Basketball:Sechs von 32

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Enttäuscht von seinen Spielern - und vor allem von den Distanzschützen: Bayern-Trainer Andrea Trinchieri. (Foto: Ulrich Gamel/imago)

Die Bayern-Basketballer beginnen ihre Vier-Spiele-Woche mit einer völlig unnötigen 63:65-Heimniederlage gegen die Niners aus Chemnitz. Für Münchens Trainer Andrea Trinchieri ist die miserable Dreierquote ausschlaggebend.

Von Sebastian Winter

Es war keine entspannte Woche für die Basketball-Profis des FC Bayern München, aber immerhin eine ohne Reisestress - und mit ungewöhnlich vielen Übungseinheiten, die der deutsche Pokalsieger nach der Absage des Euroleague-Spiels in Istanbul absolvieren konnte. Eine ganze Trainingswoche, das hat Seltenheitswert im vollgepackten Basketball-Kalender, sie ist auch deshalb so wertvoll für Trainer wie den FC-Bayern-Coach Andrea Trinchieri. Gerade in Zeiten, in denen er sein Personal wegen der Corona-Pandemie andauernd neu justieren muss. Täglich habe Trinchieri also nach dem 95:86-Erfolg in Bamberg vom 2. Januar in Gruppen und auch individuell mit seinem Personal gearbeitet, berichtete der Klub vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen Chemnitz.

Mit dieser Begegnung war die intensive Übungsphase am Sonntag aber auch wieder vorbei. Vier Partien in acht Tagen stehen nun auf dem Programm, inklusive der Euroleague-Heimspiele gegen Kaunas am Dienstag und Monaco am Donnerstag sowie dem Bundesliga-Topspiel gegen Bonn am kommenden Sonntag. Doch die Bayern stolperten schon beim vermeintlich einfachsten Vergleich gegen den Tabellenachten aus Sachsen, obwohl sie bis 25,2 Sekunden vor Schluss vorne gelegen hatten. 63:65 (42:31) hieß es am Ende eines so punkte- wie tempoarmen Spiels aus Sicht der Münchner, bei denen Trinchieri erst spät zur Pressekonferenz erschien, was ein Zeichen dafür war, dass viel Gesprächsbedarf bestand in der Kabine.

Trinchieri spricht von einer "schlimmen Niederlage" und einem "sehr schlechten Tag für den FC Bayern"

Auch die Statistik hatte es an diesem tristen Spätnachmittag im zuschauerlosen Audi Dome ja nicht gut gemeint mit den Bayern. Nur 22 Punkte hatten sie in den letzten beiden Vierteln erzielt, Chemnitz waren 32 Defensiv-Rebounds gelungen, fast so viele wie den Bayern insgesamt. Aber da war vor allem diese indiskutable Dreierquote: 19 Prozent. "Sechs von 32 Dreiern, das hat uns das Spiel gekostet", sagte Trinchieri, als er doch noch vor dem Mikrofon erschien. Der 53-jährige Italiener war bedient, er hatte unbedingt mit einem Erfolg in die schwere Woche starten wollen. Doch nun musste er sich über eine "schlimme Niederlage" ärgern, er sprach von einem "sehr schlechten Tag für den FC Bayern".

Wenn zwei sich streiten - freut sich Chemnitz: Bayerns K. C. Rivers und Nick Weiler-Babb (rechts) beim Rebound. (Foto: Ulrich Gamel/imago)

Dabei hatten sie gut begonnen, konzentriert, die vielen Übungseinheiten der zuletzt arg ausgelaugt wirkenden Münchner schienen Früchte zu tragen. Trinchieris Team lag mit sechs Punkten in Führung, doch so schnell es in Führung gegangen war, so schnell schwand seine Treffsicherheit. Chemnitz erarbeitete sich beim 12:11 zum ersten Mal selbst einen Vorsprung, Trinchieri nahm die erste Auszeit. Chemnitz fiel auch danach mit seiner extrem bissigen Defense auf, und als Malte Ziegenhagen der Korb zum 17:11 gelang, ahnte man schon, dass es ein weiterer schwerer Abend für die Bayern werden würde. Gute Erinnerungen hatten sie ja sowieso keine an Chemnitz, das sie Mitte November beim Viertelfinalsieg im BBL-Pokal ihrer ersten Titelchance beraubt hatte.

Das zweite Viertel war das mit Abstand beste der Bayern, die defensiv kompakt standen - und trafen. Rückkehrer Leon Radosevic setzte mit einem Dreier zum 33:26 sein erstes (und einziges) Ausrufezeichen, mit einer Elf-Punkte-Führung ging der Favorit in die Halbzeitpause. Doch Trinchieris Strategie, die Kontrolle zu behalten und das Spiel nicht unnötig schnell zu machen, ging danach nicht mehr auf, auch weil seine Schützen schlecht zielten.

Aus einer 63:57-Führung wurde ganz am Ende ein 63:60, ein 63:62, auch der mit 19 Punkten beste Scorer auf dem Feld, Deshaun Thomas, verfehlte das Ziel. Dafür traf Chemnitz' neuer US-Guard Trent Lockett 25,2 Sekunden vor Schluss zum 65:63 für die Sachsen. Nach Trinchieris Auszeit traf auch Walden nicht, Chemnitz bekam auch noch zwei Freiwürfe, die Isiah Mike beide nicht verwandelte. Den Gästen war das 0,6 Sekunden vor dem Ende egal, das Sirenengeheul ging in ihrem Jubel fast unter. Und die Bayern gehen nun mit vielen Fragezeichen in ihre wichtige Euroleague-Woche.

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