Basketball-Playoffs:Wie ein platter Reifen

Lesezeit: 2 min

Andi Obst (re., gegen Javon Bess) war bis zu seinem Ausscheiden einer der besten Münchner. Ob es für ihn weitergeht, ist fraglich (Foto: Marcel Engelbrecht/Eibner/Imago)

Der FC Bayern zittert sich zu einem 87:85-Sieg gegen die BG Göttingen, führt 2:0 in der Playoff-Serie und kann am Sonntag das Halbfinale buchen. Alles gut? Wohl kaum. Neben der schwachen Leistung bereitet vor allem die Verletzung von Andi Obst Sorgen.

Von Ralf Tögel

Die Basketballer des FC Bayern haben auch die zweite Partie gegen die BG Göttingen im Audi Dome mit 87:85 gewonnen und führen in der Best-of-five-Serie mit 2:0. Somit könnten die Münchner am kommenden Sonntag mit einem Erfolg in Göttingen bereits das Halbfinale buchen. Sollte das misslingen, fände auch Spiel vier am Dienstag (15 Uhr) bei der BG statt.

Das war es aber schon mit den guten Nachrichten aus Münchner Sicht, vor allem die üble Verletzung von Andi Obst dürfte Trainer Andrea Trinchieri noch Sorgen bereiten. Der Guard rutsche Mitte des dritten Viertels unter dem gegnerischen Korb aus und überdehnte sich stark das Knie. Eine genaue Diagnose steht noch aus, wie der Nationalspieler aber von Betreuern gestützt in die Kabine geführt wurde, gibt wenig Anlass zur Hoffnung. Nach dem Ausscheiden von Obst, der bis dahin zu den besten Münchnern zählte, verlor der Pokalsieger völlig den Faden und schrammte nur hauchdünn an einer Niederlage vorbei.

Basketballer aus Bonn
:Rotgeweinte Augen bei den Baskets

Angeführt von T. J. Shorts gewinnen Bonns Basketballer als erstes deutsches Team die Champions League. Spätestens mit diesem lange ersehnten Triumph gelten sie auch als Anwärter auf die deutsche Meisterschaft.

Von Ulrich Hartmann und Ralf Tögel

Schon die erste Partie am Dienstag hatte sich zäh gestaltet, gleichwohl gelang den Gastgebern ein recht ungefährdeter 87:67-Erfolg, wobei sich das Team bereits weit jenseits der Bestform präsentierte. "Es ging in erster Linie darum, richtig in die Serie zu kommen.", ließ Trinchieri noch recht gelassen wissen, nun wirkte er weniger entspannt. "Nach dem Aus von Andi haben wir gespielt wie ein platter Reifen. Immerhin haben wir eine Möglichkeit gefunden, das Spiel zu gewinnen."

Eine riskante Aktion bringt den Sieg

Die allerdings war sehenswert: Als Spielmacher Cassius Winston drei Sekunden vor dem Ende zu zwei Freiwürfen antrat, gab ihm der Trainer die Anweisung, den zweiten gegen den Ring zu werfen und zu versuchen, sich den Rebound zu sichern. Das gelang, Winston wurde erneut gefoult und traf einen der beiden folgenden Freiwürfe zum Sieg. Das Foul allerdings, das beim Gleichstand zu den Freiwürfen geführt hatte, war umstritten. Während Trinchieri ein klares Vergehen analysierte, saß der Göttinger Kollege Roel Moors sichtlich bedient in der Presskonferenz - er war wie alle Göttinger der Meinung, dass Winston weggerutscht war. So blieb es bei dem hauchdünnen Sieg, der indes wenig Anlass zur Euphorie hinterließ.

Playoff-tauglich waren nur die 6400 Zuschauer, die den ausverkauften Audi Dome in der nervenaufreibenden Schlussphase in ein Tollhaus verwandelten. Die Spieler jedenfalls, die allesamt die frenetische Unterstützung würdigten, zeigten sich in einer bedenklichen Verfassung. Die Göttinger erwiesen sich erneut als unbequemer Kontrahent, der sich hartnäckig gegen die Niederlage stemmte - was genügte, um den Pokalsieger in arge Nöte zu stürzen. Zur Pause führten die Bayern noch zweistellig (55:43), nach dem Wechsel allerdings genügte das Ausscheiden von Obst, um sie völlig aus der Bahn zu werfen. Das Spiel wurde fehlerhaft, die Würfe schwächer, nur dank seiner individuellen Qualität hangelte sich der Favorit mit Einzelaktionen zum Sieg. Aber kein Akteur war in der Lage, Akzente zu setzen, die die Kollegen mitreißen.

Dies allein am Fehlen der Führungskräfte Vladimir Lucic, Othello Hunter und Augustine Rubit festzumachen, wäre zu einfach. Immerhin standen nach wie vor eine Handvoll gestandener Nationalspieler wie Nick Weiler-Babb, Niels Giffey, Isaac Bonga oder der Serbe Ognjen Jaramaz auf dem Feld sowie erfahrene Akteure wie Corey Walden oder Elias Harris. Trinchieri sprach in diesem Zusammenhang von "zu vielen Rookies", womit er die US-Kräfte Winston, Freddie Gillespie und Zylan Cheatham meinte, die erstmals in Europa spielen. Die seien nach dem Aus von Obst "auf die dunkle Seite geraten". Er werde nun versuchen, sie wieder ins Licht zu führen. Bis Sonntag hat er Zeit.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBasketballer T.J. Shorts
:Wahre Größe bemisst sich nicht in Zentimetern

Als Jugendlicher galt T.J. Shorts mit 1,75 Metern als zu klein für Basketball, weshalb ihm die NBA verwehrt blieb. Jetzt aber hat er mit den Telekom Baskets Bonn alles gewonnen, was es zu gewinnen gab - und seine Geschichte ist noch nicht zu Ende.

Von Jonas Beckenkamp

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: