der Weltmeisterschaft in Asien, der EM-Zweite ist nach einer krachenden Niederlage gegen Kanada und einer überraschenden Pleite gegen Lettland als Gruppendritter ausgeschieden und muss nun in der Platzierungsrunde in einer Gruppe mit Iran, Libanon und der Elfenbeinküste um Platz 17 spielen - besser kann der Olympia-Zweite nicht mehr abschneiden. Zudem sind diese Spiele, in denen es für andere Teams noch um ein Ticket für die Olympia-Qualifikationsturniere geht, für Frankreich absolut überflüssig. Der Gastgeber ist für Paris im kommenden Jahr gesetzt.

Francisco darf in seiner Heimat nach dieser Blamage keinen freundlichen Empfang erwarten, doch das wird bei seinem neuen Verein anders sein: Der 25-Jährige ist einer von fünf Neuen bei den Bayern, die den Kader signifikant verstärkt haben, um nach 2019 endlich wieder den Meistertitel an die Isar zu holen. Daran sollen auch die drei deutschen Nationalspieler Anteil haben, die weitaus erfolgreicher als der französische Kollege unterwegs sind: Niels Giffey, Isaac Bonga und Andreas Obst. Das deutsche Team hat eine bravouröse Vorrunde gespielt, Gastgeber Japan, Medaillenfavorit Australien und Finnland geschlagen. Nach dem 100:73-Sieg gegen Georgien in der Überkreuzrunde steht dem Einzug ins Viertelfinale nur noch Slowenien im Weg.

SZ PlusBasketballer Obst im Interview
:"Es ist cool, wenn man nicht überall der Liebling ist"

Nationalspieler Andreas Obst erklärt vor Beginn der Endrunde, warum der Meistertitel für den FC Bayern Pflicht ist, wie groß die Chancen auf eine WM-Medaille im Herbst sind und warum er als Vater von Drillingen seine Karriere beenden würde.

Interview von Ralf Tögel

Großen Anteil an diesem Lauf der Mannschaft - noch nie ist eine deutsche Auswahl so erfolgreich in eine WM gestartet - hat die Bayern-Abordnung. Obst hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der besten Distanzschützen in der Euroleague entwickelt und steht in der deutschen Startformation. Das Selbstbewusstsein des 27-Jährigen ist angemessen groß: "Unser Ziel ist eine Medaille." Teamkollege Bonga zählt nach der Verletzung von Franz Wagner ebenfalls zur Starting Five. Im Gegensatz zu den beiden Münchner Teamkollegen hat er beim Gewinn der EM-Bronzemedaille gefehlt, nun findet der 23-Jährige, sei es Zeit für sein erstes Edelmetall: "Das war schon bitter, aber so konnte ich es aus der Fan-Perspektive angucken, das war mal sehr interessant."

Neben tadellosen Abwehrleistungen setzt Bonga zusehends in der Offensive Akzente, glänzt hinter Dennis Schröder und Maodo Lo auch als dritter Spielgestalter: "Ich fühle mich in der Rolle gut, weil ich das auch früher schon oft gespielt habe, das ist auch eine meiner Qualitäten. Spielmacher zu sein, das ist immer eine Option." Die Vielseitigkeit ist die große Stärke des 2,04-Meter großen Guards, der neben seiner Defensivstärke einen guten Distanzwurf und viel Zug zum Korb hat. Bundestrainer Gordon Herbert weiß das zu schätzen, schon beim Viertelfinaleinzug im olympischen Turnier in Tokio, das ja ohne Schröder stattfand, war Bonga einer der bestimmenden Spieler: "Isaac ist schon wegen seiner Vielseitigkeit sehr wichtig für die Mannschaft und er entwickelt sich ständig weiter."

Wichtiger Rollenspieler: Niels Giffey, hier im Spiel gegen Japan. (Foto: Zhang Xiaoyu/Imago/Xinhua)

Überhaupt spart der Bundestrainer nicht mit Lob für das Münchner Trio, Giffey möchte er ebenfalls nicht missen: "Seit der Verletzung von Franz Wagner muss er mehr Verantwortung übernehmen, er ist sehr wichtig für uns." Giffey ist mit seinen 32 Jahren der älteste Spieler im Kader, genießt das Turnier trotz seiner Rolle als Ersatzspieler: "Wir verstehen uns alle sehr gut untereinander, das macht es einfacher, dass man in seiner Rolle für die Mannschaft auch Abstriche machen muss. Aber der Erfolg heilt alle Wunden."

Der Weltverband Fiba führt den Montenegriner Dino Radoncic bei der WM als Bayern-Profi, in München wurde er aber noch nicht vorgestellt

In München wird er wieder mehr Spielanteile bekommen, das hat der neue Bayern-Trainer Pablo Laso bereits angekündigt: "Niels ist der Klebstoff für das Team, er kann verschiedene Positionen spielen, ist einer der besten Verteidiger und auch einer der erfahrenen Spieler. Jede Mannschaft braucht Veteranen, die sie führen können, das beherrscht Niels sehr gut." Laso muss in der gerade beginnenden Saisonvorbereitung auf seine drei Nationalspieler zwar noch ein Weilchen verzichten, für die Saison sind sie dann aber essentielle Bestandteile im Münchner Kader: "Isaac ist ein ganz wichtiger Faktor, schon weil er alle Positionen verteidigen kann. Offensiv zeigt er gerade, was er kann, er wird auch uns die richtigen Dinge geben. Andi ist sehr wichtig, er öffnet das Spielfeld für die Mitspieler, er ist ein großer Schütze."

Dass es für das Münchner Trio nur eine minimale Pause geben wird, daran wollen sie derzeit nicht denken. "Ich hoffe, dass wir hier noch ein Weilchen beschäftigt sind", sagt Obst. Giffey findet, dass "es nach Olympia schlimmer war, da haben wir praktisch durchgespielt. Es wird aber eine Herausforderung, das ist klar". Trainer Laso wird seinen WM-Fahrern ein paar freie Tage gönnen, das gilt auch für Francisco - und eventuell für einen gewissen Dino Radoncic. Der 24-Jährige erreichte mit Montenegro die Überkreuzrunde, zuletzt spielte der in Gießen geborene Flügelspieler beim spanischen Erstligisten Saragossa. In München wurde er zwar noch nicht als Zugang vorgestellt, der Weltverband Fiba ist da allerdings schon weiter und führt ihn unter folgendem Verein: FC Bayern München.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusInterview mit Basketball-Trainer Pablo Laso
:"Ich glaube nicht an die Tyrannei des Ergebnisses"

Mit Real Madrid hat Pablo Laso viele Titel gesammelt - jetzt soll er das Projekt FC Bayern vorantreiben. Er erklärt seine Pläne, seine legendären Flüche am Feldrand - und warum Deutschland plötzlich ein WM-Mitfavorit ist.

Interview von Javier Cáceres

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: