Basketball-Playoffs:Schnell aufpumpen

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"Wenn es um etwas geht, können wir liefern." - Bayern-Nationalspieler Niklas Wimberg (re., gegen Göttingens Till Pape). (Foto: Ulrich Gamel/Kolbert-Press/Imago)

Nach dem hauchdünnen 87:85-Sieg fährt der FC Bayern mit einer 2:0-Führung zum dritten Spiel nach Göttingen. Trainer Trinchieri attestiert seinem Team die Leistung eines "platten Reifens", nun fehlt wohl auch noch Kapitän Andreas Obst.

Von Ralf Tögel

Es gab zwei besonders bemerkenswerte Szenen im zweiten Playoff-Viertelfinale zwischen den Basketballern des FC Bayern München und denen der BG Göttingen. Drei Sekunden vor dem Spielende schritt Münchens Spielmacher Cassius Winston zum gegnerischen Korb, um zwei Freiwürfe auszuführen. Es stand 85:85-Unentschieden. Hätte er beide verwandelt, wäre den Göttingern die Chance zum Ausgleich geblieben, oder gar per Dreier noch zu gewinnen. Im Basketball sind drei Sekunden genug Zeit. Also gab ihm Trainer Andrea Trinchieri die Anweisung mit auf den Weg, den zweiten Freiwurf gegen den Ring zu werfen und sich dann den Abpraller zu greifen. Ein riskantes Manöver, aber es gelang und brachte den Bayern den hauchdünnen 87:85-Sieg.

Dann war da noch die 25. Spielminute: Kapitän Andreas Obst rutschte unter dem gegnerischen Korb aus und überstreckte sich böse das Knie, das Spiel war für ihn beendet. Das war der Moment, der die Münchner völlig aus dem Tritt brachte. In Vladimir Lucic, Augustine Rubit und Othello Hunter fehlen bereits wichtige Führungsspieler, immerhin gab es bei Obst am Tag danach leichte Entwarnung. Der Kapitän wird mit dem Team anreisen, ob er schon am Sonntag in Göttingen (15 Uhr) mitwirken kann, ist fraglich. Vielleicht hatte es ja Erfolg, dass Teamkollege Niklas Wimberg nach dem Spiel höhere Mächte angerufen hatte: "Ich bete, dass Andi am Sonntag wieder dabei ist."

Der Ausfall von Obst hinterließ jedenfalls Spuren: "Das hat uns Energie geraubt, das war ein Schock", erklärte Wimberg den Richtungswechsel auf dem Feld, denn nach einer recht komfortablen 55:43-Führung, die einen ähnlichen Spielverlauf versprach wie beim 87:67-Erfolg im ersten Spiel der Best-of-five-Serie, rückten die Gäste dem Pokalsieger gefährlich nahe auf den Pelz.

Angesichts der Vereinsvorgabe, die Saison mit dem Double zu beenden, war die Leistung bedenklich

Trinchieri bemühte hernach seine typische Bildsprache, um die Leistung der Seinen einzuordnen: "Wir haben gespielt wie ein platter Reifen." Immerhin mit gutem Ende, allerdings hinterließ die Leistung der Spieler tiefe Sorgenfalten auf seiner Stirn, denn die fehlende Konstanz begleitet sein Team schon die gesamte Saison. Trinchieri machte es an diesem Abend an den "Rookies" fest, er habe also zu viele Spieler, die erstmals in Europa respektive der Basketball-Bundesliga (BBL) zu Werke gehen. Womit er das US-Trio Winston, Center Freddie Gillespie und den nachverpflichteten Zylan Cheatham ansprach.

Dieser Hinweis des Trainers klingt etwas ratlos, denn im Kader tummeln sich noch genügend gestandene Nationalspieler, wie die EM-Bronze-Gewinner Nick Weiler-Babb und Niels Giffey, die Nationalspieler Isaac Bonga und Wimberg, beide unter anderem für Deutschland 2020 bei Olympia in Tokio, oder der Serbe Ognjen Jaramaz. Corey Walden, D.J. Seeley und Elias Harris haben Euroleague-Erfahrung, freilich war Letzterer lange verletzt. Angesichts der Vereinsvorgabe, die Saison mit dem Double zu beenden, war die Leistung bedenklich, denn Göttingen ist ein durchschnittliches BBL-Team, die großen Brocken auf dem Weg zum Titel kommen noch.

Die Göttinger haben trotz Niederlage Selbstvertrauen getankt, zumal sie den Hauptrundenvergleich in eigener Halle gewonnen haben - die Münchner müssen also schnell neue Energie finden. Woran Wimberg keine Zweifel hat: "Wir haben genügend Jungs, die in einen anderen Modus schalten, wenn es um etwas geht. Und wir haben gezeigt, dass wir dann liefern können."

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