Basketball:Mit dem letzten Wurf

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Ist es zu fassen? Trainer Andrea Trinchieri gibt auch beim Playoff-Debüt der FC-Bayern-Basketballer in der Euroleague wieder alles. (Foto: Mladen Lackovic /Imago)

In einem nervenaufreibenden Duell verlieren die Basketballer des FC Bayern ihr Auftaktspiel der Euroleague-Playoffs beim Favoriten Olimpia Mailand 78:79.

Von Ralf Tögel, Mailand/München

Die Basketballer des FC Bayern München haben das erste Euroleague-Playoff-Spiel ihrer Vereinsgeschichte bei Armani Olimpia Mailand nach einer extrem spannenden Schlussphase und großem Kampf mit 78:79 (44:27) Punkten verloren. Nun bleiben zwei Tage Zeit, um zu regenerieren, am Donnerstag (20.45 Uhr) folgt an selber Stelle die zweite Partie der Best-of-five-Serie.

Angefangen hatte alles vor elf Jahren in der für Heimspiele umgebauten Olympia-Eissporthalle München. Uli Hoeneß, weiland noch Präsident, hatte mit seinem Ja-Wort die rasante Entwicklung seiner neuen Profi-Abteilung ermöglicht. Und nun standen seine Basketballer also tatsächlich zum bisher bedeutendsten Basketball-Spiel der Klubhistorie auf dem Parkett des gähnend leeren Mediolanum Forum, in dem zu solchen Anlässen im Normalfall 12700 Zuschauer einen Höllenlärm veranstalten. FC-Bayern-Trainer Andrea Trinchieri hatte vor der Serie Druck von der Mannschaft genommen: Man sei nun an einem Punkt angelangt, an dem man "als totaler Außenseiter jeden einzelnen Moment genießen" solle. Das war natürlich tief gestapelt, denn keiner weiß so gut wie der Italiener, was seine Auswahl zu leisten vermag.

Die Gastgeber zeigen sich beeindruckt von der Leistung der Münchner

Die Erinnerungen aus der Hauptrunde an diese Spielstätte waren nicht die besten, Mailand hatte den Bayern im ersten Vergleich eine 51:75-Niederlage beigebracht, die höchste der gesamten Saison. Das wollten sich die Münchner kein zweites Mal bieten lassen, die Gäste waren von der ersten Sekunde an hellwach. Den 0:3-Rückstand durch den ehemaligen Münchner Malcolm Delaney egalisierte Nick Weiler-Babb mit einem feinen Dreier, danach dribbelte Regisseur Wade Baldwin in seiner unnachahmlichen Weise durch die gegnerischen Reihen und schon führten die Gäste 6:3. Fortan war es ein ausgeglichenes Kräftemessen, mit wechselnder Führung und dominiert von beiden Abwehrreihen. JaJuan Johnson traf zur knappen 18:16-Führung der Münchner nach dem ersten Viertel.

Die Gastgeber waren beeindruckt, jenes hoch gelobte Ensemble von europäischen Spitzenspielern, das zusammengestellt wurde, um mindestens das Final Four zu erreichen. Und die Verunsicherung der Olimpia-Basketballer sollte weiter steigen, denn die Bayern zeigten ein überragendes zweites Viertel. Egal, ob beim Rebound, beim Wurf oder in der Defense - sie waren klar besser. Olimpia ist sicher stärker besetzt, aber die Münchner hat ihr Kampfgeist und die Geschlossenheit durch die Saison getragen. Und wieder waren es Akteure, die man nicht unbedingt auf der Rechnung haben musste, die übernahmen. Besonders D. J. Seeley lief heiß und versenkte drei Dreier. Selbst den Schock, als sich Weiler-Babb bei einem Korbleger den Fuß vertrat und vom Feld getragen werden musste, überstand das Team unbeeindruckt: JaJuan Johnson (10 Punkte) und wieder Seeley stellten die überraschend deutliche 44:27-Pausenführung her - das Viertel war mit 26:11 Punkten an die Bayern gegangen.

Mailand holt auf, München wehrt sich

Mailands Trainer Ettore Messina wunderte sich auf dem Weg von der Kabine zurück aufs Feld über die Nervosität seiner Spieler, Kollege Trinchieri wusste bereits, was er zu erwarten hatte: "Sie werden bissig aus der Kabine kommen." Er sollte Recht behalten, Mailand erhöhte den Druck in der Defensive und traf besser. Mit einem 12:3-Lauf drückten die Gastgeber den Rückstand erstmals wieder in den einstelligen Bereich auf 39:47, aber die Bayern reagierten kühl und konzentriert. Zan Sisko übernahm für Weiler-Babb und brachte Baldwin Entlastung - und Topscorer Seeley (23 Punkte) traf einfach weiter: Vor dem letzten Viertel führten die Münchner 64:51.

Aber Olimpia hat eben diese enorme Breite an Klassespielern im Team und plötzlich war der spanische Weltmeister Sergio Rodriguez (13) da, von dem bis dahin nichts zu sehen war. Zusammen mit Zach Leday (17) startete er die Aufholjagd, zudem fehlte Weiler-Babb in der Defensive merklich. Und tatsächlich gelang Olimpia eine Minute vor dem Ende der 74:74-Ausgleich. Die letzten 60 Sekunden waren an Spannung kaum zu überbieten, aber die Bayern ließen zu viele Chancen liegen und Mailand gewann mit dem letzten Wurf.

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